ZÜRICH (dpa-AFX) - Die Schweizer Großbank UBS
Der Aktienkurs der UBS schnellte nach den Neuigkeiten am Vormittag um rund fünf Prozent nach oben und erreichte den höchsten Stand seit dem Weltfinanzkrisenjahr 2008.
Ihren Rekordgewinn verdankt die UBS dem sogenannten negativen Goodwill aus der Übernahme, auch Badwill genannt. Er lag mit gut 28,9 Milliarden Dollar sogar noch etwas höher als der Quartalsgewinn. Vor Steuern verdiente die UBS 29,2 Milliarden Dollar, wobei die Kosten der Übernahme und der Integration der Credit Suisse mit 830 Millionen Dollar negativ zu Buche schlugen. Rechnet man alle Effekte aus der Übernahme heraus, hätte die UBS vor Steuern 1,1 Milliarden Dollar verdient.
Jetzt will das Management um Bankchef Sergio Ermotti die Credit Suisse komplett in die UBS integrieren. Der Zusammenschluss der rechtlichen Einheiten soll schon im kommenden Jahr stattfinden. "Die Marke Credit Suisse und die Geschäftstätigkeiten werden bis zur Migration der Kunden in unsere Systeme fortgeführt, die voraussichtlich im Jahr 2025 abgeschlossen sein wird", heißt es in der Mitteilung weiter.
Wie viele Beschäftigte in diesem Zuge insgesamt ihre Jobs verlieren, ließ die UBS zwar weiterhin offen. Allein in der Schweiz dürfte die Integration der Credit Suisse zu etwa 3000 Entlassungen führen, sagte Ermotti in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Ein Großteil der Einsparungen solle durch natürliche Fluktuation, Pension und Verlagerung erzielt werden. Medien hatten den Jobabbau zuvor auf insgesamt rund 30 000 bis 35 000 Stellen beziffert. Ende vergangenen Jahres kamen UBS und Credit Suisse zusammen auf etwa 120 000 Arbeitsplätze.
Die Credit Suisse war seit Ende vergangenen Jahres nach zahlreichen Skandalen in eine existenzbedrohende Krise geraten. Sie hatte das Vertrauen ihrer Kunden verloren, und diese zogen im großen Stil Gelder ab. Mitte März fädelte die Schweizer Regierung daher die Notübernahme durch die UBS ein. Sie wollte damit verhindern, dass sich nach dem Zusammenbruch der amerikanischen Silicon Valley Bank im nervösen Marktumfeld eine größere Bankenkrise entwickelte.
Vollzogen wurde die Übernahme Mitte Juni. Die UBS bezahlte für ihre bisherige Rivalin lediglich drei Milliarden Schweizer Franken (3,1 Mrd Euro). Staat und Notenbank stützten die Übernahme mit Garantien von insgesamt 109 Milliarden Franken für den Fall, dass in den Büchern der Credit Suisse noch immense Risiken auftauchen. Allerdings hat die UBS diese Garantien bereits vor rund drei Wochen zurückgegeben.
Infolge des Zusammenschlusses gibt es in der Schweiz nur noch eine einzige Großbank - und damit weniger Wettbewerb. In dem Land hatte sich manch einer gewünscht, dass die UBS das Schweiz-Geschäft der Credit Suisse abspalten und an die Börse bringen würde. Doch UBS-Chef Ermotti hatte schon bald nach der Übernahme durchblicken lassen, dass er eine Integration bevorzugt.
Die Konkurrenz auf dem Schweizer Markt bleibe über alle Geschäftstätigkeiten hinweg stark, schrieb die UBS nun. So hätten die Kantonalbanken zusammen weiterhin den größten Marktanteil im Privat- und Geschäftskundensegment. Die UBS werde nach dem rechtlichen Zusammenschluss über das drittgrößte Filialnetz der Schweiz verfügen.
Während sich die Bank zum Umfang des erwarteten Stellenabbaus weiterhin bedeckt hält, geben die geplanten Einsparungen schon eine Größenordnung vor. So sollen die Kosten der Gesamtbank bis Ende 2026 um brutto mehr als 10 Milliarden Dollar sinken. Damit fallen die Einsparungen 2 Milliarden Dollar höher aus als bisher anvisiert. Die Kosten der Integration selbst sollen weitgehend durch Wertsteigerungen von 12 Milliarden Dollar bei den Vermögenswerten abgedeckt werden, die derzeit unter ihrem Nominalwert liegen.
Bis Ende 2026 soll der Zusammenschluss dann auch organisatorisch weitgehend abgeschlossen sein. Bis dahin will die UBS auch das Verhältnis von Kosten und Erträgen wieder in ein angemessenes Verhältnis bringen: Für einen Dollar Ertrag sollen dann weniger als 70 Cent an Kosten anfallen. Die Rendite auf das harte Kernkapital (RoCET1) soll sich der Marke von 15 Prozent annähern. Im vergangenen Jahr hatte die UBS allein eine Rendite von 17 Prozent erzielt, während die Credit Suisse tief in der Verlustzone steckte. Auch im zweiten Quartal blieb die Credit Suisse tief in den roten Zahlen: Vor Steuern stand ein Vorsteuerverlust von 8,9 Milliarden Dollar. Die Zahlen der Credit Suisse gehen seit 1. Juni in die Bilanz des UBS-Konzerns ein.
Unterdessen sammelte die UBS auch im zweiten Quartal weiteres Geld von Kunden ein. In der Vermögensverwaltung, dem Bereich Global Wealth Management, erzielte sie mit 16 Milliarden Dollar nach eigenen Angaben den höchsten Nettoneugeldzufluss in einem zweiten Quartal seit mehr als zehn Jahren. Im Fondsgeschäft flossen dem Konzern netto 17 Milliarden Dollar zu. Insgesamt verwaltete die UBS-Bankengruppe Ende Juni Vermögen in Höhe von gut 5,5 Billionen Dollar. Ende März - vor der Übernahme der Credit Suisse - waren es noch knapp 4,2 Billionen gewesen.
Für den weiteren Geschäftsverlauf zeigte sich das Management optimistisch. Zwar seien die Unsicherheiten weiterhin da, doch die Stimmung bei den Kunden der Vermögensverwaltung hätten sich verbessert. So rechnet die Bankführung mit weiteren Geldzuflüssen in der Vermögensverwaltung und im Fondsgeschäft. Allerdings stellte die UBS für das laufende dritte Quartal vor Steuern und ohne Sondereffekte aus der Übernahme lediglich ein Ergebnis um die Nulllinie in Aussicht. Für das gesamte zweite Halbjahr soll auf dieser Basis ein Gewinn herauskommen./stw/nas/mis