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ROUNDUP: Bausoftwareanbieter Nemetschek wächst langsamer und büßt Ergebnis ein

31.07.2023
um 08:46 Uhr

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Softwareanbieter Nemetschek hat im zweiten Quartal angesichts der Umstellung auf Softwareabonnements weniger verdient als erwartet. In der Sparte mit Software rund um den Bau bekam der Münchener Konzern neben der Verlagerung auf das Abo-Modell auch die lahmende Konjunktur zu spüren, der Umsatz in dem Geschäft ging zurück. Etwas besser lief es trotz der mauen Wirtschaftslage im Geschäft mit Konstruktionssoftware und auch im noch kleinen Bereich mit Medienprogrammen, die unter anderem in Videospielen und Film- und Serienproduktionen zum Einsatz kommen.

"Auch wenn das Marktumfeld für die Bauindustrie in Europa seit letztem Jahr anspruchsvoller geworden ist und wir mitten in der Umstellung unseres Geschäftsmodells sind, liegen wir nach dem ersten Halbjahr auf Plan", sagte Vorstandschef Yves Padrines und bestätigte damit am Montag die Jahresprognosen. Erstmals sei der Anteil der wiederkehrenden Umsätze - also Abos und Wartungserlöse - auf rund 75 Prozent gestiegen. Nemetschek will wie der Großteil der Softwarekonzerne mit dem Umbau vor allem die Planbarkeit von Umsätzen erhöhen und die Kunden stärker an sich binden.

Die Aktie des MDax -Konzerns lag vorbörslich auf der Handelsplattform Tradegate 1,1 Prozent im Minus im Vergleich zum Xetra-Schluss. Das Papier hat sich im laufenden Jahr mit einem Plus von gut einem Drittel bislang ordentlich vom Abschwung im vergangenen Jahr erholt. Das Rekordhoch im September 2021 lag allerdings bei über 116 Euro noch weit entfernt.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging im Jahresvergleich im zweiten Quartal um 18,2 Prozent auf 56,1 Millionen Euro zurück. Das war ein etwas stärkerer Rückgang als von Analysten erwartet. Der Umsatz legte derweil um 1,8 Prozent auf 207,5 Millionen Euro zu. Währungsbereinigt war das ein Plus von 3,3 Prozent, was weniger war als im ersten Jahresviertel.

Baader-Bank-Analyst Knut Woller schrieb in einer Reaktion am Morgen, umsatzseitig habe Nemetschek wie erwartet abgeschnitten, bei der operativen Marge aber die Schätzungen verfehlt. Da sich die Markterwartungen bislang auf die Mitte der Prognosebandbreiten eingestellt habe, Nemetschek bis dato aber eher am unteren Ende liege, könnten die Erwartungen sinken.

"Ungeachtet der momentanen Marktlage sind die strukturellen langfristigen Wachstumstreiber in unseren Industrien weiterhin intakt", sagte Padrines. Für das laufende Jahr hatte Nemetschek die Übergangsphase ohnehin in Aussicht gestellt, mit niedrigerem währungsbereinigten Wachstum von vier bis sechs Prozent und einer niedrigeren operativen Marge als in den Vorjahren. Im kommenden Jahr sollen die Geschäfte aber wieder prozentual zweistellig anziehen, auch die Marge dürfte dann wieder über 30 Prozent liegen, wenn es nach den Plänen des Managements geht.

Im zweiten Quartal belasteten den Angaben zufolge im operativen Ergebnis neben der Umstellung auf Abonnementzahlungen auch Einmaleffekte für Personalaufwendungen sowie Marketinginvestitionen. Die operative Marge lag mit 27 Prozent 6,6 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert und auch unter dem für dieses Jahr angestrebten Korridor von 28 bis 30 Prozent. Unter dem Strich sackte der Überschuss im zweiten Quartal um 29,4 Prozent auf 32,8 Millionen Euro ab.

Nemetschek bietet vor allem Software für Architekten, Bauzeichner, Bauunternehmen, Immobilienverwalter und Medienunternehmen an. Das Unternehmen hat rund 3600 Mitarbeiter. Gut die Hälfte der Aktien gehören der Stiftung des Unternehmensgründers Georg Nemetschek oder seiner Familie. Nemetschek wird an der Börse insgesamt mit 7,6 Milliarden Euro bewertet, damit liegt die Firma im oberen Drittel im Nebenwerteindex MDax./men/mne/jha/

Nemetschek SE

WKN 645290 ISIN DE0006452907