Auch dritte Tarifrunde in Ost-Stahlindustrie ohne Ergebnis
BERLIN/LEIPZIG (dpa-AFX) - Auch die dritte Tarifverhandlung für die rund 8.000 Beschäftigten der ostdeutschen Stahlindustrie ist ohne Einigung geblieben. Wie die IG Metall mitteilte, wies die Gewerkschaft das Angebot der Arbeitgeber zurück und brachte stattdessen ein eigenes Modell mit dauerhaften Entgeltsteigerungen und einem Pauschalbetrag ein. "Wir stehen aber jederzeit für weitere Gespräche bereit", sagte IG Metall-Bezirksleiter Jan Otto.
Die Arbeitgeber hatten laut Gewerkschaft ihr Angebot im Vergleich zur zweiten Runde aufgestockt: Vorgesehen war nun eine Entgelterhöhung um 1,2 Prozent zum 1. Januar 2026 bei einer Laufzeit von 16 Monaten. Für die Monate Oktober bis Dezember 2025 soll es dagegen nichts geben.
IG Metall kontert mit eigenem Modell
"Ich begrüße es, dass die Arbeitgeber sich bewegen", sagte IG-Metall-Verhandlungsführerin Sophie Jänicke. Aber auch das neue Angebot reiche nicht, um die Kernforderung der IG Metall nach einer Reallohnsicherung für die Beschäftigten zu erfüllen.
Die Gewerkschaft schlug daraufhin ein dreistufiges Modell vor: Für Oktober bis Dezember 2025 sollten die Beschäftigten einen Pauschalbetrag von 300 Euro erhalten, der je nach Lage des Betriebes auf 450 Euro steigen oder auf 0 Euro sinken könnte. Mitglieder der IG Metall sollten jedoch mindestens 150 Euro bekommen. Ab 1. Januar 2026 sollen die Entgelte nach diesem Vorschlag um zwei Prozent steigen, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.
"Mit unserem Vorschlag können wir noch in der Friedenspflicht zu einem fairen Ergebnis kommen und Warnstreiks vermeiden", sagte Otto. Die Arbeitgeber hätten das Lösungsmodell allerdings abgelehnt. Die IG Metall setze weiter auf eine Einigung innerhalb der Friedenspflicht, intensiviere aber gleichzeitig ihre Vorbereitungen für Warnstreiks ab dem 1. Oktober.
Branche am Limit - Arbeitgeber pochen auf Realismus
Der Arbeitgeberverband Stahl verwies bereits zu Beginn der Verhandlungen auf die "schwierige Lage" der deutschen Stahlindustrie. Die Forderung nach Entgelterhöhungen übersteige die Möglichkeiten der Unternehmen in der aktuellen Situation, hieß es. Die Branche leidet unter Konjunkturschwäche, teurer Energie, Billigimporten aus China und hohen US-Zöllen. Zudem müssen die Betriebe Milliarden in den Umbau hin zu einer weniger klimaschädlichen Stahlproduktion investieren. Auch Krisen in wichtigen Abnehmerbranchen wie der Autoindustrie belasten./djj/DP/men