Börse Frankfurt-News: US-Zölle lassen Kurse purzeln (Wochenausblick)
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Hoffnungen auf eine sanftere Gangart des US-Präsidenten sind zerplatzt, Donald Trump macht seine Zollankündigungen wahr. Damit findet die Rally ein jähes Ende.
3. Februar 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Dass der US-Präsident Trump nun tatsächlich hohe Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China verhängt hat, kommt an den Aktienmärkten überhaupt nicht gut an. Die US-Märkte waren schon am Freitag ins Minus gerutscht, die europäischen Märkte starten die neue Woche mit deutlichen Verlusten. "Zwar haben die Zinsspekulationen zuletzt wieder unterstützend gewirkt, am Morgen aber dominiert die Sorge wegen möglicher Handelskriege", kommentiert Ralf Umlauf von der Helaba. "Im Großen und Ganzen eine Situation, die ökonomisch betrachtet ganz klar nach einem Lose-Lose-Szenario aussieht, in dem alle Beteiligten viel verlieren, aber nichts gewinnen", kommentiert die Deutsche Bank.
++++
Online-Session heute 12 Uhr: ETFs für Fortgeschrittene
Über taktische Investments mit ETFs sprechen wir gleich in der Online-Session. Strategien, Themen, Hebel und inverse Partizipation bieten einige Chancen für kurzfristige Satelliten-Investments. Mit Fallstricken, denn viele machen mit solchen Trackern Verluste. Anmelden: boerse-frankfurt.de/webinare
++++
Der DAX steht am Montagmorgen bei 21.218 nach 21.732 Punkten am Freitag zu Handelsschluss gut 2 Prozent im Minus. Kurz davor war der Index noch auf das neue Allzeithoch von 21.800,52 Zähler gestiegen. Auch der Stoxx Europe 600 hatte mit 542 Punkten ein neues historisches Hoch erreicht. Gold und Kryptowährungen verlieren ebenfalls nach jüngsten Allzeithochs. Gold hatte am Freitag mit 2.816 US-Dollar die Feinunze einen neuen Rekordstand erreicht, Bitcoin vor zwei Wochen bei über 109.000 US-Dollar.
Sorgen auch um die EU
"Fast die Hälfte aller US-Importe wird von den höheren Zöllen betroffen sein, da 2023 über 15 Prozent aller US-Importe aus Mexiko, 13,7 Prozent aus Kanada und 13,9 Prozent aus China stammten", erklärt Volkswirtin Inga Fechner von der ING. Das werde zu einer Unterbrechung der Lieferketten führen und könne erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft der USA, Kanadas und Mexikos haben. Angesichts des Tempos, mit dem die Trump-Administration Wahlversprechen umsetzte, seit es zudem schwer vorstellbar, dass die EU dem "Zolltanz" entgehen könne.
"Im überkauften Bereich notierende Indikatoren"
Charttechniker Christoph Geyer hatte ohnehin gewarnt, dass mit jedem weiteren Aufwärtstag verstärkt mit einer Gegenbewegung gerechnet werden müsse. "Die anhaltend im überkauften Bereich notierenden Indikatoren sollten dabei nicht überbewertet werden, könnten aber beim Beginn einer Korrekturbewegung schnell mit Verkaufssignalen aufwarten", erklärt er. Auch von der Saisonalität her seien fallende Notierungen wahrscheinlich.
"Für einen Einstieg zu spät"
Markus Reinwand von der Helaba hat seinen Blick auf die in diesem Jahr deutlich überdurchschnittliche Entwicklung des DAX im internationalen Vergleich gerichtet. Als einen Grund sieht er die für den Euroraum etwas ausgeprägteren Zinssenkungserwartungen, das sei aber wohl nicht der Hauptgrund. "Vielmehr scheinen Anleger zuletzt auf die im Vergleich zum S&P 500 deutlich niedriger bewerteten europäischen Indizes zu setzen, auch weil die in den Tech-Werten eingepreiste KI-Fantasie nicht erst seit dem ?DeepSeek-Beben? von manchem Investor als überzogen wahrgenommen wird", erklärt der Analyst. Noch sei nicht angezeigt, sich in der Breite von Aktien zu verabschieden. Der für das mittelfristige Timing (bis fünf Jahre) konzipierte Helaba-BEST-Indikator signalisiere weiter "Halten". "Für einen Einstieg ist es aber zu spät", meint Reinwand.
Viele Unternehmensberichte
Diese Woche geht die Berichtssaison weiter, 78 Stoxx Europe 600-Unternehmen legen ihre Quartalszahlen vor, wie die Deutsche Bank berichtet, unter anderem BNP Paribas, Infineon, UBS, Novo Nordisk und Banco Santander. In den USA berichteten 131 S&P-500-Firmen, darunter Alphabet und Amazon sowie Pfizer, AMD und Uber. Abgesehen davon interessieren wohl vor allem die US-Arbeitsmarktzahlen am Freitag: Von ihnen werden neue Informationen über den Zustand der US-Wirtschaft und die mögliche Leitzinsentwicklung erwartet.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 3. Februar
11.00 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise Januar.
Donnerstag, 6. Februar
8.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge Industrie Dezember. Die Commerzbank rechnet mit einem deutlichen Plus von 4 Prozent gegenüber dem Vormonat. Allerdings folge dieser kräftige Zuwachs auf ein noch größeres Minus von 5,4 Prozent im November. Rechne man die starken Ausschläge heraus, bewegten sich die Auftragseingänge seit Anfang des Jahres weitgehend seitwärts.
13.00 Uhr. Großbritannien: Zinsentscheid der Bank of England. Die Bank of England ist auf Kurs, ihren Leitzins gemächlich im Quartalsrhythmus zu senken, wie die DekaBank erklärt. Nun werde wohl der dritte Schritt nach unten auf dann 4,5 Prozent folgen. Dafür sprächen sowohl die wirtschaftliche Abkühlung als auch der überraschend deutliche Rückgang der Dienstleistungsinflation im Dezember.
Freitag, 7. Februar
8.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion Dezember. Die Produktion im produzierenden Gewerbe in Deutschland ist zum Jahresende wohl leicht gesunken, wie die DekaBank erklärt. Ein klarer Rückgang der Automobilproduktion deute ebenso darauf hin wie der schwächere Industrie-Einkaufsmanagerindex.
14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenzahlen Januar. Erwartet wird, dass die Arbeitslosenquote unverändert bei 4,1 Prozent geblieben und die Zahl neu besetzter Stellen um 150.000 gestiegen ist, wie die Deutsche Bank feststellt.
von: Anna-Maria Borse, 3. Februar 2025, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)