ESSEN (dpa-AFX) - Der Energieversorger Eon
Die Aussagen zum Schlussquartal kommen nicht ganz überraschend: In letzter Zeit hatte Eon immer wieder betont, dass sich die starke Geschäftsentwicklung im bisherigen Jahresverlauf möglicherweise nicht fortsetzen werde. Denn in den vergangenen Monaten hatte der Konzern von Einmaleffekten profitiert, nachdem 2022 die Großhandelspreise für Strom und Gas unter anderem infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine extrem gestiegen waren. In der Folge hoben auch die Energieversorger die Preise stark an. Mittlerweile sind die Großhandelspreise wieder deutlich gesunken. Der für Eon vorübergehend positive Effekt flacht somit ab, wenn die niedrigeren Preise nun weitergegeben werden.
Diese Entwicklung berücksichtigt das Management neben einer möglichen Verschlechterung des energiewirtschaftlichen Marktumfeldes in seiner zur Zahlenvorlage bestätigten Jahresprognose. Diese sieht gleichwohl für den bereinigten Betriebsgewinn einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr vor, das bereinigte Konzernergebnis soll nur im schlechtesten Fall stagnieren.
Die Aktie der Essener verlor am späten Vormittag knapp 2,2 Prozent. James Brand von der Deutschen Bank hält die beibehaltenen Jahresziele unterdessen für sehr konservativ. Trotz der bestehenden Risiken sieht er weiteres Aufwärtspotenzial. In seinen Augen könnte der bereinigte Konzernüberschuss auch 3 Milliarden Euro im Gesamtjahr übersteigen. Eon behält seine angepeilte Spanne zwischen 2,7 und 2,9 Milliarden Euro bei, obwohl der Konzern mit dem Ende des dritten Quartals das obere Ende bereits erreicht hat.
Denn in den ersten neun Monaten stieg der bereinigte Konzernüberschuss um 38 Prozent auf bereits mehr als 2,9 Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte um 27 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro. Bei dieser Kennziffer erwartet der Konzern für das Gesamtjahr weiterhin einen Wert zwischen 8,6 und 8,8 Milliarden Euro.
Die einzelnen Segmente des Konzerns haben in den ersten drei Quartalen gleichermaßen zum Erfolg des Unternehmens beigetragen. Im Geschäftsbereich Energienetze erhöhte sich das bereinigte Ergebnis um knapp 800 Millionen auf 4,9 Milliarden Euro innerhalb eines Jahres. Im Geschäftsbereich Kundenlösungen wuchs das bereinigte Ergebnis um 1,6 Milliarden auf 3 Milliarden Euro. Als Grund für die gute Entwicklung nennt Eon unter anderem die Stabilisierung der Preise an den Großhandelsmärkten. Im Vorjahr hatten sehr hohe Energiepreise das Geschäft noch belastet.
Unter dem Strich hat Eon im bisherigen Jahresverlauf allerdings deutlich schlechter abgeschnitten. Ohne Bereinigungen sank der Konzernüberschuss in den ersten neun Monaten um fast 70 Prozent auf knapp 1,2 Milliarden Euro. Hier wirkten sich nicht-operative Ergebniseffekte aus. Vor allem Effekte in Zusammenhang mit Derivaten, die im Vorjahreszeitraum noch zu einer Verbesserung beigetragen hatten, belasteten nun das Ergebnis unterm Strich.
Bei den Investitionen packt Eon im Gegensatz zur Ergebnisprognose allerdings für 2023 noch eine kleine Schippe drauf: Für die Energiewende will der Energieversorger in diesem Jahr jetzt insgesamt 6,1 Milliarden Euro investieren. Das sind noch mal 300 Millionen Euro mehr als bisher geplant. Im Vorjahr waren die Investitionen deutlich geringer ausgefallen: Bisher liegt Eon mit seinen Investitionen rund 40 Prozent über dem Vorjahresniveau./knd/tav/stk