LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Der Umbau von Bayer
Dabei sind ab Ende 2026 auch betriebsbedingte Kündigungen möglich. Bis dahin wurde die Beschäftigungssicherung verlängert. Mit Abfindungen und Unterstützungsmaßnahmen will Bayer aber schneller zum Ziel kommen. "Der Stellenabbau soll in den kommenden Monaten zügig umgesetzt werden und spätestens Ende 2025 abgeschlossen sein", hieß es weiter. Bayer beschäftigt in Deutschland derzeit rund 22 200 Mitarbeiter. Wie viele genau betroffen sein werden, ist unklar, auch wie viel das Abfindungsprogramm kosten wird.
Der Schritt kommt nicht überraschend. Anderson ist ein bekennender Anhänger einer schlanken Unternehmensverwaltung. Bereits zum Start seiner Tätigkeit bei Bayer im April 2023 hatte er vor Journalisten seine Vorstellungen erläutert und dabei auch das Managementbuch "Humanocracy" gelobt. Darin geht es darum, Mitarbeitern möglichst viele Freiheiten, aber auch Verantwortung zu geben, ohne Gängelei durch überbordende Managementebenen.
Dieser radikale Kulturwandel läuft nun. "Zwischen mir und unseren Kunden gibt es immer noch zwölf Ebenen", hatte Anderson im November gesagt. "Das ist einfach zu viel. (...) In Zukunft wird praktisch jeder im Unternehmen in kleinen, selbstverwalteten Teams arbeiten, die sich auf einen Kunden oder ein Produkt konzentrieren - so wie es ein Kleinunternehmer tun würde", fügte er hinzu. Alles, was nicht zum Erreichen der Mission beitrage, werde verschwinden.
Bayer steht aktuell unter Druck. Im Pharmageschäft fehlen noch große Blockbuster, die - wegen nach und nach auslaufender Patente - wegbrechende Erlöse mit den Milliardenmedikamenten Eylea und Xarelto vollständig kompensieren können. Das Agrargeschäft leidet unter schwachen Preisen für den Unkrautvernichter Glyphosat und Milliardenkosten für die US-Rechtsstreitigkeiten rund um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Mittel.
Diese Streitigkeiten hatte Andersons Vorgänger Werner Baumann den Leverkusenern mit dem mehr als 60 Milliarden US-Dollar teuren Kauf des US-Konzerns Monsanto ins Haus geholt. Zum Vergleich: Bayer bringt es an der Börse aktuell noch auf einen Wert von 32,6 Milliarden Euro, das sind weniger als 39 Milliarden Dollar.
Der Betriebsrat von Bayer steht hinter dem Organisationsmodell, das Anderson "Dynamic Shared Ownership" nennt. "Wir sehen mit dem neuen Betriebsmodell eine große Chance, unsere wirtschaftliche Situation deutlich zu verbessern", sagt Heike Hausfeld, Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der Bayer AG, laut Mitteilung. "In der angespannten wirtschaftlichen Lage des Unternehmens reichen die bereits laufenden Programme und Maßnahmen jedoch nicht aus, weshalb wir schweren Herzens weiteren Einschnitten zugestimmt haben." Gleichwohl setze sich die Arbeitnehmervertretung für den Fortbestand des Konzerns mit allen drei Divisionen ein: Pharma, Cropscience und Consumer Health.
So ist angesichts der zahlreichen Probleme auch eine Aufspaltung des Konzerns nicht mehr ausgeschlossen. Aktuell sehen Experten eigentlich nur eine Trennung vom Geschäft rund um rezeptfreie Medikamente (Consumer Health) als sinnvoll und zu einem guten Preis machbar an. Denn wegen der Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten dürfte es schwer sein, einen Käufer für Cropscience zu finden. Und für die Pharma-Sparte würden Preisverhandlungen auch nicht leicht, nachdem erst im November eine wichtige Medikamentenstudie gefloppt war. Im Falle einer "einfachen" Aufspaltung in zwei oder drei börsennotierte Konzerne würde wohl kaum reichlich Geld hineinkommen, um die hohe Verschuldung zu senken.
Details zu seinen Plänen für die Zukunft von Bayer will Anderson Anfang März auf einem Kapitalmarkttag in London vorstellen./mis/edh/he