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Börse Frankfurt-News: "Die KI-Welle rollt weiter" (Aus dem ETF-Magazin)

17.09.2024
um 09:46 Uhr

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - In den nächsten Jahren wollen viele Unternehmen neue Milliarden in den Aufbau ihrer KI-Infrastruktur investieren. Hunderte andere werden nach den Erwartungen des ETF Magazins daran bestens verdienen. Und nennt einige davon.

17. September 2024. Rechenzentren und Cloud-Anbieter lechzen förmlich nach Technik für Künstliche Intelligenz. Das machten die jüngste Quartalszahlen des KI-Chip-Giganten Nvidia gerade sehr deutlich. Nvidias anhaltendes Umsatzwachstum zeigt aber auch: Die Welle der Künstlichen Intelligenz nimmt immer mehr Fahrt auf - und hat noch lange nicht ihren Scheitelpunkt erreicht. Denn nicht nur Technologie-Riesen wie Alphabet, Amazon und Microsoft wollen Milliarden investieren, um ihre Systeme für KI-Anwendungen auszubauen. Das sind gute Nachrichten für ihre Ausrüster und viele weitere KI-Spezialisten. Sie alle können weiterhin vom KI-Boom profitieren, nicht nur die Anbieter von Computer-Chips. Die KI-Lieferkette umfasst viele Hundert Unternehmen, angefangen bei Halbleiter-Produzenten wie Nvidia, über Server-Hersteller wie Super Micro und Software-Firmen wie Synopsys bis zu Spezialisten für Datensicherheit wie Darkrace. Mit den richtigen ETFs lässt sich die Investitions-Welle reiten.

Giganten legen nach. "Es ist ein viel größeres Risiko, jetzt zu wenig in künstliche Intelligenz zu investieren als zu viel", erklärte Sundar Pichai, der Chef von Alphabet, dem Mutterkonzern von Google, kürzlich in einer Analysten-Konferenz. Pichai rechtfertigte damit die enormen Summen, die Alphabet für den Aufbau von KI-Datenzentren aufwendet. Fast 50 Milliarden US-Dollar will Alphabet in diesem Jahr investieren. Ein Großteil davon soll in KI-Ausrüstung fließen.

Alphabet ist damit in guter Gesellschaft. Auch Microsoft, Amazon und Meta rüsten im KI-Bereich massiv auf. "Ich gehe lieber das Risiko ein, Kapazitäten aufzubauen, bevor sie benötigt werden, als damit zu spät zu kommen", erklärte Meta-Chef Mark Zuckerberg. Nach Schätzungen der Analysten von New Street Research werden allein diese vier Tech-Riesen in diesem Jahr zusammen mehr als 100 Milliarden Dollar für den Aufbau von KI-Datenzentren ausgeben. Berücksichtigt man die Ausgaben von kleineren Technologiefirmen und Unternehmen in anderen Branchen, könnten die Investitionen in KI-Infrastruktur bis 2027 auf deutlich mehr als eine Billion Dollar ansteigen.

Diese Geldflut wird zu einem großen Teil den KI-Chip-Produzenten zugutekommen, doch ihre Zulieferer dürften ebenfalls gut im Geschäft bleiben. Schließlich benötigen Chip-Produzenten hochspezialisierte Ausrüstung, wie die Lithografie-Maschinen von ASML oder die Software von Cadence und Synopsys. Deren Programme sind für das Design moderner Computer-Chips unerlässlich und werden unter anderem von Nvidia, Broadcom und Arm verwendet. Ebenso dürften auch Unternehmen profitieren, die notwendige Geräte für den Betrieb der Rechenzentren anbieten: Server, Netzwerkzubehör, Kühlsysteme und ?"hnliches.

Im Bereich der Chip-Hersteller ist die Dynamik schon heute beeindruckend. Das haben die jüngsten Quartalsberichte und die Umsatzprognosen der Hersteller mehr als deutlich gemacht. Auch bei den Server-Herstellern läuft es offensichtlich sehr rund. Sowohl Dell als auch Hewlett Packard erklärten in ihren jüngsten Quartalsberichten, dass sich der Umsatz mit KI-Servern verdoppelt hat. Foxconn, der taiwanesische Elektronikfertiger und Apple-Lieferant, berichtet, dass sich der Umsatz mit KI-Servern im vergangenen Jahr verdreifacht hat. Um die steigende Nachfrage überhaupt noch bedienen zu können, bauen zahlreiche Hersteller jetzt sogar schon neue Fabriken, unter anderem der Server-Hersteller Supermicro und die taiwanesische Wiwynn Corp.

Chips

Die richtigen Chip-Hersteller waren zuletzt besonders lukrative Investments. Das zeigt die Wertentwicklung des Amundi MSCI Semiconductors ESG ETFs, der seit Jahresbeginn um mehr als 50 Prozent im Kurs zulegte. Kein Wunder: Schließlich laufen KI-Anwendungen nicht ohne besonders leistungsfähige Halbleiter. Bis auf Weiteres bleibe deshalb die Nachfrage nach KI-Chips größer als das Angebot, versichert Jensen Huang, Chef des KI-Chip-Giganten Nvidia. Nvidia wird nach Analystenschätzungen in diesem Jahr KI-Chips und zugehörige Ausrüstung im Wert von 105 Milliarden US-Dollar verkaufen, mehr als doppelt so viel wie im letzten Geschäftsjahr. Nvidia-Konkurrent AMD wird wahrscheinlich in diesem Jahr Rechenzentrum-Chips im Wert von etwa 12 Milliarden Dollar verkaufen, nach sieben Milliarden Dollar im vergangenen Jahr.

Der Amundi-ETF enthält 69 Chip-Aktien aus aller Welt, darunter auch wichtige Zulieferer wie ASML. Wie in den meisten Technologieaktien-ETFs dominieren auch in diesem ETF US-Aktien mit einem Anteil von mehr als 70 Prozent. Besonders entscheidend für die gute Wertentwicklung des ETFs ist dabei die Nvidia-Aktie, die allein etwa ein Drittel des ETF-Vermögens stellt. Jeweils rund zwölf Prozent Anteil haben Broadcom und Taiwan Semiconductor. Zusammen machen also diese drei Aktien mehr als die Hälfte des ETFs aus. Auch die meisten anderen Titel im Portfolio sind nicht allzu bedeutend: 80 Prozent des ETF-Vermögens entfällt auf die zehn größten Positionen.

Rechenzentren

Leistungsfähige Cloud-Rechenzentren sind eine wesentliche Voraussetzung, damit künstliche Intelligenz ein Erfolg wird. Schließlich lebt die Technologie von der Verarbeitung riesiger Datenmengen und benötigt extrem leistungsfähige Computer-Systeme. Microsoft, Amazon und Google bieten solche Lösungen schon heute und dominieren damit den Markt. In ihren Rechenzentren laufen Tausende Computer mit tausenden Spezialprozessoren. Das können nicht viele bieten. Und doch gibt es in der Welt des Cloud-Computing nicht nur diese drei Riesen, sondern viele erfolgreiche Unternehmen. Nicht alle betreiben Rechenzentren, einige verdienen ihr Geld auch als Zulieferer der Giganten. So produziert Arista Komponenten für die Hochleistungscomputer in den Rechenzentren der meisten großen Cloud-Anbieter. Andere suchen ihr Glück in der Nische, beispielsweise DigitalOcean Holdings mit seinen Infrastruktur- und Plattformanwendungen für kleine und mittelständische Unternehmen. Einige Spezialisten überzeugen dagegen mit cloudbasierten Datenbank-Plattformen, wie der Datenbank-Pionier Oracle und die aufstrebende MongoDB.

Im Portfolio des First Trust Cloud Computing-ETFs finden sich 62 Aktien solcher Cloud-Spezialisten. Die Unternehmen werden dabei im ETF-Portfolio entsprechend ihrer Cloud-Exposure gewichtet. Zu den größten Positionen gehören Riesen wie Amazon, Microsoft und Alphabet, aber auch mittelgroße und kleinere Cloud-Gewinner wie Arista, Oracle, Pure Storage oder Nutanix.

Info-Tech

Informationstechnologie-Aktien aus aller Welt hält der iShares MSCI World Information Technology ETF. In seinem Portfolio stecken aktuell 156 sehr große Tech-Werte aus verschiedenen Ländern. Doch wie in den anderen Technologie-ETFs dominieren auch in diesem Portfolio mit Welt-Fokus eindeutig US-Werte. Sie kommen auf mehr als 80 Prozent Anteil. Vertreten sind jedoch auch wichtige Tech-Kursraketen aus Europa, etwa die niederländische ASML und die deutsche SAP. Auch in japanische KI-Gewinner wie Tokyo Electron ist der ETF investiert.

Sein Branchen- und Lände-Fokus sicherte dem ETF in den vergangenen drei Jahren eine ausgezeichnete Wertentwicklung von mehr als 15 Prozent pro Jahr. Die Chancen stehen gut, dass sich dieser Trend fortsetzt. Wer in diesen Branchen-ETF investiert, sollte sich jedoch über die starke Konzentration im Portfolio und eine weitere Beschränkung bewusst sein. Obwohl nämlich der ETF auf den ersten Blick relativ breit in den Technologiesektor investiert, bestimmen auch bei ihm ganz wenige Aktien die Kursentwicklung. Zwei Aktien, Nvidia und Microsoft, stehen für ein Drittel des gesamten ETF-Portfolios. Die zehn größten Positionen machen rund 70 Prozent des ETFs aus, der ja 156 Werte enthält. Auch schade: Amazon, Alphabet, Meta und Tesla, vier der Glorreichen Sieben und vier potenzielle KI-Gewinner fehlen im ETF-Portfolio. Der Grund: Sie gehören nach der GICS-Sektor-Klassifizierung nicht zum Sektor Informationstechnologie.

Von Uli Kühn, September 2024, © ETF Magazin

Der Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe des ETF Magazins, dem Fachjournal für Profis und informierte Anleger*innen.

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)