FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt dürfte sich in der neuen Woche im Spannungsfeld zwischen einem zunehmenden Zinsoptimismus und Befürchtungen einer enttäuschenden Berichtssaison der Unternehmen bewegen. Zugleich könnte es wegen der beginnenden Urlaubssaison ruhiger zugehen. Inwieweit das Attentat auf den republikanischen Präsidentschaftsbewerber Donald Trump am Wochenende die Börse bewegen kann, ist offen. Während einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat Pennsylvania wurde der 78-Jährige am bei einem Schusswaffenangriff auf der Bühne verletzt. Das Attentat löste weltweit Entsetzen aus.
Nach den unerwartet niedrig ausgefallenen US-Inflationsdaten am vergangenen Donnerstag ist nahezu allen Fachleuten zufolge eine erste Zinssenkung in den Vereinigten Staaten noch im September wahrscheinlicher geworden. "Auf ihrer Sitzung am 31. Juli dürfte die Federal Reserve zwar noch nicht an der Zinsschraube drehen. Der Weg für eine Leitzinswende auf der September-Sitzung scheint nun jedoch frei", konstatierte Uwe Streich, Aktienstratege der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Einige Indikatoren ließen jedoch befürchten, dass die lange Zeit robuste US-Konjunktur inzwischen schwächele. Die Anleger fürchteten deshalb, dass die jetzt begonnene Quartalsberichtssaison der Unternehmen enttäuschen könnte. Dies könnte insbesondere für die Megacaps aus dem Tech-Sektor gelten, welche den breit gefächerten Index S&P 500
Die Marktteilnehmer dürften vor allem bewerten, ob die Kursgewinne der vergangenen Wochen und Monate im Tech-Sektor durch die Ergebnisse und Geschäftsausblicke gerechtfertigt werden können, bemerkten die Experten der DZ Bank. Enttäuschungen bei den von den Hoffnungen rund um Künstliche Intelligenz verwöhnten Tech-Giganten könnten entsprechend ihrer hohen Gewichtung für den Gesamtindex ein Schwankungstreiber sein.
"Diesseits wie jenseits des Atlantiks gilt, dass die saisonal typische Sommerflaute nun unmittelbar bevorstehen dürfte", sagte Streich. "Deren Dauer wie Ausmaß hängen nicht zuletzt auch von der jeweils vorherrschenden Stimmung an den Märkten ab: Ist sie angeknackst, nehmen die Anleger sinkende Kurse vielfach zum Anlass, ihrerseits jetzt ebenfalls schwindende Gewinne zu sichern, bevor die Kurse möglicherweise noch stärker sinken. Ist sie hingegen gut, empfinden sie Dips stattdessen oftmals als Kaufgelegenheiten und steigen zügig wieder ein".
Nach Aussage von Thorsten Weinelt, Investmentchef bei der Commerzbank, erwarten die Investoren von den im S&P 500 vertretenen Unternehmen im zweiten Quartal ein Gewinnwachstum von durchschnittlich 7 Prozent, was einer recht hohen Messlatte entspreche. Bei den großen US-Technologiekonzernen werde gar mit einem Gewinnwachstum von mehr als 20 Prozent gerechnet.
In der neuen Woche startet Sartorius
In den USA werden unter anderem Goldman Sachs
Aus Konjunktursicht richten sich die Blicke in der neuen Woche vor allem auf China, wo unter anderem das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal, die Industrieproduktion sowie Einzelhandelszahlen anstehen. Zudem rücken deutsche und US-amerikanische Einzelhandelsumsätze sowie Daten zum dortigen Immobiliensektor und zur Industrieproduktion der Vereinigten Staaten in den Fokus.
Am Mittwochabend veröffentlicht die US-Notenbank ihren als "Beige Book" bezeichneten Konjunkturbericht, gefolgt von der Sitzung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag. "Nach der ersten Zinssenkung bei der vorausgegangenen Sitzung dürften Lagarde & Co. die Leitzinsen dieses Mal unverändert lassen", erwarten die Experten von LBBW./edh/la/he/nas
--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---