GÖTEBORG (dpa-AFX) - Der von chinesischen Eigentümern kontrollierte schwedische Elektroautobauer Polestar
"Die Kosten sind deutlich geringer, als Autos um die Welt zu schiffen", erklärte der seit Oktober amtierende ehemalige Opel-Chef in Göteborg. "Es gibt uns natürlich auch Schutz vor Zöllen." Von diesen wolle das Unternehmen unabhängig sein. Die EU hatte vergangenes Jahr Strafzölle auf Elektroautos aus chinesischer Produktion eingeführt.
Bisher produziert Polestar nur in Asien, dort vor allem in chinesischen Werken, und in den USA bei Volvo. Wo genau und mit welchem Partner das als kompakte SUV geplante neue Auto in Europa gebaut werden soll, steht laut Lohscheller noch nicht fest, auch der Marktstart ist noch nicht festgezurrt.
Der Manager will das Geschäft in Europa allerdings auch insgesamt auf breitere Beine stellen, unter anderem in Deutschland und Frankreich. Bisher verkauft der Autobauer seine Autos vorwiegend über Onlinebestellungen und liefert dann über seine wenigen Ausstellungsräume aus. Künftig sollen weltweit auch bei rund 300 Händlern Polestar-Autos zu kaufen sein. "Ich möchte, dass wir uns breiter aufstellen im Vertrieb und mehr Kunden ansprechen", sagte er.
Der Elektroautobauer hat eine Durststrecke hinter sich, im Verkauf wie finanziell. Vergangenes Jahr gingen 44.851 Autos an die Kunden, 15 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Die an der New Yorker Börse Nasdaq notierte Polestar-Aktie war zwischenzeitlich zum Pennystock mit Kursen unter einem Dollar geworden, zuletzt stieg das Papier wieder auf 1,22 Dollar.
An diesem Donnerstag zeichneten sich im New Yorker vorbörslichen Handel Verluste von mehr als acht Prozent ab, nachdem der Konzern die Umsatzschätzung für 2024 reduziert hatte. Grund sei ein schwächer als gedachter Produktmix im Schlussquartal, mit überraschend wenig Verkäufen der Modelle Polestar 3 und 4, so das Unternehmen am Donnerstag.
Bis 2027 sollen im Schnitt die Auslieferungen indes jährlich um 30 bis 35 Prozent wachsen, sagte Polestar-Chef Lohscheller im Interview. Bereits dieses Jahr will er zumindest beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) die Gewinnschwelle erreichen. Dafür hat Polestar eine Rosskur hinter sich gebracht und rund ein Viertel der Stellen abgebaut, rund 600 von zuvor 3.100 Angestellten mussten gehen. 2027 will das Unternehmen dann finanziell auf eigenen Füßen stehen und auch die Investitionen selbst stemmen können.
Zum Geschäft beitragen sollen auch Einnahmen aus dem Verkauf von CO2-Zertifikaten. Lohscheller verspricht sich davon dieses Jahr Erlöse im dreistelligen Millionenbereich. Unter anderem gibt es die Absicht, zusammen mit Mercedes-Benz
Zwar habe auch Polestar angesichts der schwächeren Entwicklung auf den Elektroautomärkten seine Ambitionen angepasst, sagte Lohscheller. "Aber die Elektromärkte wachsen noch." Derzeit sei man noch dabei, die Modelle Polestar 3 und 4 in den Märkten "richtig hochzufahren". Die weiteren Modelle 5, 6 und 7 sollen Schwung verleihen.
In den USA hat Polestar unterdessen ein Problem. Die US-Regierung beschloss diese Woche, dass ab dem Modelljahr 2027 keine vernetzten Autos von Herstellern unter chinesischer Kontrolle verkauft werden dürfen. Das gilt auch für in den USA produzierte Fahrzeuge. Polestar baut zwar Autos im US-Bundesstaat South Carolina, die Mehrheit halten aber der chinesische Geely-Konzern und dessen Gründer Li Shufu, der auch zweitgrößter Aktionär beim Dax
Beim autonomen Fahren setzt Lohscheller auf einen schrittweisen Ausbau von Funktionen. Beim Polestar 3 ist dafür auch ein Laser-Radar (Lidar) vorgesehen - während Elon Musk bei Tesla das jüngst angekündigte Robotaxi nur mit Kameras auf die Straßen schicken will./men/so/nas/mis/jha/