HOLZMINDEN (dpa-AFX) - Der Hersteller von Duftstoffen und Aromen Symrise
Kurz nach dem Handelsstart sackte die Aktie um rund neun Prozent auf 96,62 Euro ab. Der kleine Jahresgewinn ist damit wieder dahin. Für 2023 ergibt sich ein Minus von fast 5 Prozent, was einen Platz im hinteren Viertel des deutschen Leitindex bedeutet. Der Dax stieg im laufenden Jahr bislang um gut ein Fünftel.
Langfristig sieht es aber besser für Symrise aus. Der Konzern startete Ende 2006 mit einem Kurs von 17,25 Euro an der Börse. Das Plus seither summiert sich immer noch auf 460 Prozent - trotz des Rückschlags vom Rekordhoch bei fast 133 Euro gegen Ende 2021. Der Dax bringt es im selben Zeitraum auf rund 170 Prozent - und das, obwohl im Leitindex die Dividendenzahlungen berücksichtigt werden.
Die Symrise-Führung ist nun etwas weniger optimistisch mit Blick auf die Profitabilität: Die bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereffekten soll 2023 nun 19 bis 19,5 Prozent erreichen, statt wie bisher geplant etwa 20 Prozent. Wechselkurseffekte ausgeklammert sowie ohne den Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen dürfte der Umsatz aus eigener Kraft im laufenden Jahr um mehr als 7 Prozent wachsen. Das Ziel lag bisher bei 5 bis 7 Prozent.
Damit würde sich ein Jahresumsatz von etwa 4,7 Milliarden Euro ergeben, hieß es weiter. 2022 waren es 4,6 Milliarden. Analysten rechnen für 2023 im Mittel mit Erlösen von fast 4,8 Milliarden Euro sowie mit einer operativen Gewinnmarge von 19,9 Prozent.
Bereits in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres hatte der stärkere Euro einen Teil des organischen Wachstums aufgefressen. Symrise erzielte zwar 7,4 Prozent Erlösplus aus eigener Kraft auch dank der Nachfrage nach Zusätzen für Lebensmittel, für die Feinparfümerie und nach kosmetischen Wirkstoffen; davon waren jedoch am Ende 3,3 Prozent nominelles Wachstum geblieben.
Analyst Charlie Bentley vom Investmenthaus Jefferies betonte in einer ersten Reaktion auf die gesenkten Margenziele, dass das organische Wachstum im Schlussquartal nachgelassen haben dürfte. Er geht jetzt von mehr als 5,8 Prozent aus. Das sei zwar mehr als gemeinhin erwartet, aber weniger als von ihm zuvor gedacht.
Für Experte Gunther Zechmann vom Analysehaus Bernstein Research untermauert die Zielanpassung des Unternehmens derweil, dass die Absatzentwicklung ihr Tief hinter sich habe. Gleichwohl bedeute der neue Margenausblick sinkende Gewinnerwartungen des Marktes. Allerdings sei ein Großteil des Gegenwindes für die Profitabilität - wie etwa Wertberichtigungen auf Lagerbestände im Bereich Tierfutter - vorübergehender Natur, erklärt Zechmann. Daher sieht der Experte wenig Grund zur Sorge.
Bedenklicher wäre laut dem Bernstein-Analysten aber eine andauernde Schwäche des Segments Aroma Molecules. Dieses hatte im ersten Dreivierteljahr unter Druck gestanden, da infolge eines fortgesetzten Lagerabbaus bei den Kunden die Nachfrage nach Duftstoffen und Menthol träge war. Zudem hatte ein mittlerweile behobener Brandschaden am US-Standort Colonel Island belastet. Eine weitere Schwäche des Bereichs könnte es Symrise erschweren, die 2024er-Ziele zu erreichen, so Zechmann.
Derweil hatten die Niedersachsen am Donnerstagabend ihre mittelfristigen Ziele "aufgrund einer guten Nachfrage" auf Konzernebene bestätigt. Demnach soll bis 2028 ein jährliches organisches Wachstum von im Schnitt 5 bis 7 Prozent erzielt werden. Die Profitabilität (Ebitda-Marge) soll sich dabei im Bereich von 20 bis 23 Prozent bewegen.
Wie sich das Segment Aroma Molecules im Schlussquartal entwickelt hat, wollte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage indes nicht sagen. Details dazu wird es spätestens bei der Vorlage der Jahreszahlen am 6. März geben.
Derweil baute Symrise die Beteiligung am Haustiernahrungsspezialisten Swedencare
Im Juni musste der Dax-Konzern nach Erreichen der 30-Prozent-Schwelle ein Pflichtübernahmeangebot für die Schweden vorlegen. Das war allerdings aus Sicht der Swedencare-Aktionäre unattraktiv, und auch das Unternehmen selbst hatte sein langfristiges Potenzial nicht ausreichend widergespiegelt gesehen. Allerdings sind Pflichtangebote nicht selten so gestaltet, dass Aktionären keine attraktive Prämie geboten wird. Der Großaktionär baut dann oftmals seine Beteiligung langsam weiter aus.
Symrise war 2021 bei Swedencare eingestiegen. Produkte für Heimtiernahrung sind ein wichtiger Wachstumstreiber der Branche. Im Zuge steigender Zinsen an den Kapitalmärkten war der Swedencare-Aktienkurs 2022 allerdings ähnlich wie die Kurse vieler Wachstumsunternehmen eingebrochen, und zwar um gut 80 Prozent. Wegen des Kurseinbruchs musste Symrise Ende 2022 auf die damals knapp 30-prozentige Beteiligung 126 Millionen Euro abschreiben. Der Swedencare-Kurs hat sich allerdings 2023 mit einer Verdoppelung wieder kräftig erholt./mis/tav/jha/