Kapitän von russischem Tanker muss in Frankreich vor Gericht
BREST (dpa-AFX) - Der Kapitän eines Tankers, der im Zusammenhang mit Drohnenalarmen in Dänemark verdächtigt wird, soll sich in Frankreich vor Gericht verantworten. Ihm werde vorgeworfen, bei einer Kontrolle auf See offizielle französische Anweisungen nicht befolgt zu haben, teilte die Staatsanwaltschaft Brest mit.
Der Kapitän und sein Erster Offizier waren zuvor in Polizeigewahrsam genommen worden - auch wegen des Vorwurfs, die "Nationalität des Schiffes" nicht belegen zu können. Dies könne dem Kapitän nicht persönlich angelastet werden, hieß es nun von der Staatsanwaltschaft. Die Vorermittlungen gegen den Ersten Offizier wurden eingestellt.
Wie es mit dem Schiff, das der Staatsanwaltschaft zufolge nach internationalem Recht unter keiner Flagge fährt, nun weitergeht, ließ die Ermittlungsbehörde unbeantwortet.
Die französische Marine hatte den Tanker "Boracay" am Samstag vor der bretonischen Insel île d'Ouessant wegen Ungereimtheiten mit Blick auf seine Flagge überprüft. Frankreichs Premier Sébastien Lecornu schrieb am Vormittag, das Schiff ankere vor Saint-Nazaire. Französischen Medien zufolge wurde es dort festgesetzt. Die Staatsanwaltschaft äußerte sich dazu nicht im Detail.
Schiff kommt wohl aus Russland
Das früher als "Pushpa" bekannte Schiff scheine von Russland aus auf dem Weg nach Indien zu sein und Öl zu transportieren, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Es könnte zudem im Verdacht stehen, zur russischen Schattenflotte zu gehören. Mit der Schattenflotte sind Tanker und andere Frachtschiffe gemeint, die Russland zur Vermeidung von Sanktionen etwa beim Öltransport einsetzt.
Berichten zufolge soll der Tanker durch dänische Gewässer gefahren sein, als Drohnen vergangene Woche für mehrere Störfälle an dänischen Flughäfen gesorgt hatten. Wer hinter diesen steckt, ist weiterhin unklar. Die dänischen Ermittler gehen davon aus, dass ein "fähiger Akteur" dafür verantwortlich ist, also jemand mit den nötigen Fähigkeiten und der möglichen Absicht, Unruhe in dem Nato-Land zu stiften. Der Verdacht fiel auf eine Verwicklung Russlands - Anschuldigungen, die der Kreml als "bodenlos" zurückgewiesen hatte.
Vermutung wird auch, dass die Drohnen von einem Schiff aus gesteuert worden sein könnten. In dänischen Medien waren zuletzt mehrere Schiffe genannt worden, darunter auch das, das ins Visier der französischen Behörden geriet./rbo/DP/men