GIFHORN (dpa-AFX) - Continental
Statt Autobremsen wolle man an dem Standort künftig Innenmodule für Wärmetauscher samt Edelstahl-Warmwasserspeichern herstellen, sagte Schiefelbein. Bereits im Juli hatte seine Firma mit dem Automobilzulieferer eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Mit Blick auf die Wärmewende in Deutschland baut das Familienunternehmen aus Holzminden seine Wärmepumpenproduktion derzeit massiv aus. Die Idee, in Gifhorn einzusteigen, sei da gerade richtig gekommen, sagte Schiefelbein. Denn der Umbau einer Fabrik gehe deutlich schneller als ein Neubau auf der Grünen Wiese, zudem gebe es bei Conti gut qualifizierte Fachkräfte, die man dringend brauche. "Die Facharbeiter sind für uns ein Geschenk."
Um die Mitarbeiter auf die neuen Aufgaben vorzubereiten, eröffnete Continental am Montag direkt auf dem Werksgelände ein eigenes Schulungszentrum, das inzwischen dreizehnte Continental Institut für Technologie und Transformation (CITT). Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sprach bei der feierlichen Eröffnung von einem "guten Beispiel für die ganze Bundesrepublik", wie sich der Strukturwandel bewältigen lasse. "Es muss darum gehen, dass die Beschäftigten von heute auch die Chance haben, die Arbeiten von morgen zu erledigen."
Conti-Personalvorständin Ariane Reinhart bezeichnete das Projekt als "Blaupause" für andere Standorte. Denn angesichts des Wandels gerade der Automobilindustrie gebe es überall enormen Transformationsbedarf. Niedersachsens Sozialminister Andreas Philippi (SPD) sagte: "Wir müssen den technischen Wandel so gestalten, dass wir Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Niedersachsen erhalten und gestärkt aus diesem Wandel hervorgehen." IG-Metall-Vizechefin Christiane Benner erklärte: "Transformation durch Weiterbildung ist eine echte Chance."
Continental hatte Anfang Juli angekündigte, den Standort bis Ende 2027 aufzugeben, weil sich die Bremsenproduktion hier nicht mehr rechne. Bereits im kommenden Jahr soll mit der Verlagerung von rund der Hälfte der Produktion begonnen werden, der Rest dann schrittweise bis 2027 folgen. Parallel will nun Stiebel Eltron seine Produktion hochfahren. Bereits 2025, wenn in der erste Halle die Montage noch aus angelieferten Teilen anläuft, wolle man mit dem Umbau einer zweiten Halle beginnen, bis 2028 dann nach und nach fünf der sieben Produktionshallen am Standort übernehmen, kündigte Schiefelbein an.
Nach Angaben des Betriebsrats sind von den bisher 950 Mitarbeitern rund 150 Leiharbeiter, deren Verträge auslaufen werden. Weitere 200 Stellen könnten durch Altersteilzeit abgebaut werden, von den übrigen 600 dann die Hälfte bei Stiebel Eltron anfangen.
Mit weiteren Firmen sei man im Gespräch, sagte Reinhart. Neben solchen, die sich ebenfalls auf dem Gelände ansiedeln könnten, gehe es auch um Betriebe aus der Region. Das Interesse sei groß. Angesichts des Fachkräftemangels werde man am Ende wohl sogar mehr Angebote für die Mitarbeiter haben als man brauche./fjo/DP/men