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Börse Frankfurt-News: Am liebsten "ex USA" (ETF-Handel)

18.03.2025
um 16:16 Uhr

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Europas Aktien haben US-Aktien abgehängt, und im ETF-Markt geht alles in Richtung Euro Stoxx, Stoxx Europe oder DAX. Die USA-lastigen MSCI World-ETFs werden gemieden - und stattdessen auf den MSCI World ex USA gesetzt.

18. März 2025. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Europas Aktien top, US-Aktien flop - diese Entwicklung zeigt sich auch im ETF-Markt. Die über viele Jahre favorisierten US- und World-ETFs sind plötzlich unbeliebt, Euro Stoxx-, Stoxx Europe- oder auch DAX-Tracker extrem gesucht. Wer dennoch auf World-Aktien setzen will, entscheidet sich jetzt für Varianten mit niedrigem oder keinem US-Anteil. "Insgesamt hatten wir bei nachlassenden Umsätzen erneut leicht mehr Verkäufe als Käufe", berichtet Holger Heinrich von der Baader Bank außerdem. "Vergangene Woche haben wir viele Verkäufe von US-Aktien gesehen, Ende der Woche und Anfang dieser Woche ist das Bild aber ausgeglichener", bemerkt Moritz Kretschmann von Lang & Schwarz.

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Der DAX ist am heutigen Dienstag auf den neuen Rekordstand von 23.482 Punkten gestiegen - getrieben von der voraussichtlichen Lockerung der Schuldenbremse und den milliardenschweren Investitionen in Rüstung und Infrastruktur in Deutschland. US-Aktien haben sich zuletzt zwar etwas erholt, liegen aber noch deutlich unter ihren Hochs - der Dow Jones um mehr als 7 Prozent, der Nasdaq 100 um 11 Prozent.

Europa bleibt Favorit

Beliebt bleiben daher europäische Aktien - und zwar sowohl Large als auch Small Caps, gerne auch als ESG-Variante. So wird auf den iShares Euro Stoxx 50 ESG (IE000LXEN6X4) gesetzt, wie Heinrich beobachtet, außerdem den Deka MSCI Europe (DE000ETFL292) und den BNP Paribas Easy MSCI Europe Small Caps SRI S-Series PAB 5% Capped (LU1291101555). Auffällig seien zudem Abflüsse aus einigen ETFs mit Großbritannien-Bezug, etwa aus FTSE 100- und FSE 250-ETFs (IE00BKX55Q28) und dem iShares UK Dividend (IE00B0M63060). "Europas Aktien sind gesucht, auch DAX-Tracker", berichtet auch Kretschmann.

US-Aktien stehen hingegen auf den Verkaufslisten. "Bei den USA-ETFs werden hauptsächlich die großen Indizes verkauft", meldet Heinrich. Betroffen sind klassische S&P 500- und MSCI USA-Tracker (IE00BM67HW99, IE000UMV0L21), aber auch gleichgewichtete sowie die mit ESG-Filter ausgestatteten "Score & Screened"-Varianten des S&P 500 (IE00BHXMHQ65).

"Ohne-Variante" schlägt klassischen MSCI World

Bei den World-ETFs kommen derzeit Produkte mit einem niedrigen oder gar keinem US-Aktienanteil gut an, wie Heinrich feststellt. Beispiele sind der Xtrackers MSCI World ex USA (IE000Z0FC0G5) und der Invesco FTSE RAFI All World 3000 (IE00B23LNQ02). Der MSCI World ex USA bildet Industrieländeraktien ab, schließt aber US-Aktien aus. Per Ende Februar hatten japanische Aktien mit 19 Prozent den größten Anteil, gefolgt von britischen (13 Prozent), kanadischen (11 Prozent), französischen (10 Prozent) und schweizerischen (9 Prozent.) Größte Positionen waren Novo Nordisk, SAP, ASML, Nestlé und Astrazeneca. Seit Jahresanfang schneidet der Index mit einem Plus von 6,9 Prozent (bis Ende Februar) besser ab als der "normale" MSCI World (2,8 Prozent), auf Sicht von einem und drei Jahren hat die klassische Variante aber immer noch die Nase vorn.

Mehr dazu im PDF auf MSCI.com
Zeit der hohen Zuflüsse in US-Aktien vorbei.

Die Zuflüsse in den ETF-Markt in Europa hielten auch im Februar an. "Die Neuinvestments blieben im kurzen Monat Februar mit 30,5 Milliarden Euro fast doppelt so hoch wie im dreijährigen Monatsdurchschnitt", berichtet das ETF-Analyse- und Handelshaus Crossflow. Der Investitionsdruck lasse also nicht nach. Crossflow meldet auf der Aktienseite den vierten Monat in Folge einen Zufluss von über 20 Milliarden Euro. Für die Rentenseite sei es sogar das höchste Volumen seit einem halben Jahr gewesen. Außerdem auffällig: ETFs auf US-Aktienindizes erhielten erstmals seit exakt zwei Jahren netto keine weiteren Gelder, sondern verzeichneten sogar leichte Abflüsse. "Das ist insofern bemerkenswert, als dass in den vergangenen drei Jahren nicht weniger als 42 Prozent der Neuinvestments auf der Aktienseite in ETFs mit amerikanischen und 49 Prozent in Produkte mit globalen Indizes flossen", heißt es.

Mehr dazu im PDF auf crossflow.de

Fokus auf Europas Rüstungsunternehmen

Während die lange so beliebten Tech-ETFs weiter abgestoßen werden, sind Rüstungs-Indexfonds gefragt. Beispiele sind der VanEck Defense (IE000YYE6WK5) und der Global X Defence Tech (IE000JCW3DZ3). Kretschmann zufolge kommt aber auch der neue WisdomTree Europe Defence (IE0002Y8CX98) sehr gut an, der auf europäische Rüstungsunternehmen setzt. Schwergewichte sind aktuell Rheinmetall, Leonardo, Saab, BAE System, Thales, Rolls-Royce und Airbus.

Goldpreishoch belebt ETC-Nachfrage

Während es im Handel mit Krypto-ETNs Kretschmann zufolge derzeit eher ruhig zugeht, sei im Geschäft mit Gold-ETCs einiges los. Der Goldpreis war vor kurzem auf ein neues Hoch von 3.028 US-Dollar geklettert, am Dienstagmittag sind es kaum weniger. Beliebt ist beispielsweise Xetra-Gold (DE000A0S9GB0). "Die Nachfrage erstreckt sich aber auf viele Gold-ETCs", berichtet der Lang & Schwarz-Händler.

Von Anna-Maria Borse,18. März 2025, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)