(neu: Aktienkurs, Analyst, mehr Details und Hintergrund)
HANNOVER/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hannoveraner Continental
An der Börse schwankte die Continental-Aktie nach den Nachrichten zwischen Gewinnen und Verlusten. Am frühen Nachmittag notierte das Papier zuletzt rund 0,9 Prozent tiefer, zeitweise war es um mehr als zwei Prozent abgerutscht, aber auch um fast drei Prozent geklettert. Auf Jahressicht steht aber immer noch ein Plus von gut 13 Prozent zu Buche. Bernstein-Analyst Harry Martin bemerkte, auch die mittelfristigen Ziele der Rest-Conti seien wenig erquicklich.
Für das nach der Abspaltung des Autozuliefer-Bereichs verbleibende Reifen- und Industriegeschäft erwartet der Dax
Grund für die Anpassung sind vor allem die Zölle in den USA und der gestiegene Euro-Kurs, der Conti das Geschäft im Ausland erschwert. Als Reaktion prüft der vor der Aufspaltung stehende Autozulieferer und Reifenhersteller nun auch einen Ausbau der Produktion in den bestehenden drei US-Reifenwerken. "Wir werden so viel lokalisieren, wie wir können", sagte Konzernchef Nikolai Setzer. "Die Werke, die wir haben, werden wir jetzt weiter hochfahren."
Die Möglichkeiten seien aber begrenzt und ließen sich nicht schnell umsetzen. Weitere Standorte seien derzeit aber nicht geplant, fügte Setzer hinzu. "Hier geht es im Wesentlichen um Hochfahren und nicht um zusätzliche weitere Werke oder Investitionen."
Auf Sicht von drei bis fünf Jahren sieht das Conti-Management für die Gruppe ein Umsatzpotenzial von 19,5 bis 22 Milliarden Euro für den nach den bevorstehenden Abspaltungen verbleibenden Konzern. Im vergangenen Jahr habe der entsprechende Erlös des Restkonzerns bei 18,3 Milliarden Euro gelegen. Damit zeigt sich das Management mittelfristig weniger zuversichtlich als noch zum letzten Kapitalmarkttag vor zwei Jahren. "Langfristig sind wir vom Erfolg überzeugt", sagte Finanzvorstand Olaf Schick.
Das vor der Abspaltung stehende Autozulieferer-Geschäft Aumovio peilt unterdessen in den kommenden zwei bis drei Jahren einen Umsatz von 20 Milliarden bis 22 Milliarden Euro an. 2024 hatte das Automotive-Geschäft 19,6 Milliarden Euro erzielt. Langfristig sollen mehr als 24 Milliarden Euro erreicht werden.
Nach dem Spin-Off von Aumovio will sich Continental nun auch von der Kunststofftechnik-Tochter Contitech trennen, vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrats soll der Unternehmensbereich im Laufe des kommenden Jahres veräußert werden. Zunächst aber will sich der Konzern vom Contitech-Geschäft mit Gummiprodukten für Automobilhersteller trennen. Hier soll der Verkauf bis Jahresende abgeschlossen werden. Als Käufer werde vermutlich ein Finanzinvestor zum Zuge kommen, hieß es.
Continental-Lenker Setzer zeigte sich zuversichtlich, dass es auch für den verbleibenden Teil von Contitech mehrere Interessenten geben werde - sowohl aus der Industrie als auch Finanzinvestoren. "Wir gehen davon aus", so der Manager, "dass es sehr viele Unternehmen draußen gibt, sowohl auf der strategischen als auch auf der Finanzinvestor-Seite, die Interesse an Contitech haben und die auch Möglichkeiten sehen, Contitech als Industrieplayer weiterzuentwickeln." Dabei nannte der Manager als mögliche Orientierungshilfe für den Verkaufspreis den letztjährigen Umsatz von 4,5 Milliarden Euro. Contitech liefert unter anderem Schläuche, Antriebsriemen und Förderbänder für die Industrie.
Den Verkaufserlös aus der Transaktion will der Konzern laut dem Vorstand zur Entschuldung nutzen. Zudem würde die Möglichkeit zu einer Sonderdividende und weiteren Aktienrückkäufen überprüft. Mittelfristig werde Continental die Erhöhung des grundsätzlichen Dividendenpotenzials innerhalb des bereits avisierten Korridors von 40 bis 60 Prozent eruieren, hieß es weiter.
Conti-Chef Setzer, der den Konzern seit Ende 2020 führt, treibt mit der Aufspaltung den Umbau weiter voran. Alle drei Geschäftsbereiche seien als dann eigenständige Unternehmen "Champions" in ihrem Bereich und könnten ihr Entwicklungspotenzial besser ausschöpfen als im bisherigen Konzernverbund, erläuterte der Manager. Damit werde Continental nun zum reinen Reifenhersteller.
Nachdem die Autosparte lange Zeit rote Zahlen schrieb, soll das alleinige Reifengeschäft den Niedersachsen künftig mehr Stabilität sichern. "Reifen werden immer gebraucht, es ist ein sehr resilientes Geschäft." Der Bereich sorgte bereits in der Vergangenheit für hohe Margen und einen starken Barmittelfluss, insbesondere mit seinem gut laufenden Reifenersatzgeschäft für Autos und Nutzfahrzeuge. Angepeilt wird binnen drei bis fünf Jahren ein Anstieg beim Erlös von 14,5 bis 16 Milliarden - nach knapp 14 Milliarden im vergangenen Jahr. Dazu will Conti laut seinem Chef den Marktanteil in Asien und Nordamerika weiter ausbauen - dabei seien auch ergänzende Zukäufe interessant, insbesondere bei Spezialreifen./tav/fjo/DP/nas/mis