(neu: Aussagen des Managements aus der Analystenkonferenz, Aktienkurs, weitere Analystenstimme)
PLANEGG/MÃœNCHEN (dpa-AFX) - Beim Wirkstoffforscher Morphosys
An der Börse war die Freude der Anleger über die bevorstehende Daten-Veröffentlichung indes nur von kurzer Dauer. Die Unsicherheit an der Börse ist groß, und: Die am Vorabend veröffentlichten Zahlen zum dritten Quartal boten Licht und Schatten.
Nach einem zunächst freundlichen Handelsstart mit einem Plus von mehr als einem halben Prozent gab die Aktie deutlich nach und fand sich auch am Nachmittag unter den größten SDax-Verlierern wieder mit zuletzt gut fünf Prozent Abschlag auf 24,94 Euro. Damit setzt sich der jüngste Kursabschwung fort, nachdem das Papier erst in der vergangenen Woche dicht an das im September erreichte Jahreshoch von 32,49 Euro geklettert war.
Im aktuellen Börsenjahr lief es für Morphosys bisher bestens: Der Kurs hat fast 90 Prozent zugelegt, vermutlich, da inzwischen auch viele Investoren auf einen Durchbruch mit Pelabresib setzen. Vorausgegangen war allerdings ein langer Abschwung: Anfang 2020 hatte ein Anteilsschein noch 146 Euro gekostet - danach ging es nahezu ungebrochen bergab, bis das Papier Anfang 2023 das tiefste Niveau seit vielen Jahren erreichte.
James Gordon von der US-Bank JPMorgan sieht unterdessen gute Chancen, dass die Daten zu Pelabresib positiv ausfallen - dann könnte sich der Aktienkurs mehr als verdoppeln. Analystin Xian Deng von der Schweizer Bank UBS wertete die Zahlen des Wirkstoffforschers zum dritten Quartal als kein großes Ereignis, da Morphosys bereits vor einigen Wochen die Umsätze mit seinem wichtigsten Medikament Monjuvi veröffentlicht habe.
Die Bayern hatten im dritten Quartal einen kräftigen Umsatzrückgang um rund ein Drittel auf 63,8 Millionen Euro hinnehmen müssen. Grund waren nach Unternehmensangaben stark gesunkene Lizenzeinnahmen gewesen. Dadurch häufte sich im Tagesgeschäft ein noch größerer Verlust an als im Vorjahr: Das operative Ergebnis erreichte in den drei Monaten von Juli bis September minus 51 Millionen Euro - nach minus 29,3 Millionen Euro ein Jahr zuvor.
Morphosys steckt wegen hoher Forschungskosten bereits seit längerer Zeit in den roten Zahlen. Unter dem Strich sank der Fehlbetrag zuletzt aber leicht auf 119,6 Millionen Euro, vor allem weil geringere Aufwendungen im Finanzergebnis anfielen. Am Markt war mit noch schlechteren Resultaten bei Umsatz und Betriebsergebnis gerechnet worden, jedoch hatten die Analysten den Konzernverlust weitaus niedriger erwartet.
Der Vorstand um Konzernchef Jean-Paul Kress bestätigte ferner die Prognosen. Erst kürzlich hatte das Management wegen guter Geschäfte mit dem Blutkrebsmedikament Monjuvi das Umsatzziel für sein wichtigstes Produkt angehoben.
Mit Pelabresib hoffen die Bayern nun im Falle einer Zulassung auf einen weiteren Treiber. Morphosys hatte mit der kostspieligen Übernahme des US-Krebsspezialisten Constellation Pharmaceuticals im Jahr 2021 für rund 1,7 Milliarden Dollar alles auf diesen Wirkstoff gesetzt. Das Team um Unternehmenslenker Kress hofft, trotz zunehmender Konkurrenz Pelabresib als Erstlinienbehandlung von Patienten mit Myelofibrose etablieren zu können. Dabei handelt es sich um einen seltenen Blutkrebs, dessen Ursprung im Knochenmark liegt.
Der Hoffnung auf einen Durchbruch mit Pelabresib hatte Morphosys in den vergangenen beiden Jahren alles untergeordnet. Wegen der hohen Kosten wurden einige andere Forschungsprojekte abgebrochen, auch Stellen wurden gestrichen. Mit dem Rückenwind einer Zulassung soll das Unternehmen künftig wieder Gewinne schreiben. Abhängig von den Daten werde Morphosys "zügig" den Zulassungsantrag einreichen, sagte Kress in der Analystenkonferenz.
Dabei deutete das Management seine Hoffnung an, auch bei gemischt ausfallenden Daten grünes Licht von den Behörden zu bekommen. Die Regulierer hätten die Schwere der Krankheit Myelofibrose und den hohen, bisher ungestillten medizinischen Bedarf im Blick, hieß es.
Die US-Arzneimittelaufsicht FDA hatte dem Medikament bereits den "Fast-Track-Status" verliehen, womit es Aussicht auf ein beschleunigtes Zulassungsverfahren hat. Diesen Status vergibt die Behörde bei schweren oder lebensbedrohlichen Erkrankungen, in denen ein dringender Bedarf an neuen Therapien besteht./tav/mne/he/mis/men/jha/