Deal im Betrugsprozess um German-Pellets-Insolvenz geplant
SCHWERIN (dpa-AFX) - Im Prozess um die Insolvenz des Holzverarbeiters German Pellets zeichnet sich ein Ende ab. Wie der Vorsitzende Richter am Mittwoch am Landgericht in Schwerin mitteilte, haben sich das Gericht und die Verfahrensbeteiligten im Grundsatz darauf verständigt, dass gegen den angeklagten früheren Geschäftsführer bei einer Verurteilung die Gefängnisstrafe zur Bewährung ausgesetzt werden kann.
Bis zum nächsten Verhandlungstermin am 30. Januar sollen noch offene Details der geplanten Verständigung geklärt werden. Mit einem Urteil sei aber nicht vor Ende April zu rechnen, hieß es.
Grundlage des sogenannten Deals ist offenbar die Bereitschaft der Staatsanwaltschaft, den 15. November 2015 als "Zeitpunkt des objektiven Eintritts der Insolvenz" anzunehmen. Eine Gutachterin war zu dem Schluss gekommen, dass German Pellets schon deutlich früher in finanzielle Schieflage geraten war. Mit der Festlegung auf den 15. November würden Anklagepunkte, die sich auf davor liegende Handlungen stützen, wegfallen. Für die German Pellets GmbH war im Februar 2016 Insolvenzantrag gestellt worden.
Millionenverluste für Kleinanleger
Der etwa 400 Seiten umfassenden Anklageschrift zufolge werden dem aus Hessen stammenden ehemaligen Geschäftsführer unter anderem Insolvenzverschleppung, Betrug, Bankrott und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Wismar galt zum Zeitpunkt der Zahlungsunfähigkeit als Europas größter Hersteller von Holzpellets für Heizungen. Durch falsche Angaben zur Situation der Firma beim Verkauf von Unternehmensanleihen soll Anlegern nach früheren Angaben ein Schaden in Höhe von 7,2 Millionen Euro entstanden sein.
Durch die Pleite des Unternehmens erlitten Anleger Medienberichten zufolge Verluste, die weit über die von der Staatsanwaltschaft genannte Summe hinausgehen. Die Einlagen summierten sich nach früheren Informationen auf etwa 260 Millionen Euro. Die etwa 17 000 Anleger gingen nach Angaben der Insolvenzverwalterin weitgehend leer aus.
Das Pelletwerk im Wismarer Holzhafen wird seit 2016 von einem neuen Eigner betrieben und beschäftigt etwa 60 Mitarbeiter. Dem Vernehmen nach brachten die Firmenverkäufe 45 Millionen Euro, 36 Millionen davon gingen an die Banken. Die Gesamtforderungen sollen sich auf 427 Millionen Euro summieren, hieß es.
Der Prozess um die Millionen-Pleite hatte im März 2023 begonnen. Seither hatte das Gericht an mehr als 50 Verhandlungstagen eine Vielzahl von Zeugen und auch Sachverständige gehört./fp/DP/men