Sprit und Heizöl teurer nach Israels Angriff auf Iran
MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Menschen in Deutschland spüren schon wenige Tage nach Israels Großangriff auf den Iran die Folgen des Konflikts in ihrem Portemonnaie. Der Konflikt lässt die Rohölpreise steigen, in deren Folge die Kosten für Sprit und Heizöl anziehen.
Preise für Benzin und Diesel
Am Sonntagmorgen um 8.20 Uhr kostete ein Liter Super E10 nach Zahlen des ADAC im deutschlandweiten Schnitt 1,749 Euro, ein Liter Diesel 1,639 Euro. Am Vortag um die gleiche Uhrzeit war es jeweils knapp ein Cent weniger. Am Freitag hatten sie sogar noch fünf beziehungsweise sechs Cent unter den Samstagpreisen gelegen.
Dabei handelt es sich nur um Momentaufnahmen. Die untersuchte Uhrzeit ist laut ADAC ein eher teurer Zeitpunkt während der abklingenden Morgenspitze. Der Tagesdurchschnitt war jeweils etwas geringer: Am Samstag kostete ein Liter Super E10 laut ADAC im Tagesschnitt 1,671 Euro, Diesel 1,551 Euro. Das waren jeweils 1,3 Cent mehr als am Freitag. Der Tagesdurchschnitt für Sonntag liegt erst am Montag vor.
Kosten für Heizöl
Nach einer Analyse des Vergleichsportals Verivox kosten 100 Liter Heizöl derzeit rund 93 Euro. Noch im Mai lag der Preis im Durchschnitt bei 87 Euro - das war laut Verivox so wenig wie seit zwei Jahren nicht. Die Auswertung liegt der Deutschen Presse-Agentur vor, zuerst hatten die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichtet.
Trotz des jüngsten Preisanstiegs könne es sich lohnen, den Tank jetzt nachzufüllen, heißt es in der Analyse. Denn wie bei Diesel und Benzin seien auch beim Heizöl im langfristigen Vergleich die Preise noch immer niedrig. Hinzu kommt dem Preisvergleichsportal zufolge, dass neben der geopolitischen Unsicherheit auch steigende CO2-Kosten die Preise im nächsten Jahr weiter in die Höhe treiben könnten.
Der im Mai in Deutschland ermittelte Durchschnittspreis von knapp 87 Euro (brutto) für 100 Liter Heizöl ergibt für ein Einfamilienhaus mit einem typischen Jahresverbrauch von 2.000 Litern laut Verivox Heizkosten von rund 1.739 Euro.
Wie es dazu kam
Israel hatte am Freitag damit begonnen, iranische Atomanlagen anzugreifen. Die Märkte reagierten nervös. Die Rohölpreise zogen deutlich an. Später wurden Berichten zufolge auch große Öl- und Gasfelder im Iran angegriffen. Auch in Israel gab es bei einem Raketenangriff Schäden an Pipelines und Transferleitungen einer Ölanlage.
Welche Folgen solche Beschädigungen der Energieinfrastruktur in der ölreichen Region unter Umständen für Verbraucher haben, sei derzeit schwer abzuschätzen, heißt es vom Mineralölwirtschaftsverband Fuels und Energie (en2x). "Geopolitische Ereignisse hatten schon in der Vergangenheit oft deutliche Auswirkungen auf die Ölpreise, so auch in diesem Fall", sagte ein en2x-Sprecher auf Anfrage. "Da neben dem Ölpreis zahlreiche weitere Faktoren auf die Tankstellenpreise einwirken, darunter das internationale Kraftstoffangebot und die aktuelle Nachfrage, lässt sich immer erst hinterher feststellen, welche Wirkungen derlei Ereignisse für die Endverbraucher haben."
Preise im längerfristigen Vergleich weiter günstig
Sowohl Heizöl als auch Benzin und Diesel sind im längerfristigen Vergleich aber weiterhin relativ preiswert. So lag laut Verivox 2024 der Durchschnittspreis für Heizöl bei 99 Euro, 2023 bei 104 Euro und im Jahr 2022 sogar bei 131 Euro pro 100 Liter. Mit den aktuellen 93 Euro kommen Verbraucher also noch günstig davon.
Auch beim Sprit weist der Mineralölwirtschaftsverband darauf hin, dass die Preise derzeit relativ niedrig sind. Er verzeichnete zwar nach dem israelischen Angriff auf den Iran am Freitag einen ähnlichen Anstieg der Tagesdurchschnittspreise wie der ADAC, merkt aber an, dass der Donnerstag vor dem Angriff "der bis dato günstigste Tank-Tag des Jahres" gewesen sei. Super E10 und Diesel seien weit entfernt von ihren bisherigen Jahreshöchstpreisen. Diesel habe seinen Rekord in diesem Jahr mit 1,70 Euro im Januar erreicht, Super E10 mit 1,76 Euro je Liter im Februar.
Der ADAC legt Wert darauf, dass es sich noch um einen moderaten Anstieg beim Sprit handelt. Die Richtung sei aber klar: "Tendenziell wird es wohl weiter nach oben gehen", heißt es vom ADAC. "Allerdings sollten wir diese Gefahr auch nicht überstrapazieren und den Konzernen damit keine Steilvorlage liefern, die Preise noch kräftiger zu erhöhen."/juc/DP/he