MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re
Obwohl die Munich Re im zweiten Quartal weniger verdiente als von Analysten im Schnitt erwartet, wurden die Neuigkeiten an der Börse positiv aufgenommen. Die Munich-Re-Aktie lag um die Mittagszeit mit gut zwei Prozent im Plus bei 353,20 Euro. Damit rangierte sie aber noch hinter den Aktien der kleineren Konkurrentin Hannover Rück
Unterdessen wittert Konzernchef Wenning eine länger anhaltende Phase steigender Preise für Rückversicherungsschutz. So habe das Prämienniveau in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung zuletzt noch etwas stärker angezogen als zuvor.
Bei der jüngsten Vertragserneuerung zum 1. Juli setzte die Munich Re bei ihren Kunden - also Erstversicherern wie Allianz und Axa
Nach Wennings Einschätzung dürfte Rückversicherungsschutz gegen die Folgen von Naturkatastrophen auch in den kommenden Jahren nicht billiger werden. So hätten sich die durch den Klimawandel verursachten Schäden in den vergangenen Jahren verdoppelt, egal ob es um aufsehenerregende Katastrophen wie Hurrikane oder kleinere Ereignisse gehe. "Dieser Trend verändert sich nicht", sagte der Munich-Re-Chef. Daher wisse er nicht, warum die Preise in diesem Segment wieder sinken sollten. Für die Munich Re sei deshalb jetzt die Zeit, dieses Geschäft auszubauen. "Und entsprechend ergreifen wir unsere Chancen."
In anderen Geschäftsfeldern der Rückversicherung rechnet Wenning zwar irgendwann wieder mit einer Trendumkehr bei den Preisen. Die Munich Re werde aber "weiter liefern", sagte er. Sein Ziel seien stetig steigende Erträge.
Im ersten Halbjahr verdiente die Munich Re unter dem Strich rund 2,4 Milliarden Euro. Das sind zwar 21 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, aber deutlich mehr als die Hälfte des für 2023 angepeilten Jahresgewinns. So hatte der Rückversicherer diesmal höhere Großschäden zu schultern, zudem verkaufte er zuletzt bewusst festverzinsliche Wertpapiere mit Verlust, die wegen des allgemein gestiegenen Zinsniveaus an Wert verloren hatten.
Im zweiten Quartal erwirtschaftete die Munich Re konzernweit einen Versicherungsumsatz von 14,2 Milliarden Euro, knapp drei Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Seit diesem Jahr berechnen die Munich Re und andere große Versicherer ihre Geschäftszahlen erstmalig nach den neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 17 und IFRS 9. Der Versicherungsumsatz ersetzt dabei die bisherigen Prämieneinnahmen. Die Vorjahreswerte wurden entsprechend angepasst.
Unter dem Strich verdiente die Munich Re im zweiten Quartal 1,15 Milliarden Euro und damit 27 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Während die Erstversicherungstochter Ergo kräftig zulegte, sackte der Gewinn der Rückversicherungssparte auch wegen Belastungen aus dem Verkauf von niedrigverzinsten Anleihen deutlich nach unten und verfehlte die durchschnittlichen Erwartungen von Branchenexperten.
Aus Sicht von Kamran Hossain von der US-Bank JPMorgan hat die Munich Re jedoch nur auf den ersten Blick schwächer abgeschnitten als gedacht. Die Details zeigten ein deutlich positiveres Bild, schrieb er am Morgen. Laut seinem Kollegen Philip Kett vom Analysehaus Jefferies fiel der operative Gewinn der Schaden- und Unfall-Rückversicherung zwar deutlich niedriger aus als am Markt erwartet. Die Lebens- und Kranken-Rückversicherung habe hingegen mehr abgeworfen als gedacht. Besonders lobte er die Solvenzquote des Konzerns, die mit 273 Prozent Ende Juni 13 Prozentpunkte höher lag als zum Jahreswechsel./stw/men/mis