MÜNCHEN (dpa-AFX) - Nach erfolgreichem Widerstand einer erklecklichen Zahl von Aktionären muss Siemens
Für den Vorschlag der Siemens-Spitze stimmten gut 71 Prozent, für die qualifizierte Mehrheit wären aber 75 Prozent erforderlich gewesen. Siemens-Vorstandschef Roland Busch und Kollegen wollten sich nach "positiven Erfahrungen" von den Aktionären eigentlich die Ermächtigung einholen, für zwei Jahre weitere virtuelle Hauptversammlungen abzuhalten, "in der die nationalen und internationalen Aktionäre ihre Teilnahmerechte ohne Aufwand für An- und Abreise, somit effizient und ressourcenschonend, ausüben können"
- so der Text der Einladung.
Viele börsennotierte Konzerne halten seit der Corona-Pandemie virtuelle Hauptversammlungen ab, bei denen Vorstände und Aufsichtsräte ihren Aktionären nicht von Angesicht zu Angesicht begegnen müssen. Die Veranstaltungen sind sehr teuer, außerdem können Anteilseigner mit spontanen kritischen Fragen, langwierigen Redebeiträgen oder Störaktionen unangenehm werden. So zählten früher wütende Kleinaktionäre zur Hauptversammlungs-Folklore, teilweise unterbrachen Klimaschützer oder Menschenrechtsgruppen die Aktionärstreffen.
Seit der Corona-Pandemie gibt es die gesetzliche Möglichkeit, Hauptversammlungen virtuell abzuhalten. Konzerne argumentieren mit Vorteilen für internationale Investoren, manche Aktionärsvertreter hingegen sehen ihre Rechte eingeschränkt.
Die Hauptversammlung - kurz HV - ist neben Vorstand und Aufsichtsrat das wichtigste Entscheidungsgremium einer Aktiengesellschaft. Einmal im Jahr haben Aktionäre die Gelegenheit, der Führung ihres Unternehmens persönlich die Meinung zu sagen. Zudem trifft die Hauptversammlung wichtige Entscheidungen: Die Anteilseigner müssen den Vorstand entlasten - in der Regel Formsache - und stimmen über die Ausschüttung der Dividende und die Besetzung des Aufsichtsrats ab./cho/DP/jha