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Schlechte Vorzeichen für den Winterurlaub

08.12.2024
um 09:14 Uhr

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die anhaltende Wirtschaftskrise könnte in diesem Winter den bislang florierenden Tourismus in den Alpen bremsen. Eine Hauptursache ist nach Einschätzung von Ökonomen und Fachleuten die Verunsicherung der deutschen Verbraucher, die ihr Geld derzeit lieber auf die Seite legen, als es auszugeben. Konsumzurückhaltung in Deutschland wird sich mutmaßlich auch auf Österreich und die Schweiz auswirken. Denn dort stellen die Gäste aus der Bundesrepublik in vielen Winterurlaubsorten nach wie vor die größte oder zumindest eine der größten Gruppen.

Skiferien besonders teuer

Vor allem Skiferien sind traditionell sehr teuer. Einer alten Faustformel zufolge kostet eine Woche im Skigebiet so viel wie drei Wochen Sommerurlaub. Nicht zuletzt wegen dieser hohen Kosten sparen etliche Menschen eher an den Winter- als an den Sommerferien. Das Reisevolumen schwanke weniger stark als die Ausgaben, sagt Dennis Utzerath, Tourismus-Fachmann der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). "Den Haupturlaub spart man in Deutschland nur sehr begrenzt ein. Die Leute wählen dann aber günstigere Ziele. Was leidet, sind die Kurzreisen, der Zweit- und Dritturlaub."

Die "Haupturlaubsreise" hat Vorrang - in der Regel im Sommer

Nach Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR) in Kiel war bereits in den vergangenen beiden Jahren ein Trend zur Beschränkung auf eine Haupturlaubsreise im Jahr zu erkennen. "Während in den Vorjahren von vielen Reisenden mehrere Urlaubsreisen oder zusätzliche Kurzurlaubsreisen unternommen wurden, wird nun häufiger Wert auf die eine Hauptreise gelegt, bei der sich die Reisenden dann auch etwas gönnen möchten und nicht zu sehr auf den Preis achten", sagt Tourismusforscherin Friedericke Kuhn. "Da der Ski-Urlaub häufig eine Zweitreise neben dem Haupturlaub im Sommer darstellt, lässt sich hier ein Rückgang vermuten."

Schneemangel im Gebirge schreckte die Gäste bisher nicht ab

In den vergangenen beiden Wintern fehlte es in den Alpen zwar vielerorts an Schnee, doch keineswegs an Gästen. Das Schweizer Bundesamt für Statitisk etwa meldete für Januar, Februar und März dieses Jahres im Vergleich zur Vorsaison einen kräftigen Anstieg der "Logiernächte". Dazu trugen auch die deutschen Urlauberinnen und Urlauber bei.

Trend zur Sparsamkeit

Doch bei letzteren stehen die Zeichen in diesem Jahr - ganz allgemein und nicht nur im Urlaub - auf Sparsamkeit, obwohl viele Menschen wieder etwas mehr Geld in der Tasche haben. "Die Löhne sind in diesem Jahr stärker gestiegen als die Inflation", sagt Jürgen Michels, der Chefvolkswirt der BayernLB. "Die Konsumentinnen und Konsumenten haben sich trotz höherer Realeinkommen aber zurückgehalten, die Sparquote ist gestiegen. Das mag widerspiegeln, dass die Haushalte zunehmend besorgt sind über die politische Lage, und dass auch die Sorge um die Arbeitsplätze hineinspielt."

Auswirkungen auf die Schweiz und Österreich zu erwarten

Bei Reisen von Deutschland nach Österreich und in die Schweiz sei zu erwarten, "dass das nicht so gut wie im vergangenen Winter läuft", sagt BCG-Experte Utzerath. Der Buchungseingang in der Hotellerie war in den vergangenen Monaten nach Worten des Beraters schwach, allerdings ausgehend von einer starken Periode zu Jahresbeginn. Die Vorausbuchungen allein sind demnach auch kein zuverlässiger Indikator. Der Hintergrund: Etliche Menschen stornieren wieder, andere buchen kurzfristig um, und wieder andere entscheiden sich kurzfristig für oder gegen eine Urlaubsreise.

Unter den deutschen Hoteliers ist die Stimmung in diesem Herbst schlechter als in den beiden Vorjahren, wie den regelmäßigen Konjunkturumfragen des Münchner Ifo-Instituts zu entnehmen. "Zum einen scheinen die Verbraucher dem Rückgang der Inflationsrate noch nicht so recht zu trauen", sagt Klaus Wohlrabe, der Leiter der Ifo-Umfragen. "Zum anderen wächst bei vielen die Sorge, ob der Arbeitsplatz noch sicher ist, deshalb wird etwas Geld zur Seite gelegt."

Schlecht für die alpinen Urlaubsorte: Wieder mehr Fernreisen

Hinzu kommt ein weiterer Effekt: "Während der Corona-Pandemie waren die innerdeutschen Ziele stark", sagt BCG-Tourismusfachmann Utzerath. "Genau die haben in diesem Jahr nicht sehr gut abgeschnitten. Auch in den benachbarten Ländern sieht es mauer aus." Die Ifo-Umfragen liefern ein klares Indiz, dass es die Deutschen wieder vermehrt in größere Fernen zieht: Die Stimmung in Reisebüros und Reiseveranstaltern - die viele Reisen in Fern- und Überseeziele vermitteln - ist demnach erheblich besser als in der Beherbergungsbranche. "Denen geht es gut, das deutet darauf hin, dass eher Ziele im Ausland gebucht werden", sagt Ifo-Umfragechef Wohlrabe.

Bayerische Depression

Bedeutendstes deutsches Winterurlaubsziel ist Bayern, dort ist die Stimmung in der Branche derzeit sehr gedrückt. "Die Hotellerie spürt die konjunkturelle Lage, es gibt Konsumzurückhaltung", sagt auch Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga im Freistaat. "Den Betrieben geht es aber vor allem deshalb nicht gut, weil die Kosten aus dem Ruder laufen. Die Ertragssituation ist äußert schwierig. Personal, Energie, Lebensmittel, alles ist erheblich teurer geworden, hinzu kommt die Mehrwertsteuererhöhung." Das bestätigt BCG-Berater Utzerath: "Das Thema Kostensteigerung macht den Hotels in Deutschland ganz gewaltig das Geschäft kaputt."/cho/DP/he