HAMBURG (dpa-AFX) - Der Wirkstoffentwickler Evotec
Die Aktie des Wirkstoffforschers sackte um bis fast 17 Prozent ab und erreichte das tiefste Niveau seit Mitte April. Zuletzt kostete das Papier als Schlusslicht in einem freundlichen MDax nur noch 6,24 Euro - ein Abschlag von etwas mehr als 16 Prozent. Das Umfeld für die Branche sei schwierig, schrieb Analyst Charles Weston von der kanadischen Bank RBC. Gleichwohl scheine es noch schlechter zu sein als gedacht. Damit summiert sich der Kursverlust seit dem Jahreswechsel auf fast ein Viertel. Seit dem Mehrjahreshoch von fast 46 Euro im Herbst 2021 beläuft sich das Minus auf fast 90 Prozent. Der Börsenwert beläuft sich lediglich noch auf 1,1 Milliarden Euro.
Dem Unternehmen zufolge entwickelten sich die Erlöse in den ersten sechs Monaten schlechter als erwartet. Das operative Ergebnis habe hingegen vor allem von Kosteneinsparungen profitiert. Daher rechnet das Unternehmen beim bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im laufenden Jahr weiterhin mit einem Zuwachs auf 30 bis 50 Millionen Euro. Auch künftig will Evotec Maßnahmen ergreifen, um profitabler zu wachsen. Die Zahlen für das erste Halbjahr will das Unternehmen am 13. August veröffentlichen.
Erst jüngst hat Evotec angekündigt, sich neu auszurichten. Das Unternehmen will sich auf hochwertige Dienstleistungen und Therapiegebiete konzentrieren, das Projekt-Portfolio um etwa 30 Prozent reduzieren und stärker auf Automation und künstliche Intelligenz setzen. Aus Beteiligungen möchte Evotec aussteigen und sich künftig auf die zwei Säulen Wirkstoffforschung & Präklinische Entwicklung sowie den Biologika-Bereich "Just - Evotec Biologics" konzentrieren. Bis 2028 sollen so zusätzlich zum laufenden Kostenprogramm weitere mehr als 50 Millionen Euro gespart werden.
Das Wachstum will Evotec dabei nach einer enttäuschenden Entwicklung im vergangenen Jahr wieder beschleunigen. Zwischen 2024 und 2028 strebt Evotec ein durchschnittliches jährliches Umsatzplus von acht bis zwölf Prozent an. Die Marge gemessen am um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll mehr als 20 Prozent erreichen.
Konzernchef Christian Wojczewski hatte dem Unternehmen im vergangenen Jahr nach einer enttäuschenden Entwicklung bereits ein Sofortprogramm verpasst. In diesem Sinne gab der Konzern den Verkauf eines Produktionsstandortes im westfälischen Halle bekannt. Auch steigen die Hanseaten aus dem Bereich der Gentherapien aus und schließen Standorte in Frankreich und Österreich. Zudem sollen der Einkauf optimiert und Flächen durch die Kündigung von Mietverträgen verkleinert werden./mne/stw/zb