FRANKFURT (dpa-AFX) - Ein vorsichtiger Unternehmensausblick hat die Anleger von Infineon
Die Aktien von Infineon zogen bis zum späten Vormittag um 5,5 Prozent auf 31,39 Euro an und kletterten damit an die Dax-Spitze
Die Papiere von Infineon waren auch der beste Wert im europäischen Technologie-Branchenindex Stoxx Europe 600 Technology
Nach einem schwachen Geschäftsjahr blickt Infineon mit Vorsicht auf die weitere Entwicklung. Die Endmärkte, mit der Ausnahme von Künstlicher Intelligenz, bieten kaum Wachstumsimpulse, und die zyklische Erholung verzögert sich. Zudem sind die Läger der Kunden weiterhin voll. Die Kundschaft konzentriert sich angesichts der mauen Konjunktur zunächst weiter auf den Abbau der Bestände und bestellt allenfalls kurzfristig. Deswegen stellt sich Infineon auf einen verhaltenen Geschäftsverlauf ein.
Damit dürfte der Umsatz 2024/25 (per Ende September) leicht sinken. Die Segmentergebnismarge, die die operative Rentabilität misst, soll sich dabei im mittleren bis hohen Zehner-Prozentbereich bewegen. Das liegt zwar deutlich unter den Erwartungen der Analysten. Beobachtern zufolge könnten diese neuen Ziele aber auf den zweiten Blick positiv interpretiert werden.
Analyst Jürgen Wagner von der Investmentbank Stifel etwa schrieb, dass die neuen Jahresziele als "sehr konservativ" betrachtet werden müssten. In dem aktuellen Nachfrageumfeld sei es schlichtweg der schlechteste Zeitpunkt, um Ziele festzulegen.
"Die bisherige Berichtssaison hat bereits Anzeichen für eine schwächere Nachfrage am Automobilmarkt sowie eine deutlich tiefere und länger andauernde Bestandskorrektur auf den Industriemärkten geliefert", fuhr Wagner fort. Darüber hinaus verschlechterten sich wichtige gesamtwirtschaftliche Indikatoren weiter.
Ein Händler argumentierte ähnlich. In der Theorie habe Infineon die Aktien mit dem avisierten leichten Umsatzrückgang für 2025 für Anleger wieder investierbar gemacht, sagte ein Börsianer. Denn es werde wohl ausreichend tief gestapelt.
Der Fachmann Janardan Menon vom Analysehaus Jefferies ist ebenfalls weiterhin zuversichtlich. Es zeichne sich zwar ein schwaches erstes Geschäftsquartal ab. Eine schwache Prognose reduziere aber das Risiko weiterer Kürzungen und damit könne die Basis für eine Neubewertung der Aktien gelegt werden. Laut dem Experten Alexander Duval von der US-Investmentbank Goldman Sachs gibt es zudem die Hoffnung, dass Kosteneinsparungen die Marge stützen.
2023/24 verzeichnete Infineon einen Umsatz- und Ergebnisrückgang. Die Ergebnisse sanken dabei in allen Bereichen, auch im Geschäft mit der für Infineon zentralen Automobilindustrie. Doch immerhin erreichte der Konzern damit seine mehrfach gesenkten Ziele. Und Analyst Francois-Xavier Bouvignies von der Schweizer Großbank UBS ergänzte, dass das operative Ergebnis im abgelaufenen Quartal die Markterwartung übertroffen habe.
Aus charttechnischer Sicht sind die Aktien von Infineon mit dem Kurssprung am Dienstag wieder etwas näher an die viel beachtete 200-Tage-Durchschnittskurve herangerückt. Diese beschreibt den langfristigen Trend./la/nas/stk