ROUNDUP/Schiff rammt Brücke in Baltimore: Mehr als 20 Menschen vermisst
BALTIMORE (dpa-AFX) - In der US-Stadt Baltimore hat ein Schiff eine vierspurige Autobrücke gerammt und diese zum Einsturz gebracht. Das teilte die Verkehrsbehörde des Bundesstaates Maryland am frühen Dienstagmorgen (Ortszeit) mit. Mehr als 20 Menschen könnten in das kalte Wasser gefallen sein, berichtete der Sender CNN unter Berufung auf die Feuerwehr. Die Rettungsarbeiten seien im Gange, hieß es, auch Taucher seien vor Ort. Berichte über etwaige Tote oder Verletzte gab es zunächst nicht.
Wie US-Medien unter Berufung auf die Küstenwache und die Feuerwehr berichteten, waren gegen 1.30 Uhr erste Notrufe eingegangen. Auf Videos einer Überwachungskamera, die in sozialen Netzwerken verbreitet wurden, war zu sehen, wie das Schiff einen der Stützpfeiler rammte und daraufhin große Teile der Brücke ins Wasser stürzten. Auch mehrere Fahrzeuge, die zum Zeitpunkt des Einsturzes auf der Brücke standen, stürzten demnach in den Fluss.
Er mache sich keine Hoffnungen für die Menschen, die ins Wasser gestürzt sein könnten, sagte ein Trucker, der die Brücke regelmäßig passiert, dem Sender CBS News. Das Wasser im Hafen sei um diese Jahreszeit so unfassbar kalt. "Das ist wie bei der Titanic." Eine CBS-Reporterin vor Ort sagte, die Brücke sei "im Prinzip komplett verschwunden".
Die Temperaturen böten Grund zu großer Sorge, nicht nur in Bezug auf die Verunglückten, sagte der Sprecher von Baltimores Feuerwehr, Kevin Cartwright, dem Sender CNN. Die Außentemperatur fühle sich wie minus 1 Grad Celsius oder weniger an, das Wasser sei sicher noch kälter, erklärte Cartwright. "Das kann eine Sorge und ein Risiko für unsere Taucher darstellen."
Die Besatzung des Schiffs sei wohlauf, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf eine Mitteilung der Eigentümer. Diese bestätigten demnach den Vorfall - es gebe keine Verletzten auf dem Schiff. Das Schiff mit dem Namen "Dali" habe einen der Brückenpfeiler gegen 1.30 Uhr gerammt. Die Ursache der Kollision müsse noch ermittelt werden.
Die "Dali", sollte unter der Flagge Singapurs von Baltimore nach Sri Lanka fahren, berichteten "New York Times" und CBS News unter Berufung auf die Küstenwache. Das Schiff sei knapp 290 Meter lang. Auf dem Portal Marinetraffic hieß es, die "Dali" habe den Hafen von Baltimore um 1 Uhr (Ortszeit) verlassen.
Die Francis Scott Key Bridge führt über den Patapsco River in der Metropole im Nordosten der USA. Sie ist nach Angaben der Verkehrsbehörde Maryland mehr als 2,5 Kilometer lang und hat vier Fahrspuren. Die Brücke ist demnach benannt nach Francis Scott Key, dem Autor der US-Nationalhymne "Star-Spangled Banner", und wurde 1977 eröffnet.
Baltimores Bürgermeister Brandon Scott teilte auf X (vormals Twitter) mit, er habe Kenntnis vom Vorfall an der Key-Brücke und sei auf dem Weg dorthin. "Noteinsatzkräfte sind vor Ort und die Rettungsarbeiten laufen."
Erst im Februar 2024 starben in der südchinesischen Provinz Guangdong fünf Menschen, nachdem ein Frachter eine Autobrücke gerammt und teilweise zum Einsturz gebracht hatte. In Brasilien stürzte im April 2019 eine fast 900 Meter lange Straßenbrücke über den Moju-Fluss ein, nachdem eine Fähre einen der massiven Pfeiler gerammt hatte. Im US-Bundesstaat Kentucky riss im Januar 2012 ein mit Raketenteilen für die US-Luftwaffe und die Raumfahrtbehörde Nasa beladenes Schiff eine mehr als 90 Meter lange Lücke in eine Straßenbrücke. Der Kapitän war eine falsche Route unter der Brücke gefahren, die nur für Wassersportler, nicht aber schwere Schiffe ausgewiesen war./alz/DP/mis