FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Renditen sind wieder gestiegen. Schnelle weitere Zinssenkungen in den USA gelten jetzt als unwahrscheinlicher. In der Eurozone soll es hingegen schon nächste Woche weitergehen. Zudem bereitet Frankreich Sorgen.
11. Oktober 2024. FRANKFURT. Der deutliche Zinsrückgang vergangene Woche war nur von kurzer Dauer. Die Marktlage hat sich normalisiert. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen war fast unter 2 Prozent gerutscht aufgrund der sich zuspitzenden Krise im Nahen Osten, aber auch der Zinssenkungseuphorie. Am Freitagmittag sind es wieder 2,20 Prozent. Keine großen Veränderungen brachten die am gestrigen Donnerstag veröffentlichten US-Verbraucherpreise. "Zwar lagen die Zahlen leicht oberhalb der Erwartungen, dennoch setzen die Marktteilnehmer weiter auf Zinssenkungen", erklärt Analyst Ralf Umlauf von der Helaba.
Auch in den USA stiegen die Renditen wieder, zehnjährige US-Treasuries werfen aktuell 4,08 Prozent ab nach 3,85 Prozent vergangenen Freitag. Am Markt wird derzeit überwiegend mit einer Leitzinssenkung um 0,25 Prozentpunkte durch die US-Notenbank Fed im November gerechnet. Für die EZB wird schon für den kommenden Donnerstag eine weitere Zinssenkung erwartet.
Frankreich gilt als riskanter als Spanien
Außerdem Thema: französische Staatsanleihen. Nachdem Frankreichs Präsident Macron im Sommer überraschend Neuwahlen ausgerufen hatte, sind die Renditeaufschläge französischer Staats- gegenüber Bundesanleihen deutlich gestiegen. "Die neue Regierung konnte die Sorgen vor ausufernden Staatsschulden bisher nicht beruhigen", berichtet Analyst Hauke Siemßen von der Commerzbank. Die Renditen spanischer Staatsanleihen seien Ende vergangener Woche sogar unter die ihrer französischen Pendants gefallen. "Die Investoren verlangen also mittlerweile einen höheren Risikoaufschlag für Frankreich als für Spanien."
Türkische Lira-Bonds gesucht
Im Handel mit Staats- und staatsnahen Anleihen sind weiter einige Bonds in türkischen Lira gesucht, wie Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank berichtet. Beispiele: Papiere der Council of Europe Development Bank - der Entwicklungsbank des Europarates - mit Kupon von 25 Prozent und Fälligkeit 2027 (XS2593610103) sowie der European Bank for Reconstruction and Development mit 27,5 Prozent bis 2029 (XS2765026468). Die Renditen liegen aktuell bei 37 und 33 Prozent. Die Inflationsrate in der Türkei war im August auf den niedrigsten Stand seit Juli 2023 gefallen, lag aber immer noch bei 52 Prozent.
Autozulieferer lassen Federn
Im Handel mit Unternehmensanleihen bleiben Bonds aus der Autobranche unter Abgabedruck. "Das liegt an den anhaltend schlechten Nachrichten, zuletzt etwa die rückläufigen Autoverkäufe von Porsche", erklärt Marcus Mielert von der ICF Bank. Auch die Zulieferer seien betroffen. Kräftige Kursverluste verzeichnet Mielert zufolge diese Woche eine Anleihe des auf Dichtungssysteme spezialisierten Zulieferers Standard Profil Automotive (XS2339015047). "Die Talfahrt hat sich beschleunigt." Im Sommer notierte sie noch bei über 90 Prozent, aktuell sind es nur noch 67 Prozent.
Weiter gut an kommt die Neuemission des Spirituosenherstellers Semper idem Underberg mit 5,75 Prozent bis 2030 (DE000A383FH4), wie Daniel berichtet. "Die Umsätze nehmen aber ab, der Kurs liegt mittlerweile bei über 103 Prozent."
Umtauschangebote von UBM und Nordwest Industrie
Daniel meldet außerdem Käufe und Verkäufe für zwei Anleihen von UBM Development (AT0000A2QS11, AT0000A2AX04) und überwiegend Abgaben für eine weitere Anleihe des Wiener Immobilienentwicklers (AT0000A35FE2). "Die Umsätze stehen wohl im Zusammenhang mit der neuen Anleihe (
Darüber hinaus plant die Nordwest Industrie Group laut Daniel eine neue vierjährige Anleihe mit rund 9 Prozent, verbunden mit der vorzeitigen Rückzahlung des bis April 2025 laufenden Bonds mit Kupon von 4,5 Prozent (DE000A2TSDK9). "Das Emissionsvolumen soll 60 Millionen Euro betragen, bei der alten Anleihe waren es nur 15 Millionen Euro", bemerkt Daniel.
Von Anna-Maria Borse, 11. Oktober 2024, © Deutsche Börse
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