ROUNDUP: Unfall an Schleuse legt Schifffahrt auf Mosel lahm
TREIS-KARDEN (dpa-AFX) - Ein Schiff kracht gegen ein Schleusentor und legt damit den Schiffsverkehr auf der Mosel für viele Wochen lahm. Wegen des beschädigten Tors bleibe die Schiffsschleuse an der Mosel voraussichtlich bis Ende März für den Schiffsverkehr gesperrt, teilte das zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Mosel-Saar-Lahn mit. Und das mit noch unabsehbaren Folgen für die Wirtschaft.
Was ist passiert?
Am Sonntagmittag krachte ein Güterschiff beim Einfahren in die Moselschleuse Müden nahezu ungebremst gegen das Untertor. Das teilte die Behörde mit. Das Schiff war demnach mit rund 1.500 Tonnen Schrott beladen und auf dem Weg nach Luxemburg. Wie es zu dem Unfall kam, ist bislang noch Teil der Ermittlungen.
Zum Zeitpunkt des Unfalls sei die Einfahrt noch nicht freigegeben und das Schleusentor noch vollständig geschlossen gewesen. Beide Torflügel wurden bei dem Unfall laut WSA komplett aus ihrer Verankerung gerissen. Außerdem seien die hydraulischen Antriebszylinder und die Befestigung massiv beschädigt. "Alle Teile sind nicht mehr nutzbar und müssen komplett ersetzt werden", hieß es.
Welche Folgen hat das für die Schifffahrt?
Wegen der Sperrung standen laut WSA 70 Schiffe auf der Mosel still und konnten den durch das Saarland und Rheinland-Pfalz führenden Fluss nicht in Richtung Rhein verlassen.
"Durch diese havariebedingte Außerbetriebnahme der Schleuse Müden ist auf der Mosel momentan ein durchgehender Schiffsverkehr nicht mehr möglich, da an der Staustufe Müden nur eine Schleusenkammer für die Großschifffahrt vorhanden ist", teilte das WSA mit. Heißt: Auf der Mosel geht an dieser Stelle für Schiffe nichts mehr. Und das nach erster Einschätzung bis Ende März 2025.
Wieso ist das so ein Problem?
Die Mosel ist für ansässige Unternehmen eine wichtige Route für Ressourcen und Rohstoffe. Die deutsche Strecke von Koblenz bis zur Sauermündung hat laut WSA 71 Meter Fallhöhe, zehn Staustufen und eine Länge von 206 Kilometern.
Durch den Schaden an der Schleuse kommen die Schiffe nun an dieser Stelle nicht weiter. "Vor einem solchen Szenario warnen Befürworter des Moselschleusenausbaus seit Jahren", teilte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier mit. Sie forderte, den Schaden so schnell wie möglich zu beheben. Zudem müssten gemeinsam mit der Politik die Weichen für einen zügigen weiteren Ausbau der Moselschleusen gestellt werden.
Welche Auswirkungen hat das auf die Wirtschaft?
"Dies bedeutet einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden für die betroffenen Unternehmen und vor allem einen massiven Vertrauensverlust für die Wasserstraße Mosel, die man seit Jahren durch eine Verlagerung von Gütern zu stärken versucht", sagte Wilfried Ebel, Leiter Verkehr und Digitalisierung der IHK Trier, laut Mitteilung.
Der Schmiermittel-Hersteller Liqui Moly etwa bezieht normalerweise wöchentlich etwa 2.000 Tonnen Rohstoffe über ein Schiff, wie ein Sprecher sagte. "Das werden wir jetzt auf die Straße verlagern müssen." Das Unternehmen rechne bis Ende März mit etwa 800 benötigten Tankwagen und Mehrkosten von einer halben Million Euro. Noch sei das eigene Tanklager aber gut gefüllt, sagte der Sprecher.
Wie geht es weiter?
Das WSA Mosel-Saar-Lahn hat nach eigener Aussage einen Krisenstab eingerichtet. Man werde alles dransetzen, die Schleusenkammer so schnell wie möglich wieder in Betrieb nehmen zu können, hieß es. Außerdem wird geklärt werden müssen, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Bis dahin bleibt den Unternehmen nur nach anderen Lösungen zu suchen./gut/DP/jha