FRANKFURT (dpa-AFX) - Der mustergültige Börsenstart in den Monat Oktober hat den Leitindex Dax
"Die offensichtliche Sorglosigkeit am deutschen Aktienmarkt sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass strukturelle Risiken weiter bestehen", sagte Marktexperte Timo Emden. Zudem gilt eine Verschnaufpause als "überfällig". Auch bei der LBBW heißt es: "Für eine Jahresendrally stehen die Ampeln noch nicht auf grün." Gewarnt wird hier insbesondere vor einer möglicherweise längeren Haushaltsblockade in den Vereinigten Staaten. Während dies in der Vergangenheit keine Panik ausgelöst und die Wirtschaft den Regierungsstillstand bislang stets gut verkraftet habe, könnte es diesmal anders laufen. Es sei immerhin eines der letzten Machtmittel, "mit dem die Demokraten den von der Trump-Regierung angestrebten Umbau der USA in Richtung Autokratie noch stoppen können".
Ohne regulär bewilligte Mittel laufen die Staatsgeschäfte in der weltgrößten Volkswirtschaft seit nun schon fast zwei Wochen auf Notbetrieb. Bis auf Weiteres werden seither auch keine Konjunkturdaten mehr von den Statistikämtern veröffentlicht.
Das leistet zwar den Zinssenkungshoffnungen Vorschub, zumal die September-Arbeitsmarktdaten des privaten Dienstleisters ADP überraschend schwach ausgefallen waren. Doch dass es gerade jetzt an Daten von der Regierungsseite mangelt, gilt als problematisch. "Gerade jetzt würde die US-Notenbank Fed die Daten besonders genau unter die Lupe nehmen, um gegebenenfalls rechtzeitig reagieren zu können", sagte Analyst Martin Roth von der Commerzbank.
In der neuen Woche wäre insbesondere die Preisentwicklung in den USA im September relevant. In diesen Daten hatten sich zuletzt die inflationären Auswirkungen der Zollpolitik gezeigt. Doch die Veröffentlichung am Mittwoch ist fraglich, ebenso wie die Bekanntgabe der US-Einzelhandelsumsätze und Erzeugerpreise am Donnerstag und der Daten zur Industrieproduktion am Freitag.
Hierzulande dürfte sich der Blick vor allem auf die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland richten. Sie stehen am Dienstag an und dürften laut der Commerzbank erneut rückläufig sein.
Die politischen Entwicklungen im hoch verschuldeten Nachbarland Frankreich sind ein weiterer Test für die Beständigkeit der derzeitigen Rekordlaune an den Börsen. Die Märkte setzen nach wie vor darauf, dass eine neue Regierungsbildung gelingen wird. Sollten Neuwahlen der Nationalversammlung oder gar des Präsidenten in der nach Deutschland zweitgrößten Volkswirtschaft im Euroraum erforderlich werden, könnten den Börsen in Europa und damit auch dem Dax kräftige Rückschläge drohen.
Nicht zuletzt wird auch der Start in die Berichtssaison für das dritte Quartal wesentlich sein für die Stimmung der Anleger. Noch herrscht Optimismus, insbesondere, was die Vereinigten Staaten betrifft. Schließlich hatte es bereits im zweiten Quartal mehrheitlich positive Überraschungen und zuversichtliche Ausblicke von US-Unternehmen gegeben, was die Märkte in ihrem Lauf nach oben befeuert hatte.
Angesichts der hohen Bewertungen dürften Anleger daher nun aber "ganz genau hinschauen, ob die Entwicklung der Unternehmensgewinne weiter Schritt halten konnte", erwartet Commerzbank-Experte Roth. Vor allem gelte das für das Trendthema Künstliche Intelligenz (KI), präzisierte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets. Schließlich ist es - neben den Zinssenkungserwartungen und den Konjunkturprogrammen und Rüstungsinvestitionen - der KI-Investitionsboom, der die Börsen seit geraumer Zeit nach oben treibt, ohne dass die meisten Marktexperten eine Blasenbildung sehen.
Den Auftakt in die US-Berichtssaison machen am Dienstag die Banken JPMorgan
Hierzulande könnte zum Wochenauftakt der Autokonzern VW
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---