FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Online-Broker Flatexdegiro
Ihr Kurs hatte sich zuletzt aber deutlich erholt und lag zuletzt auf dem höchsten Niveau seit Mai 2022. Gestützt wurde der Flatexdegiro-Kurs in den vergangenen Wochen und Monaten unter anderem von der Berufung eines neuen Chefs und dem Start von Aktienrückkäufen.
In den drei Monaten bis Ende September legte der Umsatz im Jahresvergleich um gut zehn Prozent auf rund 112 Millionen Euro zu. Der Konzerngewinn stieg um etwas mehr als ein Fünftel auf knapp 25 Millionen Euro. Das Erlösplus traf etwa die Expertenerwartungen, der operative Gewinn verfehlte die durchschnittliche Analystenprognose jedoch leicht.
Im dritten Quartal profitierte Flatexdegiro von der stark gestiegenen Zahl seiner Kunden. Ende September zählte das Unternehmen 2,96 Millionen Konten - das sind mehr als 92.000 als Ende Juli. Die Zahl der abgewickelten Transaktionen stieg im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal um rund sieben Prozent auf 14,8 Millionen. Die durchschnittliche Provision je Transaktion lag mit 4,32 Euro um sechs Cent über dem Vorjahreswert.
Der Umsatz soll 2024 jetzt um etwas mehr als 15 Prozent steigen und damit leicht über dem ursprünglich avisierten Ziel liegen. Beim Gewinn rechnet der Broker weiter mit einer Steigerung um an die 50 Prozent und damit einem Rekordergebnis. 2023 hatte das Unternehmen 391 Millionen Euro umgesetzt und damit etwas weniger als noch 2022. Der Gewinn sank im vergangenen Jahr um fast ein Drittel auf 72 Millionen Euro.
"Wir setzen weiter konsequent auf profitables Wachstum durch neue Kunden und neue Produkte. Noch im Laufe dieses Jahres werden wir in Deutschland den direkten Handel in Kryptowährungen starten", sagte der neue Chef Oliver Behrens. "Wir unterstützen außerdem den Ansatz der Bundesregierung, kapitalmarktbasierte Anlagen in der privaten Altersvorsorge zu fördern." Als Bank und Online-Broker sei Flatexdegiro prädestiniert, Kunden Altersvorsorgedepots anzubieten. Behrens will dabei auch die Erfahrung mit ähnlichen Produkten in anderen europäischen Ländern einbringen.
Der Online-Broker hat turbulente Zeiten hinter sich - dies gilt auch für den Aktienkurs: Angetrieben von dem Handelsboom unter Privatanlegern war er während der Corona-Pandemie von circa 6 Euro bis auf fast 30 Euro im Jahr 2021 gestiegen. Doch mit dem Anstieg der Zinsen stürzte er wieder ab. Zudem stellte die Finanzaufsicht Bafin Mängel im Betrieb fest und unterzog den Online-Broker einer Sonderprüfung. Das Management geriet dadurch unter Druck.
Im Frühjahr 2024 rechnete dann Flatex-Gründer und Großaktionär Bernd Förtsch mit der Unternehmensspitze ab. In einem Interview und einem langen Brief äußerte er sich zu der Sonderprüfung der Bafin, der Kommunikation des Unternehmens mit den Finanzmärkten, zum laufenden Geschäft und der Entwicklung des Aktienkurses.
Vorstandschef Niehage warf im April schließlich hin. Aufsichtsratschef Martin Korbmacher hielt dem Druck hingegen stand. Auf der Hauptversammlung Anfang Juni ließ er die Kritik und ein Misstrauensvotum der Aktionäre über sich ergehen. Allerdings verweigerten die Anteilseigner ihm, Niehage und dem früheren Vize-Chef Muhamad Chahrour die Entlastung. Für eine Abberufung Korbmachers aus dem Kontrollgremium reichte es jedoch nicht.
Mit der Berufung des früheren Morgan-Stanley-Chefs Behrens an die Unternehmensspitze kehrte wieder Ruhe ein. Der Aufsichtsrat verlängerte zudem den Vertrag von Finanzvorstand Janos und machte ihn zusätzlich zum Vize-Chef bis Ende Mai 2029. Ebenso lange steht nun Technologie-Vorstand Stephan Simmang unter Vertrag.
Der Online-Broker wird an der Börse derzeit mit knapp 1,6 Milliarden Euro bewertet. Größter Aktionär ist Unternehmensgründer Förtsch, der direkt und indirekt noch fast ein Fünftel der Anteile besitzt./zb/stw/he/mis