FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Online-Broker Flatexdegiro
"Die erneute Anwendung der Kreditrisikominderungstechniken führt zu einer deutlichen Verbesserung unserer harten Kernkapitalquote und des regulatorischen Kapitalüberschusses, den wir über die regulatorischen Anforderungen hinaus halten", sagte Flatexdegiro-Finanzvorstand Benon Janos. "Damit verfügt unsere Gruppe über eine Kapitalstruktur, die uns weitere Möglichkeiten eröffnet. Diese werden wir nach Abschluss des laufenden Finanzplanungsprozesses und entsprechender Abstimmung mit dem Aufsichtsrat und der Aufsichtsbehörde zu gegebener Zeit bewerten und dem Kapitalmarkt kommunizieren." Übersetzt heißt dies, dass der Spielraum für Dividenden oder Aktienrückkäufe gestiegen ist. Flatexdegiro hatte bereits im Sommer 2022 die erstmalige Ausschüttung einer Dividende sowie Aktienrückkäufe in Aussicht gestellt. Dann kamen allerdings operative Probleme und die Bafin-Sonderprüfung dazwischen.
Die Flatexdegiro-Anteile verteuerten sich am Nachmittag um etwas mehr als acht Prozent auf 8,446 Euro. Nach Bekanntwerden der Bafin-Sonderprüfung Ende 2022 war der Kurs bis auf 5,592 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit dem Tief im Corona-Crash gefallen. In der Corona-Pandemie hatte die Aktie zeitweise zu den größten Gewinnern am deutschen Finanzmarkt gezählt. Da die Handelsaktivität gerade in den Lockdowns deutlich zugelegt hatte und gleichzeitig die Aktienmärkte boomten, hatte der Kurs des Papiers im Juni 2021 bis auf fast 30 Euro angezogen.
Damals war der Online-Broker an der Börse mehr als drei Milliarden Euro wert - inzwischen liegt die Marktkapitalisierung wieder unter der Marke von einer Milliarde Euro. Größter Anteilseigner ist nach wie vor der Unternehmer und Verleger Bernd Förtsch, der das Unternehmen 1999 gegründet hat und heute direkt und indirekt gut 19 Prozent hält. Daneben halten noch frühere Anteilseigner des niederländischen Brokers Degiro, den das Unternehmen 2020 für rund 250 Millionen Euro übernommen hatte, und das Management größere Aktienpakete.
Durch die Bafin-Erlaubnis, die Risiken aus den Degiro-Wertpapierkrediten jetzt wieder anders zu bewerten, steigt die harte Kernkapitalquote (CET1) auf mehr als 27 Prozent. Das ist deutlich mehr als aufsichtsrechtlich notwendig. Konzernchef Frank Niehage wertete die schnelle Beilegung dieser Auseinandersetzung mit der Bafin als Erfolg. "Es erlaubt uns jetzt, den Fokus wieder stärker auf operative Themen zu legen, wie zum Beispiel die Ausweitung unseres Wertpapierkreditangebots auf alle Degiro-Kunden in den kommenden Wochen."
Niehage dankte der Mitteilung zufolge den "beteiligten Kolleginnen und Kollegen" für ihre "Leistung bei der erfolgreichen Verbesserung unserer Prozesse, Dokumentationen und Kontrollen in diesem immens wichtigen
Projekt". Es sei Ziel, die Verbesserungen und das entsprechende Bewusstsein dafür fest in der Organisations- und Prozessstruktur zu verankern./zb/nas/men