Börse Frankfurt-News: Wochenausblick: "Verschnaufpause auf hohem Niveau"
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Zum juristischen Tauziehen um die Rechtmäßigkeit der US-Zölle kommen nun noch neue Abgaben auf US-Importe von Stahl. Die Märkte zeigen sich aber gelassen. Allerdings belaste die Unsicherheit die Investitionstätigkeit der Unternehmen.
2. Juni 2025. Das Zollchaos setzt sich fort, größere Rücksetzer an den Märkten bleiben aber aus. "Das Hin und Her sowohl bei den US-Importzöllen für die EU als auch bei den US-Gerichtsurteilen zu Trumps Importzöllen bestimmt weiterhin die Aktienmärkte", stellt Thorsten Weinelt von der Commerzbank fest. Gleichzeitig verbessere sich das fundamentale Umfeld, mit Leitzinssenkungen durch die EZB und sich aufhellenden Konjunkturindikatoren. Mit großen Sprüngen nach oben rechnet er dennoch nicht: "Nach den starken Kursgewinnen der vergangenen Wochen erwarten wir nun erst einmal eine Verschnaufpause an den Aktienmärkten auf hohem Niveau."
Am Montagmorgen steht der DAX bei knapp 23.900 Punkten nach 23.997 am Freitag zu Handelsschluss - und 24.326 Punkten im Allzeithoch vergangene Woche. Die US-Börsen waren am Freitag kaum verändert ins Wochenende gegangen.
"Big beautiful bill" als nächste Baustelle
Auch nach Einschätzung von Claudia Windt von der Helaba zeigen sich die Aktienmärkte erstaunlich stabil. "Die Anleger scheinen weiterhin auf ein Positivszenario bezüglich der Zölle zu setzen", vermutet sie. Allerdings arbeite sich die bereits verursachte Unsicherheit schon durch die Wirtschaft und belaste die Investitionsentscheidungen der Unternehmen. Die Steuersenkungspläne von Trumps "big beautiful bill" sieht sie als nächste Baustelle, die sich als Belastung für die Staatsfinanzen und den Rentenmarkt erweisen könnten.
"Treten auf der Stelle, auf hohem Niveau"
"Börsen waren schon immer nachrichtengetrieben. Was sich derzeit allerdings ereignet, ist eher ungewöhnlich", kommentiert der technische Analyst Christoph Geyer mit Blick auf die US-Zollpolitik. Der DAX wirke inzwischen aber eher unbeeindruckt von diesem Hin und Her. Vergangene Woche habe der Index zwar auf der Stelle getreten, allerdings auf hohem Niveau. Die alte Widerstandszone diene nun als Unterstützung. "Auch wenn die Indikatoren zum Teil mit Verkaufssignalen aufwarten, kommt der Index noch nicht unter Druck", bemerkt Geyer. Die vergleichsweise hohen Umsätze am Freitag deuteten aber auf eine gestiegene Nervosität hin. "Die kurzfristige Tendenz dürfte auch vom Treffen von Bundeskanzler Merz mit US-Präsident Trump abhängen."
Zinssenkung fest eingeplant
Neben dem Treffen von Merz und Trump gibt es diese Woche noch einen wichtigen politischen Termin: Am heutigen Montag kommt es in Istanbul zu einer zweiten Runde der direkten Verhandlungen zwischen Russland und Ukraine über ein Ende des Krieges.
Eher unspektakulär dürfte der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank am Donnerstag sein. "Marktkonsens ist, dass die EZB die Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte senkt", erklärt die Deutsche Bank. Trotz inzwischen bereits acht Zinssenkungen im aktuellen Lockerungszyklus sprächen die rückläufige Inflation und das weiterhin schwache Wirtschaftswachstum dafür. "Die Zinsterminmärkte gehen zumindest von einem weiteren Zinsschritt bis zum Jahresende aus, wobei eine Zinspause im Juli erwartet wird."
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Dienstag, 3. Juni
11.00 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise Mai. Die DekaBank rechnet mit einem weiteren Rückgang der Inflation, und zwar von 2,2 Prozent im April auf 1,9 Prozent im Mai.
Mittwoch, 4. Juni
Indexüberprüfung. Die Deutsche Börse Group prüft turnusgemäß die Zusammensetzung der DAX-Indizes. Das Ergebnis wird nach US-Börsenschluss bekannt gegeben.
Donnerstag, 5. Juni
8.00 Uhr. Deutschland: Auftragseingänge Industrie April. Die Auftragseingänge dürften merklich zurückgegangen sein, meint die Commerzbank. Allerdings werde der Rückgang kleiner ausfallen als der kräftige Anstieg vom März. Insgesamt werde sich zeigen, dass die deutsche Industrie den konjunkturellen Tiefpunkt durchschritten habe.
14.15 Uhr. Eurozone: EZB-Zinsentscheid. Am Markt wird fest davon ausgegangen, dass die EZB die Leitzinsen um weitere 25 Basispunkte senken wird.
Freitag, 6. Juni
8.00 Uhr. Deutschland: Industrieproduktion April. Zuletzt profitierte die deutsche Industrie der DekaBank zufolge von vorgezogenen Käufen der US-Importeure. Da diese Sonderkonjunktur auslaufe, sei die Produktion im deutschen produzierenden Gewerbe im April wohl gesunken.
14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenzahlen Mai. Nach einem robusten Bericht für den April deuten die Prognosen für Mai laut Deutscher Bank auf eine moderate Abschwächung hin. Die US-Wirtschaft habe wohl lediglich 130.000 neue Stellen geschaffen gegenüber 177.000 im Vormonat. Die Arbeitslosenquote werde wohl bei 4,2 Prozent verharren.
von: Anna-Maria Borse, 2. Juni 2025, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)