FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Zinswende hat der Direktbank ING 2023 einen Rekordgewinn beschert. Der Vorsteuergewinn habe sich binnen Jahresfrist auf rund 2,47 (Vorjahr: 1,04) Milliarden Euro mehr als verdoppelt, teilte das Institut am Donnerstag in Frankfurt mit. Auch der Überschuss legte trotz einer deutlich höheren Steuerlast um mehr als 130 Prozent auf knapp 1,66 Milliarden Euro zu.
"Neben unserem Rekordergebnis freut mich besonders, dass wir viele neue Kundinnen und Kunden nachhaltig von uns überzeugen konnten. Beides verdeutlicht, dass es richtig war, frühzeitig auf die Zinswende zu setzen", bilanzierte Vorstandschef Nick Jue.
Seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli 2022 die Ära der Null- und Negativzinsen beendet und die Leitzinsen zehnmal in Folge erhöht hat, müssen Banken und Sparkassen keine Zinsen mehr zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken, sondern verdienen daran. Daher locken Geldhäuser Neukunden, denn mit neuen Einlagen lässt sich Geld verdienen. Bei der ING Deutschland trug das Zinsergebnis mit einer Steigerung um 65 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro maßgeblich zum Gewinnsprung bei.
Die Direktbank, die zu 100 Prozent zum niederländischen Finanzkonzern ING
Wichtig aus Sicht des Vorstands: Auch bei Hausbankkunden, die neben dem Girokonto mit monatlichem Geldeingang mindestens ein weiteres Produkt der Bank nutzen, ging es ebenfalls um mehr als 250 000 auf knapp 2,7 Millionen weiter nach oben.
Insgesamt erhöhten sich bei der ING Deutschland die Kundeneinlagen auf Sparprodukten und Girokonten binnen Jahresfrist um sechs Prozent auf knapp 143,6 Milliarden Euro. In der Baufinanzierung verzeichnete die Bank wie andere Anbieter auch wegen der gestiegenen Kreditzinsen allerdings einen Rückgang: Das Neugeschäft lag 2023 mit knapp sieben Milliarden Euro deutlich unter Vorjahr (13,1 Mrd. Euro).
Schon 2022 hatte die Direktbank von den gestiegenen Zinsen profitiert. Dennoch lagen in dem Jahr sowohl das Vorsteuerergebnis als auch der Überschuss unter den Vorjahreswerten - unter anderem wegen höherer Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle. Nun konnte die Bank die 2022 gebildete Risikovorsorge für Engagements mit Russlandbezug zum Großteil auflösen. Dadurch fiel die Risikovorsorge mit insgesamt 36 Millionen Euro 2023 deutlich geringer aus als die 460 Millionen Euro ein Jahr zuvor./ben/DP/stk