JENA (dpa-AFX) - Der Technologiekonzern Jenoptik
Die Aktien legten am Vormittag um rund neun Prozent zu und waren damit die gefragtesten Papiere im MDax, dem Index für mittelgroße Unternehmenswerte. Während das Unternehmen bei Umsatz und Ergebnissen die Erwartungen der Analysten übertraf, fanden Experten in ersten Reaktionen nicht nur lobende Worte für die Quartalsvorlage. So monierte Peter Rothenaicher von Baader etwa einen schwachen Auftragseingang bei höheren Umsätzen. Die operative Marge habe die Erwartungen aber getoppt. Auch Dirk Schlamp von der DZ Bank sprach von einem durchwachsenen Bild.
Im ersten Quartal stieg das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Jahresvergleich um gut ein Fünftel auf 44,5 Millionen Euro, wie das MDax-Unternehmen in Jena mitteilte. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 15,4 Millionen Euro nach 11,8 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Der Umsatz des Thüringer Unternehmens kletterte in den ersten drei Monaten um 9,4 Prozent auf 256 Millionen Euro. Während es für Jenoptik deutlich besser in Europa lief, gingen die Erlöse in der Regionen Amerika und Asien-Pazifik zurück.
Allerdings konnte der Technologiekonzern mit einem Volumen von 242 Millionen Euro deutlich weniger Aufträge als vor einem Jahr ergattern. Das Unternehmen führte dies auf eine schwache Nachfrage im Bereich optische Test- und Messlösungen sowie einigen Life-Sciences- und Medizintechnik-Anwendungen zurück. Zudem habe es Verschiebungen von Projekten außerhalb des photonischen Geschäfts gegeben, hieß es.
2024 rechnet der Jenoptik-Vorstand um Unternehmenschef Stefan Traeger wegen guter Geschäfte mit der Halbleiterindustrie erneut mit einem Wachstum. Angesichts des Auftragsbestandes und -eingangs soll der Umsatz im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen. Davon sollen 19,5 bis 20 Prozent als operatives Ergebnis (Ebitda) hängen bleiben. Darin enthalten sei eine erwartete Belastung von etwa 0,5 Prozentpunkten für den Umzug an den neuen Halbleiterstandort in Dresden. Im Vorjahr hatte die Marge 19,7 Prozent betragen.
Erst beim Kapitalmarkttag im Dezember hatte die Jenoptik-Spitze ihr Margenziel angehoben. 2025 sollen vom Umsatz 21 bis 22 Prozent als Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) übrig bleiben. Zuvor hatte der Konzern noch eine operative Marge von rund 20 Prozent angepeilt. Das Umsatzziel blieb mit rund 1,2 Milliarden Euro unverändert.
Das aus dem Carl-Zeiss-Konzern hervorgegangene Thüringer Unternehmen treibt seinen Umbau zur Photonik seit einigen Jahren voran. Der Konzern fokussiert sich auf bestimmte Wachstumsmärkte, zu denen er Halbleiter und Elektronik sowie Medizintechnik, Biowissenschaften und Smart Mobility zählt.
Jenoptik hatte sich 2022 von seiner Militärtechniksparte Vincorion getrennt. Sie ging an die Private-Equity-Gesellschaft Star Capital. Im Gegenzug stärkte sich die Gruppe durch mehrere Übernahmen: Hinzu kam unter anderem Trioptics, ein Anbieter optischer Messsysteme. Der Bau einer neuen Fabrik für Halbleiterausrüstung in Dresden soll 2025 abgeschlossen werden.
Auf der Verkaufsliste steht noch der Automatisierungsspezialist Prodomax. Jenoptik will ihn spätestens in zwei Jahren abstoßen. Die Beteiligung wird im Segment der nichtphotonischen Portfoliounternehmen geführt, zu denen auch Hommel-Etamic gehört, ein Anbieter von Industriemesstechnik. Hier lässt sich Jenoptik bisher die Optionen offen: Die Weiterentwicklung von Hommel-Etamic könne entweder innerhalb oder außerhalb der Gruppe erfolgen, hatte es dazu auf dem Kapitalmarkttag geheißen./mne/mis/stk