HERZOGENAURACH (dpa-AFX) - Der Sportartikelkonzern Adidas
"Ich freue mich sehr, dass sich das Geschäft besser entwickelt hat als erwartet. Umsatz, Bruttomarge und Betriebsergebnis waren besser als ursprünglich gedacht", kommentierte Konzernchef Björn Gulden am Dienstag die Zahlen zum ersten Quartal. So hat der Sportartikelhersteller seine Lagerbestände mit Ausnahme von Nordamerika weitgehend bereinigt und musste weniger Rabatte geben. Ein Umstand, der dem Unternehmen im vergangenen Jahr unter anderem die Ergebnisse vermiest hatte. "Das Wachstum kommt momentan natürlich aus unserem Lifestyle-Geschäft, vor allem aus den Originals Schuhen, aber wir sehen auch, dass unsere Running-, Fußball- und Basketballprodukte im höheren Preissegment gut laufen", erläuterte Gulden. Adidas habe für die nächsten Quartale eine "sehr starke Produktpipeline".
Adidas hatte bereits Mitte April vorläufige Zahlen vorgelegt und aufgrund der guten Geschäfte die Prognose für das laufende Jahr erhöht. Der Konzernumsatz stieg um fast vier Prozent auf knapp 5,5 Milliarden Euro, dabei belasteten negative Währungseffekte. Währungsbereinigt betrug das Wachstum acht Prozent. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 170 Millionen Euro, nach einem Verlust von 39 Millionen Euro.
Die Adidas-Aktie lag am Mittag mit mehr als einem Prozent im Minus. Allerdings hatte das Papier nach Veröffentlichung der vorläufigen Zahlen deutlich zugelegt. Im laufenden Jahr steht ein Kursplus von rund einem Viertel zu Buche.
Die Verbesserungen im ersten Quartal stammten maßgeblich aus dem Stammgeschäft der Marke Adidas, erläuterte Gulden. Der Abverkauf von weiteren Yeezy-Produkten lief zwar besser als erwartet, jedoch steuerten diese nur einen geringeren Teil bei - einen Erlös von rund 150 Millionen sowie ein Betriebsergebnis von rund 50 Millionen Euro. Zum Anstieg der Bruttomarge um 6,4 Prozentpunkte auf 51,2 Prozent steuerte der Yeezy-Verkauf 0,7 Prozentpunkte bei. In seiner Jahresprognose geht das Management davon aus, dass der Verkauf der verbleibenden Bestände im Jahresverlauf im Durchschnitt nur noch kostendeckend erfolgen wird. Dies würde zu einem weiteren Umsatz von rund 200 Millionen Euro ohne zusätzlichen Gewinnbeitrag führen.
Nach rassistischen und sexistischen Äußerungen des Rappers Kanye West hatte Adidas die Zusammenarbeit Ende 2022 aufgekündigt und 2023 mit dem Verkauf der zuvor höchst erfolgreichen Produkte begonnen.
Im nordamerikanischen Markt gingen die Erlöse im ersten Quartal währungsbereinigt um vier Prozent zurück, teilte das Unternehmen weiter mit. Der Großhandel verzeichnete in der Region dabei zweistellige Rückgänge. Der Großhandel in Nordamerika hatte zuletzt unter fortgesetzt hohen Lagerbeständen gelitten. Konzernchef Gulden geht davon aus, dass die hohen Vorräte die Geschäfte dort noch im gesamten ersten Halbjahr belasten werden. Ab dem zweiten Halbjahr könnte Adidas in der Region wieder zu Wachstum zurückkehren, zeigte er sich in einer Telefonkonferenz zuversichtlich.
Dagegen stiegen die Umsätze in China währungsbereinigt um acht Prozent. Einer der größten Wachstumstreiber war Lateinamerika mit einem Plus von 18 Prozent. Aber auch Europa konnte zweistellig zulegen, und zwar um 14 Prozent. Insgesamt normalisierte sich der Lagerbestand weiter, die Vorräte verringerten sich um 22 Prozent oder mehr als 1,2 Milliarden Euro auf 4,4 Milliarden Euro.
Für 2024 erwartet Adidas ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Beim Betriebsergebnis rechnen die Franken jetzt mit 700 Millionen Euro. Ursprünglich hatte Adidas ein Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich und ein operatives Ergebnis von 500 Millionen in Aussicht gestellt. "Die Märkte sind noch immer volatil und schwierig, aber wir haben das Gefühl, dass wir überall Fortschritte machen", zeigte sich Gulden zuversichtlich.
In diesem Jahr stehen mit der Fußballeuropameisterschaft der Männer in Deutschland und den Olympischen Spielen in Paris zwei Großereignisse auf dem Programm. Dabei zeigte sich Gulden "sehr zufrieden" mit dem Verkauf der Trikots der deutschen Nationalmannschaft. Die umstrittenen pinken Auswärtstrikots würden sich ebenso gut verkaufen wie die klassischen weißen Heim-Jerseys. Dass sich der Deutsche Fußball Bund (DFB) ab 2027 von seinem langjährigen Partner Adidas abwendet und zum US-Konkurrenten Nike wechselt, wollte Gulden nicht großartig kommentieren. Adidas habe ein Angebot gemacht. Nike habe deutlich mehr geboten - in der Presse war von 100 Millionen Euro und damit das doppelte des Adidas-Betrags die Rede. Solche Summen ist Adidas Gulden zufolge nicht bereit zu zahlen./nas/mne/jha/