FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kapitalmarktzinsen in Deutschland ziehen weiter an. Am Montag stieg die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen bis auf 2,8 Prozent und damit auf das höchste Niveau seit 12 Jahren. Dem standen Kursverluste gegenüber: Der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future
Schon seit einiger Zeit bewegen sich die Zinsen an den Rentenmärkten nach oben. Hauptgrund ist die Geldpolitik großer Notenbanken, die zwar auf den Zinsgipfel zusteuern, weitere Zinsanhebungen aber nicht ausschließen. Zudem vertreten viele Notenbanker die Auffassung, dass die Leitzinsen zwecks Inflationsbekämpfung lange auf erhöhtem Niveau gehalten werden müssen.
Die kräftigen Zinsanhebungen der Zentralbanken lasten allerdings auf den Konjunkturaussichten. Zum Wochenstart trübte sich das Ifo-Geschäftsklima - Deutschlands wichtigstes Wirtschaftsbarometer - zum fünften Mal in Folge ein, wenn auch nur leicht. "Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle", kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest die Umfrage unter etwa 9000 Unternehmen.
Bankvolkswirte kommentierten die Entwicklung eher pessimistisch: "Die aktuelle Misere der deutschen Wirtschaft hält an", sagte Jörg Zeuner, Chefökonom der Fondsgesellschaft Union Investment. "Unserer Ansicht nach wird die Wirtschaftsleistung in Deutschland bis zum Jahresende weiter schrumpfen." Im Winterhalbjahr war die Wirtschaftsleistung bereits rückläufig gewesen, im Frühjahr hatte sie stagniert.
Am Nachmittag tritt die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, vor den Wirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments, um ihre regelmäßige Anhörung abzuhalten. Nach kräftigen Zinsanhebungen zur Inflationsbekämpfung hatte die Notenbank zuletzt angedeutet, dass das Ende der Zinsanhebungen erreicht sein oder nicht mehr weit entfernt sein könnte./bgf/jsl/nas