Börse Frankfurt-News: "AI-Hype mit Abwärtsgefahr: Drei Tipps für Vorsichtige"
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Die Märkte eilen von Hoch zu Hoch, ebenso wie die Bewertungen von amerikanischen Aktien. Der AI-Hype ist ungebrochen, und zugleich erklimmt der Goldpreis immer neue Allzeithochs. Ali Masarwah, Fondsanalyst und Geschäftsführer des Finanzdienstleisters Envestor, hat drei Tipps, wie sich Anlegende, denen die aktuelle Marktsituation nicht geheuer ist, gegen die Unsicherheit wappnen können.
6. Oktober 2025. FRANKFURT (Envestor). Aktienrekorde machen viele Anleger froh, einige möglicherweise reich, und doch liegt es in der menschlichen Natur, dem Braten nicht zu trauen. Das ist im Herbst des Jahres 2025 auch gut begründet: Die wirtschaftlichen und geopolitischen Unsicherheiten nehmen zu, die Bewertungen der Aktienmärkte, vor allem in den USA, sind inzwischen sehr ambitioniert. Und aktuell droht ein längerer Shutdown der US-Behörden, der das Wirtschaftswachstum in den USA weiter drücken könnte. Hier unsere Tipps, wie Anlegerinnen und Anleger sorgenfreier investieren können.
Erstens: Keine radikalen Schritte unternehmen
Hohe Bewertungen können tatsächlich bedenklich stimmen. Sie sind eine Indikation für künftige unterdurchschnittliche Renditen. Aber das bedeutet nicht, dass sie zwingend ein Vorbote eines Crashs sein müssen. Wenn also der amerikanische Tech-Index Nasdaq 100 in den vergangenen 15 Jahren um jährlich 20 Prozent zugelegt hat, dann wäre ein Plus von 10 Prozent pro Jahr in den nächsten zehn Jahren eine deutlich unterdurchschnittliche Rendite. Aber rechtfertigt das einen Ausstieg? Anleger sollten zunächst die Kirche im Dorf lassen. Auch übertriebene Börsen-Hypes können lange dauern - an der Seitenlinie zu stehen, kann auch eine Gefahr für die Anlegerrendite sein.
Zweitens: Nicht nichts tun
Wenn es nicht ratsam ist, die Aktienquote von hundert auf 0 zu senken, bedeutet das nicht, dass man nichts tun muss. Die Risikomärkte sind mit wenigen Unterbrechungen konstant in den letzten 15 Jahren gestiegen. Wer in den vergangenen Jahren nichts an seinem Portfolio verändert hat, könnte ein radikal anderes Depot vorfinden als das, das er oder sie ursprünglich im Blick hatte.
Das sollten Anlegerinnen und Anleger zum Anlass nehmen, ihre Portfolios auf ihre Wetterfestigkeit im Jahr 2025 zu prüfen: Haben sich Unwuchten in den vergangenen Jahren herausgebildet? Wie hoch ist der Technologieanteil? Wie hoch ist das Gewicht US-amerikanischer Aktien? Was könnte bei einer 30-prozentigen Korrektur mit dem eigenen Portfolio passieren?
Oft ist ein antizyklisches Rebalancing geboten. Diversifikation ist zwar kein Allheilmittel, hilft aber bei Marktverwerfungen, die schlimmsten Schmerzen zu lindern. Anleihen, Gold und Cash gehören ebenso in das Portfolio wie Aktien. Diversifikation macht Portfolios aber robust.
Drittens: Es kommt immer anders
Anlegende müssen sich klarmachen, dass es erstens immer anders kommt und zweitens als man denkt. Wer zu viele Nachrichten hört und liest, wird vom Pessimismus-Bazillus angesteckt und überträgt diesen Pessimismus möglicherweise auf die Markterwartung. Das wäre ein Fehler. Märkte und Politik stehen zwar in einem gewissen Wirkungszusammenhang, aber nicht jede politische Konstellation hat zwingend logische und eindeutige Folgen für die Marktentwicklung.
Eine gute Lösung: keinen Social-Media-Gurus lauschen, keine Produktinnovationen der Fonds- und Zertifikatebranche kaufen, die Börsen-Allwetter-Heldentate versprechen - stattdessen mehr Sport machen, den Medienkonsum reduzieren - warum nicht häufiger ins Museum gehen und schöngeistige Bücher lesen statt Doom-Scrolling zu betreiben?
Von Ali Masarwah, 6. Oktober 2025, © envestor.de
Über den Autor
Ali Masarwah ist Fondsanalyst und Geschäftsführer von envestor.de, eine der wenigen Fondsplattform, die Cashbacks auf Fonds-Vertriebsgebühren zahlt. Masarwah analysiert seit über 20 Jahren Märkte, Fonds und ETFs, zuletzt als Analyst beim Research-Haus Morningstar. Seine Expertise wird auch von zahlreichen Finanzmedien im deutschsprachigen Raum geschätzt.
Dieser Artikel gibt die Meinung des Autors wieder, nicht die der Redaktion von boerse-frankfurt.de. Sein Inhalt ist die alleinige Verantwortung des Autors.
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)