BONN (dpa-AFX) - Der Logistikkonzern DHL Group
Der ganz überwiegende Teil des Wachstums in den kommenden Jahren soll aus eigener Kraft erfolgen, sagte Meyer im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Montagabend. Die Übernahme anderer Unternehmen spielt für ihn eine untergeordnete Rolle, schließt er aber auch nicht aus.
Für DHL sind Zukäufe laut dem Manager nur in zwei Fällen sinnvoll: Falls sich dadurch eine zusätzliche geografische Abdeckung ergibt oder ein Ziel-Unternehmen in einer Nische tätig ist und auf diesem Weg spezielles Know-how in den Konzern einbringt. Akquisitionen, um ausschließlich zusätzlichen Umsatz zu generieren, seien weniger interessant, so Meyer. Der Beitrag potenzieller Übernahmen sei nach aktuellem Stand der Strategie in den gut 120 Milliarden Euro bereits enthalten.
Wichtigste Grundlage für das weitere Wachstum der DHL-Geschäfte bleibt dabei auch in den kommenden Jahren der Online-Handel. Schon jetzt ist laut Meyer über ein Viertel des Konzernumsatzes mit dieser Branche verknüpft.
Neben diesem Megatrend definiert die DHL in ihrer neuen Strategie die Veränderungen in der Pharmabranche als Wachstumsmarkt. Dabei würden etwa spezialisierte Logistiklösungen wie temperaturgeführte Tiefkühl- oder Kryolagerung benötigt. Außerdem will das Unternehmen bei der Umstellung auf erneuerbare Energien und der Transformation des Automobilsektors ein Stück vom Kuchen abbekommen und etwa die Logistik beim Umgang mit Windradflügeln oder Batteriespeichersystemen bereitstellen.
Regional will Meyer den Fokus auf schnell wachsende Regionen legen, wozu er Länder in Asien, Afrika und dem Nahen Osten zählt. Kundenseitig sieht er Wachstumspotenzial beispielsweise bei kleinen Unternehmen aus dem Bereich Online-Handel, sowie bei Firmen aus dem produzierenden Gewerbe, die international wachsen wollen.
Weiterhin kündigte der Dax-Konzern eine Änderung der rechtlichen Struktur an. Demnach sollen die Konzernbereiche E-Commerce sowie Post und Paket Deutschland zukünftig als eigenständige Gesellschaften geführt werden, ähnlich den bereits bestehenden Gesellschaften. Konzernchef Meyer sprach von der "Entwirrung eines Wollknäuels". Seiner Einschätzung nach handelt es sich um eine technische Maßnahme, von der weder Kunden noch Angestellte viel mitbekommen dürften.
So soll die neue rechtliche Struktur zu keinen inhaltlichen Änderungen im Konzernportfolio, von Tarifverträgen und Schutzvereinbarungen, Managementverantwortlichkeiten oder anderen rechtlichen Verpflichtungen führen. Das deutsche Briefgeschäft werde auch zukünftig unter dem Namen Deutsche Post AG laufen, hieß es. Für die Umsetzung sind ein bis zwei Jahre veranschlagt.
Meyer sieht in der neuen rechtlichen Struktur auch "ein Bekenntnis zum Portfolio". Der Manager spielt damit auf Entwicklungen der vergangenen Jahre an. Da das Brief- und Paketgeschäft im Heimatmarkt Deutschland zunehmend schrumpfte und immer unprofitabler wurde, hatte es unter anderem Spekulationen um eine Abspaltung gegeben.
Die DHL hat fünf Geschäftsbereiche: die Beförderung von zeitkritischen Dokumenten und Waren (DHL Express), den internationalen Gütertransport auf dem Luft-, See- und Landweg (DHL Global Forwarding, Freight), Lieferkettenlösungen (DHL Supply Chain), den nationalen Pakettransport außerhalb Deutschlands (DHL E-Commerce) sowie den Transport von Briefen und Paketen im Heimatmarkt (Post & Paket Deutschland).
Weitere Details zu den Plänen in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts sowie der geplanten nächsten Schritte will das Management am Dienstag vorstellen./lew/edh/nas