FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem Einbruch im Handelsgeschäft kommen dem Online-Broker Flatexdegiro
Damit war das Papier klarer Spitzenreiter im Nebenwerte-Index SDax und wurde so teuer gehandelt wie seit Juli nicht mehr. Um die Mittagszeit lag ihr Kurs noch mit mehr als zehn Prozent im Plus bei 9,468 Euro und damit rund anderthalbmal so hoch wie zum vergangenen Jahreswechsel. Von ihrem Rekordhoch von 29,70 Euro vom Juli 2021 bleibt die Aktie aber weit entfernt.
Während der Corona-Pandemie hatten viele Menschen den Online-Handel mit Aktien und anderen Wertpapieren für sich entdeckt und der Flatexdegiro-Aktie einen Höhenflug beschert. Der Hype war allerdings bald wieder vorbei. Als das Geschäft des Unternehmens angesichts des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der stark steigenden Zinsen einbrach, ging es für den Aktienkurs im Jahr 2022 steil abwärts.
Inzwischen profitiert allerdings auch Flatexdegiro von den gestiegenen Zinsen. Das Unternehmen habe in einem schwierigen Umfeld sein profitabelstes Quartal seit dem Hype vor zweieinhalb Jahren erzielt, sagte Vorstandschef Frank Niehage bei der Vorlage der Zahlen am Dienstagabend in Frankfurt. Auch gewann Flatexdegiro weitere Kunden: Zwischen Ende Juni und Ende September stieg die Zahl der Kundenaccounts von 2,56 auf 2,63 Millionen.
Zwar wickelte der Broker im dritten Quartal noch neun Prozent weniger Transaktionen ab als ein Jahr zuvor. Und der Anstieg der durchschnittlichen Einnahmen je Transaktion von 3,99 auf 4,26 Euro verhinderte nicht, dass die gesamten Provisionserträge um vier Prozent auf rund 59 Millionen Euro sanken. Allerdings sprangen die Zinserträge um mehr als 160 Prozent auf gut 38 Millionen Euro nach oben. Und der bereinigte Umsatz legte in der Folge um 29 Prozent auf gut 101 Millionen Euro zu.
Das kam auch dem Gewinn im Tagesgeschäft zugute: Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) wuchs gar um 70 Prozent auf rund 41 Millionen Euro. Die entsprechende operative Marge (bereinigte Ebitda-Marge) verbesserte sich dadurch von 30,8 auf 40,6 Prozent. Für das vierte Quartal sagte das Management einen weiteren Anstieg der Marge voraus.
Für das Gesamtjahr peilt Flatexdegiro bislang einen bereinigten Umsatz von etwa 380 Millionen Euro und eine bereinigte operative Marge von mehr als 40 Prozent an. Bei den bereinigten Kennzahlen rechnet das Unternehmen Effekte aus aktienbasierten Vergütungen für seine Mitarbeiter heraus, für die sie je nach Entwicklung des Aktienkurses Rückstellungen bilden oder auflösen muss.
Nach einer Sonderprüfung der deutschen Finanzaufsicht Bafin vor rund einem Jahr hat sich Flatexdegiro inzwischen von den verschärften Auflagen für sein Kreditgeschäft befreit. Die Bafin hatte moniert, dass die Sparte Degiro besicherte Wertpapierkredite an Kunden mit einem Nullrisiko bewertet hatte. Das Unternehmen musste daher seine Methoden anpassen und mehr Kapital vorhalten. Ende September meldete der Broker, dass Degiro die Kreditminderungstechniken wieder einsetzen dürfe. Da dadurch die Kapitalanforderungen wieder sinken, habe Flatexdegiro rund 100 Millionen Euro mehr Kapital als notwendig./stw/mne/jha/