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Weitere FlugausfÀlle bei Discover durch Pilotenstreik

18.02.2024
um 14:18 Uhr

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der seit Samstagmitternacht andauernde Pilotenstreik hat bei der Lufthansa -Tochter Discover zu weiteren FlugausfĂ€llen gefĂŒhrt. Am Sonntag wurden in Frankfurt und MĂŒnchen nach Angaben der Airline 8 von 19 geplanten AbflĂŒgen gestrichen. Der Konzern wollte in diesen FĂ€llen entweder Jets anderer Konzerngesellschaften einsetzen oder die betroffenen Passagiere umbuchen. Das Unternehmen hatte vor dem dreitĂ€gigen Streik angekĂŒndigt, zwei Drittel sĂ€mtlicher FlĂŒge anbieten zu wollen. Der Ausstand der Vereinigung Cockpit soll bis einschließlich Montag, 23:59 Uhr, laufen.

FĂŒr Montagvormittag hat die Gewerkschaft VC auch Piloten der Muttergesellschaft Lufthansa zu einem SolidaritĂ€tsstreik fĂŒr die Discover-Kollegen aufgerufen. Bestreikt werden ĂŒber einen Zeitraum von vier Stunden nur Flugzeuge vom Typ Boeing 787, von dem die Lufthansa bislang erst fĂŒnf Exemplare besitzt. In dem geplanten Streikzeitraum sind nach Angaben der Airline vier AbflĂŒge potenziell betroffen. Hier sei man aber zuversichtlich, dass diese AbflĂŒge wie geplant erfolgen. Andere Flugzeugtypen sind nicht betroffen.

Lufthansa-Organisationschef Karl Brandes reagierte mit UnverstÀndnis auf den Streikaufruf zu einem "betriebsfremden SolidaritÀtsstreik". In einem Schreiben an die Piloten wies er darauf hin, dass Lufthansa mit der VC einen langfristigen Tarifvertrag abgeschlossen hat. "Auch mit dem Ziel, dass wir bei Lufthansa Airlines einen lÀngerfristigen Tariffrieden ohne Streiks haben, um in den nÀchsten Jahren unser geplantes Wachstum gemeinsam mit Ihnen umzusetzen." Der VC-Aufruf sei "mehr als befremdlich".

Die mit 24 Airbus -Jets und rund 420 Piloten vergleichsweise kleine Ferienfluggesellschaft Discover startet ausschließlich von Frankfurt und MĂŒnchen und soll vor allem der Condor im touristischen GeschĂ€ft Konkurrenz machen.

Die VC will einen ersten Tarifvertrag bei der im Sommer 2021 gegrĂŒndeten Airline erzwingen. Die Piloten haben seit Dezember bereits einen fĂŒnfstĂŒndigen Warnstreik und zwei regulĂ€re Streiks veranstaltet. Innerhalb der Lufthansa-Gruppe hat die VC fĂŒr die deutschen Gesellschaften eine gemeinsame Tarifkommission begrĂŒndet.

Discover zahlt nach eigenen Angaben bereits höhere PilotengehÀlter, die sie aber mit dem Betriebsrat und nicht mit der Gewerkschaft vereinbart hat. Die neuen GehÀlter entsprechen exakt der Forderungslage der VC, wie beide Seiten bestÀtigt haben.

Die Gewerkschaft will den Arbeitskampf weiterfĂŒhren, obwohl ihre materiellen Forderungen damit zunĂ€chst weitgehend umgesetzt scheinen. Eine Betriebsvereinbarung erreiche nicht die RechtsqualitĂ€t und Sicherheit eines Tarifvertrags mit der Gewerkschaft, hatte die VC kritisiert. Zudem habe die Gesellschaft als Vorbedingung eine sogenannte Sozialpartnerschafts-Charta verlangt, die grundlegende Rechte der Gewerkschaft einschrĂ€nke.

SolidaritĂ€ts- oder auch UnterstĂŒtzungsstreiks sind nach dem deutschen Arbeitsrecht grundsĂ€tzlich zulĂ€ssig, solange sie verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig bleiben und geeignet erscheinen, den Hauptarbeitskampf zu unterstĂŒtzen./ceb/DP/he

Deutsche Lufthansa AG

WKN 823212 ISIN DE0008232125