SpaceX-Mission soll um Pole fliegen - mit erster deutscher Frau im All
WASHINGTON/BERLIN (dpa-AFX) - Die Berlinerin Rabea Rogge könnte diese Woche die erste deutsche Frau im Weltall werden. An Bord einer "Dragon"-Kapsel und mit Hilfe einer Falcon-9-Rakete des Raumfahrtunternehmens SpaceX von Tech-Milliardär Elon Musk soll Rogge am Dienstagmorgen mitteleuropäischer Sommerzeit vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida starten. Der Start könnte sich allerdings jederzeit auch noch kurzfristig aus unterschiedlichsten Gründen verschieben.
Nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) waren bislang zwölf deutsche Männer, aber keine deutsche Frau im Weltall. Es habe zwar mehrere Anwärterinnen und Reserve-Raumfahrerinnen gegeben, aber noch nie sei eine Frau wirklich geflogen.
"Freue mich, mit dieser unglaublichen Crew zu starten"
Die Mission namens "Fram2" - benannt nach einem norwegischen Polarforschungsschiff aus dem 19. Jahrhundert - soll rund vier Tage lang dauern. Dabei soll die "Dragon"-Kapsel auf einer neuen Umlaufbahn über die Polarregionen der Erde fliegen. Aus einer Höhe von 425 bis 450 Kilometern sollen unter anderem Himmelsleuchten untersucht werden, außerdem könnten laut SpaceX die ersten Röntgenbilder von Menschen im Weltall entstehen.
Für "Fram2" hat erneut - wie in der Vergangenheit bereits mehrfach - ein Milliardär das Unternehmen SpaceX aus privatem Interesse mit der Durchführung einer Mission beauftragt. Diesmal war es der Malteser Chun Wang, der mit Kryptowährungen reich geworden ist und auch mitfliegt. Teil der Crew sind auch die Filmemacherin Jannicke Mikkelsen aus Norwegen sowie der Polar-Guide Eric Philips aus Australien. "Ich freue mich darauf, mit dieser unglaublichen Crew zu starten", schrieb die 29-jährige Rogge auf der Online-Plattform X.
Monatelange intensive Vorbereitung
Die Deutsche ist bei der Mission offiziell als wissenschaftliche Spezialistin dabei. Sie hat an der ETH Zürich Elektrotechnik und Informationstechnologie studiert. Dabei arbeitete sie auch an einem Konzept einer Nanosatelliten-Zentrifuge in einer niedrigen Erdumlaufbahn mit. Für ihre Doktorarbeit wechselte sie an die Technisch-Naturwissenschaftliche Universität Norwegens.
Auf die Mission bereiten sich Rogge und der Rest der Crew seit Monaten mit intensivem Training vor. Dabei wurden unter anderem in der SpaceX-Trainingskapsel verschiedene Szenarien und die Reaktionen darauf durchgespielt. Außerdem gab es medizinische Schulungen und Trainingseinheiten für die geplanten wissenschaftlichen Experimente. "Die technischen Hintergründe fallen mir am leichtesten, da ich viele der Systeme aus meiner Zeit als Systemingenieur im Satellitenprojekt wiedererkenne", sagte Rogge vor einigen Monaten der Deutschen Presse-Agentur.
Training sogar in Alaska
Außerdem wurden die Raumanzüge der vier Crew-Mitglieder genau angepasst und es gab Übungen für die Gruppendynamik, etwa ein Seekajak-Training in Alaska. Das habe das Team zusammengeschweißt, sagte Rogge. "Sieben Tage in nasser Kleidung der Wildnis zu trotzen, hat uns schon zusammengebracht."
Ins All mitnehmen will Rogge unter anderem eine Gedenkmedaille an Flugpionier Otto Lilienthal (1848-1896) und eine kleine Nachbildung der Freiheitsglocke im Rathaus in Berlin-Schöneberg - dem Bezirk, in dem sie geboren wurde.
An anderen Astronautinnen und Astronauten bewundere sie vor allem die Ruhe, die sie ausstrahlten, sagt Rogge. Hoffentlich werde sie nie eine stressige Situation im All erleben - "aber die Nasa-Astronauten, die ich bisher getroffen habe, haben meiner Meinung nach immer sehr viel Fassung und Ruhe ausgestrahlt".
"Riesige Freude" bei der Deutschen Raumfahrtagentur
Von der Deutschen Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) heißt es, man freue sich riesig über den Start von Rogge. "Erstmals fliegt eine deutsche Frau ins All, und zwar nicht in einem staatlichen Programm, sondern mit einer privaten Initiative", sagte Walther Pelzer, DLR-Vorstandsmitglied und Generaldirektor der Deutschen Raumfahrtagentur. Weder für den Flug noch für den Transport der Experimente müssten Steuergelder verwendet werden.
"Das zeigt, wie viel Kraft in privaten Initiativen stecken kann", sagte Pelzer der Deutschen Presse-Agentur. "Ich wünsche mir sehr, dass Rabea Rogge und "Fram2" Begeisterung bei der jungen Generation für Wissenschafts- und Ingenieursberufe weckt."
Experte Wörner: "Sicher ein tolles Erlebnis"
Nach Einschätzung von Europas früherem Raumfahrtchef Jan Wörner wird die Mission "sicherlich ein tolles Erlebnis für die Crew". Er hofft, dass die erhöhte Strahlung an den Polen nicht zu gesundheitlichen Konsequenzen führt. "Der Grund der Nordlichter ist die Tatsache, dass das Magnetfeld der Erde die von der Sonne kommenden Partikel dort konzentriert", sagte Wörner. "Es wäre sehr schön, wenn durch die Mission wissenschaftliche Ergebnisse erzielt werden."/cah/DP/he