LINGEN (dpa-AFX) - Biosprit und sogenannter grüner Wasserstoff sollen die niedersächsische BP
Der 1953 eröffnete Standort habe sich in seiner Geschichte "immer wieder neu erfunden, um sich an das veränderte Marktumfeld anzupassen", sagte BP-Europa-Chef Patrick Wendeler laut Mitteilung. "Der geplante Umbau von einer konventionellen Raffinerie in ein integriertes Energiezentrum ist der nächste Schritt auf diesem Weg. Damit stellen wir die Weichen für die Zukunft des Standorts."
Lingen soll zwar weiter auch Benzin, Diesel, Heizöl und Grundstoffe für die chemische Industrie liefern. Das Angebot will BP aber gezielt erweitern und "zunehmend emissionsärmere Energielösungen" ins Programm nehmen. Die bereits 2022 angelaufene Biokraftstoffproduktion werde ausgebaut, grüner Wasserstoff, der mit erneuerbaren Energien hergestellt wird, komme hinzu. Dadurch wolle BP den Standort auf die sich ändernde Nachfrage anpassen und die Emissionen um bis zu 60 Prozent senken.
Bereits seit Februar 2022 stellt BP in Lingen auch Flugbenzin aus altem Speiseöl her, das aus Gastronomiebetrieben stammt. Die Produktion solcher Biokraftstoffe wolle man nun schrittweise ausbauen. Im September soll dafür ein erstes Versuchsprojekt starten, bei dem das Öl der Carinata-Pflanze als Rohstoff zum Einsatz kommt. Die in Südamerika angebaute Pflanze gilt als vielversprechende Rohstoff für Biokraftstoffe, da ihre Körner viel Öl enthalten, aber nicht für den Verzehr geeignet sind.
Für die Herstellung von grünem Wasserstoff startete man Ende 2020 mit dem dänischen Energieerzeuger Ørsted das Projekt "Lingen Green Hydrogen". Inzwischen ist der dänische Partner ausgestiegen, BP setze das Projekt jetzt allein fort, sagte ein Sprecher. 2026 könnte nun eine erste Elektrolyseuranlage, die Wasser mit Ökostrom in Sauerstoff und Wasserstoff aufspaltet, in Betrieb gehen. Der grüne Wasserstoff soll dann nach und nach den bisher aus Erdgas erzeugten sogenannten sogenannten grauen Wasserstoff ersetzen.
Beim Projektstart 2020 war noch von einer Inbetriebnahme der ersten Anlage 2024 die Rede gewesen. Doch die Bestellung der erforderlichen Elektrolyseure dauere aufgrund langer Lieferzeiten länger als gedacht, so der Sprecher. Zudem warte man noch auf die Bewilligung von Fördermitteln der EU. Die erste Anlage sei zunächst auf 100 Megawatt ausgelegt, später könne auf 500 Megawatt aufgestockt werden. Den Strom für die Anlage sollen perspektivisch die geplanten BP-eigenen Windparks in der Nordsee liefern. Der Konzern hatte im Juli den Zuschlag für zwei Offshore-Windparks vor der deutschen Küste erhalten.
Die Raffinerie in Lingen gehört seit 2002 zu BP. Derzeit arbeiten dort laut BP 750 Beschäftigte. Pro Jahr verarbeitet die Raffinerie nach eigenen Angaben rund fünf Millionen Tonnen Rohöl./fjo/DP/he