LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Der Chemiekonzern Covestro
Wie hoch ein Angebot ausfallen müsste, um auf Zustimmung von Covestro zu treffen, bleibt aber erst einmal offen. "Ob, in welcher Form und gegebenenfalls zu welchen Konditionen eine Vereinbarung zwischen den Gesprächspartnern zustande kommt, ist offen", betonten die Leverkusener.
Die Covestro-Aktien kosteten zuletzt auf der Handelsplattform Tradegate 52,82 Euro. Damit bauten sie ihre Gewinne von knapp acht Prozent auf 51,50 Euro aus dem Xetra-Hauptschäft weiter aus. Bereits am Nachmittag hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass Covestro sich noch in dieser Woche offen für Gespräche zeigen dürfte. Der Aktienkurs war daraufhin hochgeschnellt.
Spekulationen über ein Interesse von Adnoc gibt es schon seit Mitte Juni, damals hatten die Aktien noch um etwa 40 Euro gekostet. Das Management um Covestro-Chef Markus Steilemann hatte seither aber jeglichen konkreten Kommentar zu dem Thema umschifft und immer wieder gesagt, Spekulationen würden nicht kommentiert. Beide Seiten haben dem Vernehmen nach bisher auch nicht direkt miteinander gesprochen, sondern lediglich informell über Investmentbanken und Anwälte kommuniziert.
Analyst Markus Mayer von der Baader Bank hat Covestro schon über ein Jahr als Übernahmeziel auf dem Zettel. Denn die Bewertung des Konzerns habe unter der Summe gelegen, die es bräuchte, alle Produktionsanlagen nachzubauen. Zudem überzeuge das Unternehmen mit seiner ausgereiften Technologie und Kostenführerschaft in der Produktion. Seit Juli berücksichtigt Mayer bei der Bewertung der Aktien auch eine mögliche Übernahme zu einem Preis von 70 Euro je Anteilsschein.
Grund für den Kursverfall bis zum Aufkommen der Adnoc-Gerüchte waren erst die weltweiten Lieferengpässe und Produktionsprobleme in der Corona-Pandemie und zuletzt die träge Weltwirtschaft. Der Kunststoffkonzern bekam eine Schwäche der Bauwirtschaft sowie die Zurückhaltung vieler Verbraucher beim Kauf von Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten und Möbeln zu spüren. Schwächeln diese Bereiche, lahmt auch die Nachfrage nach den Hart- und Weichschaumvorprodukten des Unternehmens, die zu Dämmmaterial, Polstern und ähnlichem verarbeitet werden. Und auch harte Kunststoffe, Polycarbonate, etwa für Laptop- und Smartphone-Gehäuse, sind dann weniger gefragt.
Auch für Analyst Sebastian Satz von der britischen Investmentbank Barclays sind die kolportierten 60 Euro je Aktie eher niedrig. Der Betrag könne aber ausreichen, um Übernahmegespräche zu beginnen, da die Aktie des Kunststoffkonzerns in der jüngsten Vergangenheit selten über diesem Niveau gehandelt worden sei, hatte der Experte Mitte August erklärt.
Adnoc baut seit einiger Zeit sein Engagement rund um das Chemiegeschäft aus. Der Konzern fördert fast das gesamte Öl für die Vereinigten Arabischen Emirate. Er hat Investitionspläne in Höhe von 150 Milliarden US-Dollar, um sein Geschäft in den Bereichen Erdgas, Chemikalien und saubere Energie weltweit zu erweitern.
Denn die Ölproduzenten am Persischen Golf wollen ihr bisher auf den Verkauf von Rohöl, Benzin und Diesel konzentriertes Geschäft auf eine breitere Basis stellen. Außerdem versucht Adnoc so, seine Position in der Konkurrenz mit dem Ölkonzern Saudi Aramco
Im vergangenen Jahr hatte Adnoc bereits Anteile am österreichischen Öl- und Gaskonzern OMV