PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) - Europas wichtigste Aktienmärkte haben am Donnerstag gestützt von überwiegend positiven Unternehmenszahlen und vor der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) zugelegt. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stieg gegen Mittag um 0,75 Prozent auf 4.945,39 Punkte. Außerhalb der Eurozone kletterte der Schweizer SMI um 0,57 Prozent auf 12.261,99 Punkte hoch. Der britische FTSE 100 gewann 0,35 Prozent auf 8.357,90 Zähler.
Eine Zinssenkung der EZB um 0,25 Prozentpunkte gilt am Markt als ausgemachte Sache. Viel wichtiger seien die begleitenden Worte von EZB-Präsidentin Christine Largarde, betonte Marktexperte Andreas Lipkow. Die EZB sehe sich derzeit mit einer lahmen Wirtschaftsentwicklung und einer verfestigten Inflationsentwicklung konfrontiert. "Sie kann demnach nicht so freizügig agieren, wie es die Marktteilnehmer derzeit gerne sehen würden. Die Gefahr einer erneut anziehenden Inflation in Folge einer zu lockeren Zinspolitik ist latent vorhanden", betonte Lipkow.
Ein zunehmender Optimismus von TSMC trieb die meisten Chip-Werte in Europa nach oben. Der taiwanesische Halbleiterkonzern sieht eine weiterhin hohe Nachfrage nach Chips für Anwendungen rund um Künstliche Intelligenz (KI) und gab für das vierte Quartal höher als von Analysten erwartete Geschäftsziele aus. Der daraus resultierenden Branchenrally schlossen sich die Aktien von ASML mit minus 0,5 Prozent aber nicht an. Sie litten weiterhin unter der jüngsten Gewinnwarnung des Halbleiterindustrie-Ausrüsters.
Der Nahrungsmittelkonzern Nestle strich nach einem enttäuschenden Quartal die Jahresziele zusammen. "Die Konsumentennachfrage hat in den letzten Monaten nachgelassen und wir erwarten, dass dieses Umfeld verhalten bleiben wird", sagte der neue Konzernchef Laurent Freixe. Das belastete die Aktie aber nur kurz. Nachdem sie zunächst auf den tiefsten Stand seit Anfang 2019 gefallen war, drehte sie rasant ins Plus und notierte zuletzt 1,9 Prozent höher.
Die Papiere von Nordea reagierten mit einem Kurssprung von zuletzt 6,3 Prozent an die EuroStoxx-Spitze auf starke Quartalszahlen und erhöhte Jahresziele der skandinavischen Bank. Das Geldhaus will zudem weitere eigene Aktien für bis zu 250 Millionen Euro zurückkaufen.
Der Telekomausrüster Nokia sieht allmählich den Wendepunkt in seinen schwachen Märkten erreicht. Das konnte allerdings nicht über ein durchwachsenes drittes Quartal hinwegtäuschen, das hinter den Erwartungen der Analysten zurückblieb. JPMorgan-Analyst Sandeep Deshpande bezeichnete den Umsatz als schwach und geht von sinkenden Gewinnschätzungen der Experten aus. Zuletzt fielen die Nokia-Titel als EuroStoxx-Schlusslicht um 4,1 Prozent, nachdem sie am Vortag den höchsten Stand seit April 2023 erreicht hatten.
Die Anteilsscheine von Airbus stiegen auf den höchsten Stand seit Ende August und verteuerten sich zuletzt um 3,3 Prozent. Tags zuvor hatte der Luftfahrtkonzern angekündigt, wegen enormer Verluste im Satellitengeschäft rund 2.500 Stellen in seiner Rüstungs- und Raumfahrtsparte zu streichen. JPMorgan-Analyst David Perry wertete die geplanten Kostensenkungen positiv./edh/jha/