(neu: Aussagen aus Telefonkonferenz, weitere Details, Analystenstimme, Aktienkurs aktualisiert)
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Rüstungskonzern und Autozulieferer Rheinmetall
Die Papiere legten gegen Mittag um 5,3 Prozent auf 443,60 Euro zu und waren damit größter Kursgewinner im Dax
Das vierte Quartal habe die Erwartungen zwar verfehlt, der Ausblick sei aber gut genug, schrieb UBS-Analyst Sven Weier. Im laufenden Jahr soll der Umsatz von Rheinmetall auf rund 10 Milliarden Euro steigen. Analysten hatten dem Dax-Konzern im Schnitt 9,6 Milliarden Euro zugetraut. 2023 hatte Rheinmetall die Erlöse um 12 Prozent auf knapp 7,2 Milliarden Euro gesteigert. Damit wurde die eigene Prognose allerdings verfehlt, der Rüstungskonzern hatte 7,4 bis 7,6 Milliarden Euro angepeilt. Mehr als 400 Millionen Euro Umsatz wurden wegen Verzögerungen bei der Abnahme von Kunden ins laufende Jahr verschoben, sagte Papperger am Vormittag in einer Telefonkonferenz. Fast 9 Milliarden Euro Umsatz sind für 2024 bereits verbucht.
Das operative Ergebnis stieg im vergangenen Jahr um 19 Prozent auf einen Rekordwert von 918 Millionen Euro. Daraus ergab sich eine Gewinnmarge von 12,8 Prozent nach 12,0 Prozent im Vorjahr. Hier hatte Rheinmetall rund 12 Prozent anvisiert. In diesem Jahr soll die Marge zwischen 14 und 15 Prozent liegen. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre 2023 ein Gewinn von 535 Millionen Euro. Die Anteilseigner sollen eine Dividende in Höhe von 5,70 Euro je Aktie erhalten, im Vorjahr waren es 4,30 Euro je Schein.
Angesichts des Rüstungsbooms kann sich Rheinmetall vor Aufträgen kaum retten. Zahlreiche Großaufträge der Bundeswehr und anderer Streitkräfte wurden im vergangenen Jahr unter Vertrag genommen, vor allem im Munitionsbereich, bei Gefechtsfahrzeugen und der Flugabwehr. Insgesamt hat Rheinmetall Aufträge im Wert von 19,9 Milliarden Euro an Land gezogen. Damit sitzt der Rüstungskonzern auf einem Orderbuch von 38,3 Milliarden Euro - so viel wie nie zuvor in der Unternehmensgeschichte.
Besonders groß ist die Nachfrage nach Waffen und Munition, diese Sparte konnte ihren Anteil am gesamten Rüstungsgeschäft mehr als verdoppeln. Der Umsatz des Segments stieg um 29 Prozent. Deutliche Wachstumsimpulse seien hierbei neben Deutschland aus weiteren Nato-Staaten im osteuropäischen Raum sowie aus der Ukraine gekommen. Weiteren Rückenwind lieferte der spanische Munitionshersteller Expal, den Rheinmetall zum 1. August vergangenen Jahres für den vorläufigen Kaufpreis von 1,2 Milliarden Euro übernommen hatte.
Rund um Munition sieht Rheinmetall auch weiterhin besonders viel Wachstumspotenzial. Mitte Februar hatte der Rüstungskonzern mit der Erweiterung des Werkes im niedersächsischen Unterlüß begonnen. Weitere Werke sollen in der Ukraine und Litauen entstehen. Bis 2027 sei die Produktion von 1,1 Millionen Schuss Artilleriemunition pro Jahr angepeilt, sagte Papperger vor Journalisten. Zum Vergleich: Vor Ausbruch des Ukraine-Kriegs hätten bereits 70 000 Schuss den Bedarf gedeckt. Seitdem wird die Produktion massiv ausgebaut.
Der operative freie Barmittelzufluss erreichte im vergangenen Jahr 356 Millionen Euro nach einem Minus von 151 Millionen Euro im Vorjahr. Das sei für ein stark wachsendes Unternehmen besonders bemerkenswert, betonte Papperger. Rheinmetall bekomme von den Kunden "eine Menge Anzahlungen". Das Verhältnis des freien Barmittelzuflusses zum operativen Ergebnis (Cash Conversion Rate) soll im laufenden Jahr bei rund 40 Prozent liegen.
Die mittelfristigen Ziele bestätigte Rheinmetall. Bis 2026 soll der Umsatz auf 13 bis 14 Milliarden Euro steigen, die operative Gewinnmarge will der Rüstungskonzern bis dahin über 15 Prozent treiben. In einem Interview mit dem "Handelsblatt" hatte sich Papperger Mitte Februar sogar noch optimistischer gezeigt und übernächstes Jahr bereits Erlöse "Richtung 15 Milliarden Euro" in Aussicht gestellt./niw/mne/stk