US-WAHL: Ökonomen-Stimmen zum Ausgang der Präsidentschaftswahlen
FRANKFURT (dpa-AFX) - Donald Trump steht vor dem Sieg bei den US-Präsidentenwahlen und der Rückkehr ins Weiße Haus. Der 78-jährige Republikaner erklärte sich bereits zum Wahlsieger, obwohl ihm noch wenige Stimmen von Wahlleuten fehlten. Trump kündigte für seine zweite Amtszeit als US-Präsident eine radikale Agenda an, die Amerika und die Welt verändern könnte.
Einschätzungen von Ökonomen im Überblick:
Ulrich Kater, Chefvolkswirt DekaBank:
"Amerika hat ohne Störungen gewählt und ein Ergebnis steht fest - das ist für Wirtschaft und Finanzmärkte erstmal ein Grund zur Erleichterung. Damit ist ein Teil der politischen Unsicherheit in der größten Volkswirtschaft der Welt gelöst; übrig bleibt die Unsicherheit über die Umsetzung des Wahlprogramms eines Präsidenten Trump. Diese können in den kommenden Wochen die Finanzmärkte bewegen, werden sich allerdings im Verlauf der kommenden Monate ebenfalls reduzieren. Es war immer klar, dass die eigentlichen Problemthemen einer erneuten Trump-Präsidentschaft weniger in der Ökonomie liegen, sondern auf den Feldern der Innen- und Geopolitik. Sollten beide Kammern des Parlaments republikanisch werden, könnte ein Präsident Trump auch viele seiner wirtschaftlichen und innenpolitischen Vorstellungen durchsetzen. Die Konjunkturprognosen für die USA müssen jetzt nicht umgeschrieben werden."
Jörg Krämer, Chefvolkswirt Commerzbank:
"Auch wenn Trump sich auf eine Mehrheit in beiden Häusern des Kongresses stützen kann, dürfte er seine im Wahlkampf bezogenen Positionen als Präsident nicht eins zu eins umsetzen. Das betrifft etwa seine Zollpläne (mindestens 60 Prozent auf alle Importe aus China, 10 Prozent auf Importe aller anderen Länder). So ist nicht klar, ob seine rechtlichen Vollmachten für eine allgemeine Erhöhung der Zölle ausreichen. Außerdem dürfte Trump bewusst mit hohen Zöllen drohen, um die betroffenen Staaten bei Verhandlungen zu Zugeständnissen zu veranlassen."
Holger Schmieding, Chefvolkswirt Berenberg Bank:
"Für europäische Unternehmen würde Trumps Rückkehr ins Weiße Haus erhebliche handelspolitische und geopolitische Unsicherheit bedeuten, mit negativen Folgen für das Wachstum auf dem Kontinent. Wir gehen davon aus, dass Trump zunächst nur selektive, aber schlagzeilenträchtige Zölle verhängen wird, aber droht, noch viel weiter zu gehen, wenn China und Europa ihm in den Verhandlungen keine erheblichen Zugeständnisse machen. Das wäre vergleichbar mit seinem Ansatz in den Jahren 2017 bis 2020. Eine solche Eskalation der Handelsspannungen allein könnte uns dazu veranlassen, unsere Wachstumsprognose für Deutschland (derzeit 0,5 Prozent) für 2025 um 0,2 Prozentpunkte und unsere Prognosen für andere europäische Länder um 0,1 Prozentpunkte zu senken. Wenn Trump noch weiter geht und tatsächlich einen 10-prozentigen Zoll auf alle Importe aus Europa erhebt, könnte der Schaden noch erheblicher sein."
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt VP Bank:
"Für das wirtschaftlich angeschlagene Europa ergeben sich mit einem Wahlsieg von Donald Trump neue Herausforderungen. Europa muss sich auf etwaige Strafzölle einstellen. Das unter Joe Biden enge transatlantische Verhältnisse wird schwieriger. Insbesondere die für die Ukraine wichtigen Militärhilfen stehen möglicherweise auf der Kippe. Europa ist jetzt mehr denn je aufgefordert seine Hausaufgaben zu machen. Dazu zählt vor allem die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Hierbei ist ein Abbau der überbordenden Bürokratie dringend erforderlich."
Dirk Chlench, Analyst Landesbank Baden-Württemberg:
"Mit Präsident Donald Trump wird sich Deutschland auf eine verschärfte Politik des 'America First' einzustellen haben. Zölle dürften sein Mittel der Wahl sein. Er knüpft damit an seine eigene Vergangenheit an. (...) Bis Anfang 2025 gilt noch eine Art Stillhalteabkommen zwischen der EU und den Vereinigten Staaten. Danach wird man weitersehen. Die EU hat sich dem Vernehmen nach mit neuen Instrumenten und Verfahren vorbereitet, um zügig auf Provokationen aus Washington reagieren zu können. Dennoch dürften sich negative Folgen für die Exporte und die Investitionen innerhalb der EU nicht vermeiden lassen. Eine anhaltende Stagnation, vielleicht sogar ein Rückfall in die Rezession, ist wahrscheinlich. Die EU tut weiter am besten daran, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und weiter die Kooperation mit Partnern in aller Welt zu suchen. Deutschland im Besonderen hat eigene Herausforderungen zu bewältigen."
Samuel Tombs, Chefvolkswirt USA beim Analysehaus Pantheon Macroeconomics:
"Als Reaktion auf den klaren Sieg von Präsident Trump bei den Präsidentschaftswahlen korrigieren wir unsere Inflationsprognose und den Leitzins nach oben. Angesichts des knappen Kopf-an-Kopf-Rennens um die Mehrheit im Repräsentantenhaus bleibt der Spielraum für Steuersenkungen und ein deutlich höheres Haushaltsdefizit im Jahr 2026 unklar, aber wir können nun fast sicher sein, dass im nächsten Jahr Einfuhrzölle eingeführt werden."
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