(Neu: Schlusskurs, Details und DZ-Stimme)
AMSTERDAM (dpa-AFX) - Adyen
Mit einem Schlag wurde am Donnerstag ein Börsenwert von etwa 18 Milliarden Euro vernichtet, denn die Aktien brachen um 39 Prozent auf 898,40 Euro ein. Dabei wurden die Kursverluste im Tagesverlauf nochmals dramatisch größer. Während der Kurs erstmals seit Mai 2020 wieder unter die 1000-Euro-Marke sackte, ist der moderate Stabilisierungstrend der vergangenen Monate vorbei. Seit dem Rekordhoch von 2835 Euro im November 2021 summieren sich die Kursverluste mittlerweile auf rund 68 Prozent.
Der niederländische Zahlungsdienstleister hatte im ersten Halbjahr operativ weniger verdient als gedacht. Die operative Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) brach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16 Punkte auf 43 Prozent ein. Analysten hatten sich zwar auf Gegenwind eingestellt, aber Adyen enttäuschte mit der Kennziffer die Erwartungen deutlich.
Zudem hatten sich die Geschäfte in Nordamerika deutlich schwächer als vom Management erwartet entwickelt. Zwar stieg das Transaktionsvolumen bei Adyen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 23 Prozent auf 426 Milliarden Euro und der Umsatz kletterte um 21 Prozent auf gut 739 Milliarden Euro. Verglichen mit dem zweiten Halbjahr 2022 flachte sich das Wachstum aber deutlich ab.
Timo Dums von der DZ Bank sprach von einem "katastrophalen Ergebnis" und "Enttäuschung an allen Fronten", die die Aktien abstürzen lasse. Bei Adyen knirsche es in allen Bereichen deutlich und entsprechend sei die Marktreaktion ausgefallen. Der Experte rechnet mit weiterem Verkaufsdruck infolge negativer Gewinnrevisionen und dem schwindenden Vertrauen in die Wachstumsstory. "Insbesondere die schwächere Umsatzdynamik sowie den Wettbewerbsdruck sehen wir kritisch."
Nach Einschätzung der Analysten von JPMorgan ist nicht die operative Entwicklung der Hauptgrund für die Kursverluste. Vielmehr seien die Umsätze der Auslöser, denn im Jahresvergleich habe das Umsatzwachstum unter den langfristigen Prognosen gelegen.
Die Analysten des Investmenthauses Jefferies betonten, dass die Unsicherheit über die weitere Entwicklung des Gesamtzahlungsvolumens (Total Payment Volume) ebenfalls Grund für den Ausverkauf sei. Angesichts von Belastungen von der Währungsseite dürfte es für Adyen schwer werden, das Wachstumstempo im zweiten Halbjahr zu erhöhen./mf/bek/tih/jha/