HEIDELBERG (dpa-AFX) - Heidelberg Materials
DAS IST LOS BEI HEIDELBERG MATERIALS:
Nach einem überraschend profitablen Sommerquartal wurde der Baustoffkonzern zuletzt ein weiteres Mal optimistischer für das laufende Jahr. Der um Sonderposten bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern soll 2023 voraussichtlich 2,85 bis 3 Milliarden Euro erreichen. Erst im Juli hatte das Management seine Prognose auf 2,7 bis 2,9 Milliarden angehoben.
Am Umsatzziel hält der Konzern unterdessen fest: Der Erlös soll auf vergleichbarer Basis moderat steigen. 2022 hatten der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern knapp 2,5 Milliarden betragen und der Umsatz gut 21 Milliarden Euro.
Im dritten Quartal erzielte Heidelberg Materials laut vorläufiger Zahlen einen Umsatz von gut 5,6 Milliarden Euro und damit vier Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der bereinigte operative Gewinn legte indes um fast ein Viertel auf knapp 1,1 Milliarden Euro zu. Das Unternehmen, das früher Heidelbergcement hieß, will seine endgültigen Quartalszahlen am 2. November veröffentlichen.
Heidelberg Materials ist eines der größten Baustoffunternehmen der Welt. In Deutschland ist es nach eigenen Angaben Marktführer bei Zement und Transportbeton sowie bei Sand und Kies. Das Unternehmen mit mehr als 51 000 Mitarbeitern will bis 2050 klimaneutralen Beton herstellen. Um dieses Ziel zu erreichen, baut Heidelberg Materials das Baustoffrecycling aus, auch mit Übernahmen.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Von den von dpa-AFX seit August erfassten 13 Experten empfehlen acht die Aktie zum Kauf, und vier sprechen sich für das Halten des Papiers aus. Nur ein Analyst rät zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei rund 83 Euro - zuletzt kostete das Papier gut 68 Euro.
Analyst Thorsten Reigber von der DZ Bank haben die vorläufigen Quartalszahlen und die erneute Anhebung des Ausblicks positiv überrascht. Die schwache Nachfrage im privaten Wohnungsbau könne beim Konzern durch Infrastrukturprojekte und den Gewerbebau kompensiert werden. Zudem seien die Energiekosten im Jahresvergleich niedriger ausgefallen, auch wenn diese absolut immer noch hoch seien. Auch die strikte Kostendisziplin und moderate Preiserhöhungen zahlten sich für Heidelberg Materials weiter aus. Für 2024 seien interessante Infrastrukturprojekte im wichtigen nordamerikanischen Markt zu erwarten.
Trotz des schwierig gewordenen Umfelds sieht Analystin Glynis Johnson vom Analysehaus Jefferies Anlagechancen für Titel aus der Baustoffbranche. Investoren trauten den Unternehmen aus der Branche Wachstum zu. Bei der irischen CRH lägen diese etwa im US-Infrastrukturmarkt. Doch auch Aktien, für die sie bisher vorsichtiger gewesen sei, erschienen zunehmend werthaltig. So könnten bei Saint-Gobain und Heidelberg Materials niedrige Vergleichswerte aus dem Vorjahr und Preisanhebungen die Margen antreiben und im ersten Halbjahr 2024 zu einer starken Erholung führen.
Derweil wäre nach Einschätzung von Analyst Harry Goad von der Privatbank Berenberg eine Übernahme von Summit Materials - sollten die Spekulationen um ein mögliches Kaufgebot für den US-Zementhersteller zutreffen - ein klügerer Schritt als frühere größere Zukäufe des Baustoffkonzerns.
Für Gregor Kuglitsch von der Schweizer Großbank UBS ist die wirtschaftliche Logik einer solchen Transaktion hingegen diskutabel. Möglicherweise wolle Heidelberg Materials damit sein Engagement in Nordamerika erhöhen. Angesichts der sehr niedrigen Bewertung der Aktien der Heidelberger plädiert Kuglitsch eher dafür, Geld an die Aktionäre auszuschütten.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Die im Dax
Seither läuft eine Erholung, allein seit dem Jahreswechsel legte die Aktie um mehr als ein Viertel zu und kostete zuletzt mit fast 68 Euro fast soviel wieder wie vor gut zwei Jahren.
Der Abstand zum Rekordhoch von rund 112 Euro aus dem Jahr 2007 bleibt aber riesig. Im Jahr darauf hatte die Weltfinanzkrise für einen beispiellosen Kurseinbruch auf weniger als 20 Euro gesorgt.
Mit einer Marktkapitalisierung von rund 12,8 Milliarden Euro zählt der Konzern zu den Leichtgewichten im Dax und hinkt auch der europäischen Konkurrenz hinter. Zum Vergleich: Der französische Baustoffhersteller Saint-Gobain