FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Staatsanleihen sind am Dienstag gestiegen. Eine deutlich nachlassende Inflation und eine schrumpfende Wirtschaft in der Eurozone sorgten für ein günstiges Umfeld für Anleihen. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future
Die Teuerung in der Eurozone schwächte sich im Oktober deutlich ab. Die Jahresinflationsrate fiel von 4,3 Prozent im Vormonat auf 2,9 Prozent. Dies ist die niedrigste Rate seit Juli 2021. Analysten hatten mit einem Rückgang gerechnet, zuletzt aber im Schnitt eine etwas höhere Rate erwartet.
Trotz der merklich schwächeren Teuerung wird das mittelfristige Inflationsziel der Europäische Zentralbank (EZB) von zwei Prozent nach wie vor überschritten. "Wir gehen davon aus, dass die EZB die Leitzinsen nicht weiter erhöhen wird", schreibt Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. "Dies gilt umso mehr, als das Wirtschaftswachstum im Euroraum zum Stillstand gekommen ist." Einen weiteren Rückgang der Inflation erwartet Weil jedoch zunächst nicht mehr.
Die Wirtschaftsleistung schrumpfte im Sommer überraschend. Im dritten Quartal sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut Eurostat zum Vorquartal um 0,1 Prozent. Volkswirte hatten im Schnitt eine Stagnation erwartet.
VP Bank-Chefvolkswirt Thomas Gitzel erwartet auch im vierten Quartal eine schrumpfende Wirtschaft. Hoffnung macht ihm jedoch die Inflationsentwicklung. "Gerade die fallende Inflationsrate ist auch der Schlüssel für ein zukünftig wieder höhere Wachstum", schreibt Gitzel. "Eine sich normalisierende Teuerungsentwicklung ist eine notwendige Bedingung für einen konjunkturellen Trendwechsel."
Investoren warten auf die geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank an diesem Mittwoch. An den Finanzmärkten wird zunächst nicht mit einer weiteren Zinserhöhung gerechnet. Für die weitere Zukunft sind angesichts der robusten wirtschaftlichen Entwicklung in den USA weitere Zinserhöhungen aber nicht ausgeschlossen./jsl/he