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Nach Kritik aus Ukraine: Russisches Medium stoppt Werbekampagne

03.02.2025
um 14:44 Uhr

RIGA/BERLIN (dpa-AFX) - Das russische und kremlkritische Medium "Meduza" hat nach Kritik aus der Ukraine eine internationale Werbekampagne gestoppt. In einem Video waren Bilder von Ukrainern zu sehen, ohne dass es deren Zustimmung für die Verwendung gab, wie aus einem "Meduza"-Statement hervorgeht. Man bedaure den Fehler.

Kritik aus der Ukraine

Die "Meduza"-Kampagne hatte in der Ukraine große Empörung ausgelöst. Das Außenministerium in Kiew schlug vor, der zuständigen Agentur einen "Sonderpreis für Zynismus und Heuchelei im Marketing" zu verleihen. "Unsere Tragödie zu missbrauchen, um Sympathie für Russen hervorzurufen, ist eine wahre Schande", schrieb das Ministerium im sozialen Netzwerk X.

In der Kampagne wurde unter anderem das Foto eines trauernden Familienvaters aus Lwiw in der Westukraine gezeigt. Er hatte bei einem russischen Raketenangriff im September 2024 seine Frau und seine drei Töchter verloren. Die Nutzung dieses Bildes sei nicht mit ihm abgesprochen gewesen, sie sei völlig inakzeptabel, sagte er dem Kiewer Portal "Kyiv Independent".

Warum "Meduza" für sich warb

Seit Mitte Januar hatte "Meduza" für sich geworben. In Berlin war zum Beispiel eine große Lichtinstallation in der Nähe des Alexanderplatzes zu sehen. Die Journalisten verließen vor Jahren Russland und machten auf Zensur, Exil und Gefahr für Leib und Leben aufmerksam. Das 2014 gegründete Online-Nachrichtenportal arbeitet im Exil im lettischen Riga auf Russisch und Englisch.

Die "Meduza"-Redaktionsmitglieder erhofften sich von der Aktion finanzielle Unterstützung für ihre Arbeit. Russland hatte das Medium 2021 zum "ausländischen Agenten" erklärt. In Russland wurden "Meduza" so sämtliche Einkommensmöglichkeiten genommen.

Inzwischen ist das Medium zudem im Land als "unerwünschte Organisation" eingestuft und damit verboten worden. Journalisten, die für die Internetplattform arbeiten, droht ein Strafverfahren.

Eine Berliner Kreativ-Agentur hatte die Werbekampagne für "Meduza" finanziert./rin/fko/DP/ngu