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Studie: Luftfahrt benötigt tausende Anlagen für nachhaltigen Flugtreibstoff

17.03.2025
um 12:05 Uhr

STUTTGART (dpa-AFX) - Der Bedarf an nachhaltigem Sprit für Flugzeuge wird sich einer Studie zufolge in den kommenden Jahren vervielfachen. Deshalb brauche es weltweit Investitionen von 1 bis 1,5 Billionen US-Dollar (919 Milliarden bis 1,4 Billionen Euro), schreibt die Unternehmensberatung EY in einer am Montag veröffentlichten Studie. So müssen Fluggesellschaften in Europa in den kommenden Jahren beim Tanken immer mehr nachhaltige Flugtreibstoffe (SAF) beimischen.

Im Jahr 2050 könnte mehr als die Hälfte des europäischen Kerosinbedarfs durch SAF gedeckt werden, schätzt EY. Dies entspreche einer Nachfrage von 73,1 Millionen Tonnen Treibstoff allein in Europa. In Nordamerika als zweitgrößtem Markt dürften 60 Millionen Tonnen benötigt werden, schreiben die Experten.

Als Sustainable Aviation Fuel (SAF) bezeichnet man Biokraftstoffe, die etwa aus Abfällen gewonnen werden (Bio-SAF) sowie mit Ökostrom künstlich erzeugte E-Fuels (E-SAF). Seit Anfang dieses Jahres müssen Fluggesellschaften in Europa beim Betanken ihrer Flugzeuge mindestens zwei Prozent SAF einfüllen. Im Jahr 2030 sollen es mindestens sechs Prozent sein. Die bisherige Produktion reicht dafür jedoch bei Weitem nicht aus: Im Jahr 2023 lag der SAF-Anteil am Kerosinverbrauch laut EY gerade einmal bei 0,2 Prozent.

"Die regulatorischen Vorgaben treiben einen massiven Anstieg des Bedarfs an SAF in den kommenden Jahren voran", sagt EY-Partner Daniel Eisenhuth. In Europa dürfte der Bedarf am stärksten wachsen - nämlich in der Zeit von 2030 bis 2050 um 11,6 Prozent pro Jahr.

Um den geschätzten weltweiten Bedarf im Jahr 2050 zu decken, müssen laut EY 5.000 bis 7.000 zusätzliche Produktionsanlagen gebaut werden. Die notwendigen Investitionen sind aus Sicht der Experten aber nicht so hoch, wie sie auf den ersten Blick wirken: Die genannten 1 bis 1,5 Billionen Dollar entsprächen sechs bis zehn Prozent dessen, was derzeit jährlich in die Infrastruktur für Öl und Gas investiert werde. Aus Sicht der Fluggesellschaften sollte vor allem die Ölindustrie
diese Investitionen decken.

Trotz dieser Aussichten bleibt die SAF-Produktion bisher begrenzt. Im laufenden Jahr 2025 würden voraussichtlich nur 2,1 Millionen Tonnen erreicht, schätzt der Weltluftfahrtverband IATA. Dies entspricht lediglich 0,7 Prozent der gesamten Treibstoffproduktion für Düsenjets. In Deutschland werde die Produktion im Jahr 2026 voraussichtlich bei nur 0,08 Millionen Tonnen liegen, schreibt EY.

Fluggesellschaften beklagen schon länger, dass es weltweit nicht genügend nachhaltigen Treibstoff zu kaufen gibt. Laut EY sind weltweit zurzeit 264 neue Projekte zur SAF-Produktion angekündigt, davon 103 in Nordamerika und 98 in Europa. Viele Airlines schließen mit Anbietern entsprechende Lieferverträge ab.

Nach Ansicht von EY sollte auf EU-Ebene ein zentraler Fonds eingerichtet werden, in dem die Einnahmen etwa aus dem EU-Emissionshandel und Strafzahlungen für Verstöße gesammelt werden. Dieses Geld könnte in den Aufbau der SAF-Industrie investiert werden. Zusätzlich schlagen die Experten eine Abgabe auf Flugtickets vor - und eine Steuer auf Einkünfte aus der SAF-Produktion durch die Verwertung von Abfällen./stw/men/nas

Air France-KLM S.A.

WKN 855111 ISIN FR001400J770

Deutsche Lufthansa AG

WKN 823212 ISIN DE0008232125

International Consolidated Airlines Group S.A.

WKN A1H6AJ ISIN ES0177542018

Ryanair Holdings PLC

WKN A1401Z ISIN IE00BYTBXV33

Shell PLC

WKN A3C99G ISIN GB00BP6MXD84