HAMBURG (dpa-AFX) - Aurubis
In den ersten sechs Monaten legte das operative Vorsteuerergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,7 Prozent auf 243 Millionen Euro zu. Dabei übertraf das Unternehmen die durchschnittliche Erwartung von Analysten. Während der Kupferkonzern im Bereich Custom Smelting & Products mehr verdiente, ging das Ergebnis im Segment Multimetal Recycling deutlich zurück. Unter dem Strich legte der Gewinn um 15 Prozent auf gut 140 Millionen Euro zu.
Der Umsatz ging hingegen im ersten Halbjahr um sechs Prozent auf rund 8,25 Milliarden Euro zurück. Das Unternehmen führte dies auf gesunkene Kupferpreise und einen deutlich niedrigeren Absatz von Strangguss zurück.
Die Konzernführung um Noch-Aurubis-Chef Roland Harings peilt für das gesamte Geschäftsjahr weiterhin einen operativen Vorsteuergewinn von 380 bis 480 Millionen Euro an. Das ist zwar mehr als die 2022/23 erzielten 349 Millionen Euro, allerdings hatten Betrugs- und Diebstahlfälle die Hamburger da auch mit 139 Millionen Euro belastet.
Der Millionenschaden hatte auch zu Kritik am Risikomanagement der Unternehmenslenker geführt. In der Folge muss - wie seit Januar bekannt - fast der komplette Vorstand gehen. Aurubis-Chef Roland Harings, Finanzvorstand Rainer Verhoeven sowie Produktionsvorstand Heiko Arnold verlieren vorzeitig ihre Posten. Für Verhoeven wurde bereits ein Nachfolger gefunden. Der Mercedes Benz-Manager Steffen Hoffmann wird mit seinem Eintritt in das Unternehmen am 1. Oktober 2024 das Finanzressort übernehmen, wie Aurubis erst vor Kurzem mitgeteilt hatte.
Vom alten Vorstand bleibt nur die erst Anfang 2023 in den Vorstand berufene Recycling-Chefin Inge Hofkens. Sie erhält zusätzliche Aufgaben. Zudem wurde das Aufsichtsratsmitglied Markus Kramer ab 1. März für einen begrenzten Zeitraum in den Vorstand entsandt und ist dort für den Unternehmenswandel verantwortlich.
Mitte vergangenen Jahres war bei Aurubis ein großer Fehlbestand an Edelmetallen bekannt geworden. In einem anderen Betrugsfall waren interne Proben zur Verifizierung der Metallgehalte von Lieferungen von Recyclingmaterialien im Werk Hamburg manipuliert worden. Deshalb hatte der Konzern überhöhte Rechnungen bezahlt.
Der Aufsichtsrat hatte eine Untersuchung in Auftrag gegeben. Vom Unternehmen hieß es im Januar dazu: "Auf Basis dieses Rechtsgutachtens der Kanzlei Hengeler Mueller zur Verantwortung der drei Vorstandsmitglieder hat der Aufsichtsrat ferner beschlossen, nach aktuellem Stand von der Geltendmachung von Ersatzansprüchen gegen die drei Vorstandsmitglieder abzusehen."
Der Wirbel kommt zu einem schlechten Zeitpunkt. Aurubis steckt derzeit viel Geld in den Ausbau seiner Geschäfte, was wegen der Komplexität die volle Aufmerksamkeit des Managements fordert. Aktuell sind rund 1,7 Milliarden Euro Investitionen für strategische Projekte genehmigt.
Im ersten Geschäftshalbjahr hätten sich die Investitionen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 317 Millionen Euro fast verdoppelt. In der zweiten Jahreshälfte sollen dann Recycling-Projekte in Belgien sowie die erste Produktionsstufe im neuen Recycling-Werk in Richmond in den USA in Betrieb gehen. Mit dem Werk will das Unternehmen vom Recycling-Boom in den Vereinigten Staaten profitieren./mne/niw/mis