WOLFSBURG (dpa-AFX) - Europas größter Autokonzern Volkswagen
Die Volkswagen-Vorzugsaktie fiel am Vormittag um 3,4 Prozent auf 119,30 Euro. Die Aktie hat schon seit längerem einen negativen Trend: Im Frühjahr 2022 war das Papier noch um die 190 Euro wert, im Frühjahr 2021 sogar an die 250 Euro.
Der Finanzmittelzufluss (Cashflow) sei schwach ausgefallen, schrieb Analyst Jose Asumendi von der US-Großbank JPMorgan. Wenn Einmaleffekte herausgerechnet würden, untermauere jedoch das operative Ergebnis die Profitabilitätsziele des Konzerns für das Gesamtjahr.
Nach dem ersten halben Jahr kappte der Konzern angesichts der mauen Wirtschaftslage seine Ziele für die Auslieferungen im Gesamtjahr. So sollen 2023 nun zwischen 9 und 9,5 Millionen Fahrzeuge an die Kunden gehen. Die Wolfsburger waren bisher von rund 9,5 Millionen Stück ausgegangen, nach 8,3 Millionen im Vorjahr. Fachleute hatten ohnehin Zweifel, ob VW
Blume versuchte in einer Telefonkonferenz mit Analysten, Sorgen um den Auftragsbestand vor allem in Westeuropa zu zerstreuen. Derzeit liege dieser weiter bei 1,65 Millionen Fahrzeugen, davon mehr als 200 000 Vollelektroautos. Auch wenn wegen gekürzter Förderungen im europäischen Geschäft eine gewisse Abkühlung bei der Elektronachfrage zu verspüren gewesen sei, habe der Konzern seit Mai wieder eine gewisse Belebung bei den Bestellungen erfahren.
Insgesamt sieht der Manager den Konzern auf gutem Weg. "Die Absatzzahlen in Nordamerika ziehen an, in China festigen wir unsere Position durch technologische Partnerschaften und zusätzlich geht der Trend bei unseren vollelektrischen Fahrzeugen in die richtige Richtung", sagte er.
Beim Jahresumsatz bleibe VW ohnehin voll auf Kurs, das gesteckte Ziel von 10 bis 15 Prozent Plus und damit 307 bis 321 Milliarden Euro zu erreichen, hieß es. Auch die Prognose für die um Sondereinflüsse bereinigte operative Gewinnmarge bleibt unangetastet bei 7,5 bis 8,5 Prozent, auch weil das Spar- und Ergebnisprogramm bei den Massenmarken im zweiten Halbjahr Wirkung zeigen soll.
Im abgelaufenen zweiten Quartal erzielte VW einen Umsatzanstieg von gut 15 Prozent auf 80,1 Milliarden Euro. Das Ergebnis nach Steuern fiel wegen höherer Steuern um gut 3 Prozent auf 3,79 Milliarden Euro.
Das bereinigte operative Ergebnis fiel mit 5,6 Milliarden Euro zwar um fast 19 Prozent höher aus als vor einem Jahr, lag damit aber unter der Durchschnittsschätzung von Experten. Wie im ersten Quartal belastete die Bewertung von Rohstoffsicherungsgeschäften, diesmal fielen dafür 1,2 Milliarden Euro an. Der Ausstieg aus dem Russlandgeschäft kostete noch einmal 0,4 Milliarden Euro, vor allem wegen der Umrechnung von Währungen. VW hat für den Verkauf der russischen Tochtergesellschaften nur einen Verkaufspreis von 125 Millionen Euro erzielt. Der Konzern hatte bereits vor einem Jahr infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine viel auf die russischen Geschäfte abschreiben müssen.
Vor allem die Massenmarken im Konzern (VW Pkw, Seat, Skoda, VW Nutzfahrzeuge) sowie das Chinageschäft macht den Managern Sorge. Am Vortag verkündete VW den Einstieg beim chinesischen Elektroautobauer Xpeng
Damit will VW wieder an Schwung gewinnen in der Volksrepublik. In diesem Jahr hat der Konzern vor allem wegen mauer Verkäufe von Elektroautos seine jahrzehntelange Marktführerschaft im Land an den Elektroautohersteller BYD
Bei den Massenmarken sollen im zweiten Halbjahr die Sparprogramme greifen. Zwar besserte sich das Bild gegenüber dem schwachen Vorjahreszeitraum im ersten Halbjahr deutlich. Doch die Kernmarke VW Pkw erzielte in den ersten sechs Monaten eine operative Umsatzrendite von lediglich 3,8 Prozent - sprich von 100 Euro Umsatz blieben im Tagesgeschäft nur rund 3,80 Euro Betriebsgewinn.
VW-Kernmarkenchef Thomas Schäfer hatte bereits ein milliardenschweres Spar- und Ergebnisprogramm angekündigt, dessen Details bis zum Herbst stehen sollen. Dabei ist unter anderem geplant, Produktion verschiedener Marken in den Werken zusammenzulegen. Zudem soll der Vertrieb bei den Händlern umgebaut werden, auch um Rabatt-Konkurrenz unter den eigenen Händlern auszuschließen./men/mis/jha/